WTO-Prognose

Welthandel dürfte 2023 nur wenig wachsen

Die WTO hebt ihre Prognose für das Wachstum beim Welthandel an. Dennoch dürfte es in diesem Jahr eher mau ausfallen – die Probleme sind vielfältig.

Welthandel dürfte 2023 nur wenig wachsen

Welthandel dürfte 2023 nur wenig wachsen

WTO hebt Prognose an – Zunahme dennoch unter dem langjährigen Schnitt – Auch globales BIP-Wachstum gering

Dank der Entspannung bei den globalen Lieferketten und dem Ende der Corona-Pandemie blickt die Welthandelsorganisation WTO wieder optimistischer in die Zukunft. Ihre Prognosen für das Wachstum beim Welthandel und beim globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) fallen dennoch mau aus.

Martin Pirkl, Frankfurt
mpi Frankfurt

Die Ökonomen der Welthandelsorganisation WTO blicken wieder etwas optimistischer in die Zukunft und gehen dennoch nur von einem schwachen Wachstum des Welthandels aus. Der am Mittwoch veröffentlichten Prognose zufolge wird der globale Handel in diesem Jahr um 1,7% zulegen, nach 2,7% im Jahr 2022. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, die hartnäckig hohe Inflation, eine straffere Geldpolitik und die Unsicherheit an den Finanzmärkten nach der Pleite der Silicon Valley Bank und der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS lasteten auf dem Welthandel. „Zinserhöhungen in Industrienationen haben Schwächen in Bankensystemen offenbart, die zu einer größeren finanziellen Instabilität führen könnten, wenn sie nicht kontrolliert werden“, sagte WTO-Chefökonom Ralph Ossa. „Regierungen und Aufsichtsbehörden müssen in den kommenden Monaten auf diese und andere finanzielle Risiken achten.”

Gleichzeitig wirke die Öffnung Chinas nach der Corona-Pandemie und die damit sinkenden Probleme in den globalen Lieferketten positiv auf die Wirtschaft. Daher fällt die neue Prognose der WTO auch besser aus als die Vorhersage vor einem halben Jahr. Damals hatten die Ökonomen noch mit einem Wachstum des Welthandels von gerade einmal 1,0% gerechnet. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 2,7%.

Das Wachstum für 2022 ist dagegen schwächer ausgefallen als noch in der Oktober-Prognose erwartet. Statt eines Zuwachses um 3,5% konnte der Welthandel laut WTO nur um besagte 2,7% zulegen. Dies lag vor allem am schwächeren Schlussquartal. Mehrere Faktoren trugen zu diesem Einbruch bei, darunter erhöhte globale Rohstoffpreise, eine Straffung der Geldpolitik in vielen Ländern und Corona-Ausbrüche, die die Produktion und den Handel in China störten.

Handel als Stütze

Der Welthandel ist 2022 dennoch in etwa so stark gewachsen wie im Basisszenario, das die WTO kurz nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine veröffentlicht hatte – und er ist deutlich besser durch die Krise gekommen als im pessimistischen Szenario der WTO. In diesem wäre der Welthandel nur um 0,5% gewachsen, aufgrund der sich bildenden Blöcke im Konflikt, die den Handel mit der Gegenseite weitgehend einstellen.

Für WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala bleibt der Handel eine wichtige Stütze der schwächelnden Weltkonjunktur. „Der Handel erhöht weiterhin die Widerstandsfähigkeit der Weltwirtschaft, aber er wird auch 2023 unter dem Druck externer Faktoren stehen“, sagte Okonjo-Iweala. „Umso wichtiger ist es für Regierungen, eine Fragmentierung des Handels zu vermeiden und davon Abstand zu nehmen, Handelshemmnisse einzuführen. Investitionen in die multilaterale Zusammenarbeit im Handelsbereich würden das Wirtschaftswachstum und den Lebensstandard der Menschen langfristig verbessern.“

Für das weltweite Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) geht die WTO für 2023 von einem Anstieg um 2,4% aus. Dies läge unter dem Durchschnitt von 2,7%. Für 2024 sagen die WTO-Ökonomen dann ein Wachstum um 2,6% voraus. Jedoch sind die Prognosen derzeit mit einer noch höheren Unsicherheit als sonst behaftet. Substanzielle Risiken für die Weltwirtschaft seien laut WTO geopolitische Spannungen, Schocks bei der Nahrungsmittelversorgung und die Möglichkeit unvorhergesehener Folgen einer geldpolitischen Straffung.