Geldpolitik

Zentralbank in Ungarn senkt Leitzins kräftig

Trotz zweistelliger Inflationsrate ist der Realzins in Ungarn inzwischen positiv. Der Zentralbank gibt das Spielraum für eine weitere Senkung des Leitzinses.

Zentralbank in Ungarn senkt Leitzins kräftig

Ungarn setzt
geldpolitische Lockerung fort

Leitzins sinkt um 75 Basispunkte auf 12,25 Prozent

mpi Frankfurt

In Erwartung einer weiter nachlassenden Inflation hat die Zentralbank in Ungarn ihre geldpolitische Lockerung fortgesetzt. Die Magyar Nemzeti Bank (MNB) senkt den Leitzins um 75 Basispunkte auf 12,25%. Dies teilte die Notenbank am Dienstag in Budapest mit.

Ökonomen hatten im Vorfeld mit einer Zinssenkung gerechnet. So hatte etwa ING-Volkswirt Peter Virovacz eine Anpassung des Leitzinses nach unten um 50 Basispunkte erwartet. Er verwies jedoch darauf, dass die zuletzt wieder stärkere ungarische Währung Forint der MNB womöglich Spielraum für einen größeren Zinsschritt gebe.

Realzins positiv

Ungarns Währungshüter hatten in der Vergangenheit wiederholt betont, dass es für das Erreichen der Preisstabilität wichtig sei, dass der Realzins positiv ist. Das mittelfristige Teuerungsziel der Notenbank liegt bei 3%. Davon ist die MNB derzeit noch weit entfernt. Die Inflation lag im September bei 12,2%.

Damit hat sie sich seit ihrem Höhepunkt von rund 26% zu Beginn des Jahres etwa halbiert. Auch die Kernrate, die mit 13,1% über der Gesamtrate liegt, ist rückläufig. Die MNB geht davon aus, dass sich die Inflationsdynamik in den kommenden Monaten weiter abschwächt. Sie erwartet, dass das Teuerungsziel bis 2025 erreicht ist.

Ungarns Wirtschaft droht Rezession

„Mit der sich beschleunigenden Desinflation bewegte sich der inländische Realzins im September in den positiven Bereich und dürfte bei dynamisch sinkender Inflation bis zum Jahresende allmählich ansteigen“, teilte die MNB in ihrer Stellungnahme zum Zinsentscheid mit.

Die niedrigeren Zinsen – auch die Zinssätze für besicherte Kredite sowie für kurzfristige Einlagen sinken um 75 Basispunkte – dürften der angeschlagenen ungarischen Konjunktur einen positiven Impuls geben. Für dieses Jahr erwartet die MNB dennoch, dass die Wirtschaft in eine Rezession rutscht. Sie prognostiziert für 2023 eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,5%. 2024 und 2025 wächst die Wirtschaft in Ungarn laut der Vorhersage wieder um 3 bis 4%.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.