Autozulieferer

Eine Machtfrage

Unternehmen wie Continental haben einen entscheidenden Nachteil: Sie können höhere Preise nicht so leicht an ihre Kunden weitergeben wie die Autohersteller. Während Conti die Prognose für die Ergebnismarge senkt, erzielt Tesla eine Rendite von mehr als 19 Prozent.

Eine Machtfrage

Continental muss den stark gestiegenen Preisen für Material und Energie Tribut zollen. Die Umsatzrendite erwartet der Autozulieferer in diesem Jahr nun deutlich niedriger, als es das Unternehmen erst vor sechs Wochen in Aussicht gestellt hatte. Und das, obwohl auch schon Anfang März die wirtschaftlichen Folgen des furchtbaren Kriegs in der Ukraine zu erkennen und zu spüren waren. Das ist ein Hinweis darauf, dass sich die Lage nicht nur für Continental, sondern wohl auch für andere Autozulieferer in kurzer Zeit deutlich verschlechtert hat.

In krassem Gegensatz dazu steht die Rekordrendite von Tesla. Und auch Mercedes-Benz wird in der nächsten Woche voraussichtlich eine Ergebnismarge auf hohem Niveau präsentieren, wenngleich Tesla mit erheblichem Vorsprung weit vorn fährt.

Im Vergleich mit den Zulieferern haben die Autohersteller einen entscheidenden Vorteil: Sie können höhere Preise leichter an ihre Kunden weitergeben – gerade in einer Zeit, in der es noch immer an Halbleitern mangelt und Fahrzeuge zu einem so knappen und begehrten Gut wie selten zuvor geworden sind.

Den Zulieferern fehlt eine solche Macht, um höhere Preise durchzusetzen. Mit ihren Kunden mussten sie schon immer hart verhandeln. Continental kann die stark gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Material, Energie und Transport nicht vollständig abwälzen. Das lässt sich an der Prognosekorrektur ablesen, denn der Konzern rechnet nun mit etwas mehr Umsatz als bisher, obwohl die Erwartung für die globale Autoproduktion gesenkt wurde. Der Preiseffekt gleicht zwar den Mengeneffekt teils aus, aber er ist zu gering, um die Marge stabil zu halten.

Die Kostensteigerungen konnten die Unternehmen im vergangenen Jahr zum Teil noch dank Verträgen mit Laufzeiten von einem Jahr auffangen. Das ist jetzt aber wesentlich schwieriger geworden. Zudem steigt der Druck von allen Seiten auf die Zulieferer. Auch ihre Lieferanten setzen alles daran, höhere Preise weiterzugeben. So führen Stahlanbieter trotz Preisbindungen Nachverhandlungen. Und nicht jedes Unternehmen hat sich so vorteilhaft mit Absicherungsgeschäften gewappnet, dass es jetzt wie Volkswagen mit einem Geldregen davon profitiert.

Auf teure Rohstoffe und Energie muss sich die gesamte Indus­trie für längere Zeit einstellen. Gefragt sind mehr Effizienz und – wo es möglich ist – ein Ausweichen auf eine günstigere Alternative. Das ist die positive Seite jeder Krise: Sie fördert und beschleunigt Innovationen.

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