Porsche-Börsengang

Viel im Konjunktiv

Der Sportwagenbauer Porsche soll an die Börse. Ein Teilbörsengang der Ertragsperle im Konzern hätte für Volkswagen Vorteile. Ob und wann es zu dem Groß-IPO kommen wird, lässt sich aber nicht absehen.

Viel im Konjunktiv

Spekuliert wurde seit langem. Nun hat ein Informationsleck Volkswagen und die mehrheitlich am Wolfsburger Mehrmarkenkonzern beteiligte Fi­nanzholding Porsche SE veranlasst, die Katze aus dem Sack zu lassen: Der Sportwagenbauer Porsche soll an die Börse.

Bei einer Bewertung der hochprofitablen Stuttgarter Konzerntochter, die Investmentbanker und Analysten auf 60 bis 100 Mrd. Euro taxieren, könnte sich im Fall einer Platzierung von 25% eine Transaktion ergeben, die den mit Abstand größten Börsengang des vergangenen Jahres – der Elektroautohersteller Rivian erlöste im November 13,7 Mrd. Dollar – in den Schatten stellen würde. Das Porsche-IPO könnte eines der bislang größten werden.

Noch aber steht bei diesem Projekt, das die Aktienkurse der beiden Dax-Unternehmen VW und Porsche SE am Dienstag ungeachtet der Ängste am Kapitalmarkt im Zusammenhang mit einer eskalierenden Ukraine-Krise um zeitweise mehr als 10 bzw. 15% steigen ließ, viel im Konjunktiv. Eine Eckpunktevereinbarung zwischen beiden Seiten, die die Basis für die weitere Vorbereitung eines möglichen Börsengangs bilden soll, befindet sich auf der Zielgeraden. Sollte diese in Kürze beschlossen werden, wären in einem möglicherweise kritischen Umfeld geopolitischer Konfrontation, erhöhter konjunktureller Risiken und starker Volatilität am Aktienmarkt erhebliche finanzielle und juristische Herausforderungen zu bewältigen. Zwischen der Ankündigung der IPO-Pläne und dem Börsengang des eng mit Volkswagen verflochtenen Sportwagenbauers könnte mehr Zeit vergehen als gedacht. Wenn die Pläne aufgehen.

Dem VW-Konzern, gemessen an der Sportwagentochter stark unterbewertet, könnte die Transaktion nicht nur dienlich sein, um mehr Geld am Kapitalmarkt einzuwerben. Zugleich hätte Europas größter Fahrzeughersteller, der immer wieder betont hat, den Umbruch hin zu Elektromobilität und Digitalisierung aus eigener Kraft zu schaffen, die Chance, den Wandel zu beschleunigen. Die Vollkonsolidierung von Porsche bliebe er­halten, die Cashflows der Er­tragsperle aus Stuttgart würden für die Transformation weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Der Sportwagenbauer wiederum, zu dem die VW-Eigentümerfamilien unmittelbar Zu­gang hätten, bekäme größere Freiheiten. Er behielte aber die Verbundvorteile im VW-Konzern. Teil des Konzerns zu sein, war seit der Übernahme durch VW vor einer Dekade keine Bürde für Porsche. Ein Teilbörsengang trüge dem Rechnung.

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