Private Equity

Zeit für den Ausstieg

Ein Run der Private-Equity-Häuser auf die Börse setzt ein. Die Gründer machen Kasse, und sie sammeln Kapital für die große Expansion als Assetmanager.

Zeit für den Ausstieg

Ihre Unternehmensbeteiligungen suchen Finanzinvestoren in der Regel abseits der Börse. Doch einige der florierenden Private-Equity-Häuser eilen jetzt selbst an die Börse. Dazu zählt TPG aus den USA – vor 30 Jahren als Texas Pacific Group gegründet, die kürzlich als einer der letzten noch nicht börsennotierten US-Riesen der Branche das IPO an der Nasdaq durchgezogen hat. Jetzt hat die britische CVC, einer der ältesten und traditionsreichsten Namen in der europäischen Private-Equity-Branche, Goldman Sachs, J.P. Morgan und Morgan Stanley für eine potenzielle Erstnotierung engagiert. Der Finanz­investor, der 165 Mrd. Dollar verwaltet, war vor mehr als 40 Jahren durch ein Management Buy-out aus Citicorp Venture Capital, dem europäischen Private-Equity-Geschäft der Citigroup, hervorgegangen. Er befindet sich mehrheitlich im Besitz der Mitarbeiter und machte zuletzt mit der Übernahme der Teesparte von Unilever Schlagzeilen.

Die meisten der weltweit größten Finanzinvestoren aus den USA wie Blackstone, Carlyle und KKR sind schon lange an der Börse notiert. Dagegen waren bis vor kurzem europäische Buy-out-Gruppen in der Regel private Partnerschaften, die noch von ihren Gründern oder deren unmittelbaren Nachfolgern beherrscht wurden. Das ändert sich jetzt im Eiltempo: In Europa folgten den US-Häusern seit 2017 das schwedische Private-Equity-Haus EQT, der kleinere britische Rivale Bridgepoint (im Juli 2021) sowie die französischen Konkurrenten Antin Infrastructure, Eurazeo und Tikehau Capital mit IPOs.

Auch dem US-Finanzinvestor L Catterton, der 28 Mrd. Dollar verwaltet und hierzulande zuletzt mit dem Kauf des Sandalenherstellers Birkenstock von sich reden machte, werden Börsenpläne nachgesagt. Entstanden war L Catterton 2016 als Joint Venture zwischen der auf Konsumgüter fokussierten Private-Equity-Firma Catterton, dem Louis-Vuitton-Eigentümer LVMH und der Groupe Arnault, der Familienholding des Milliardärs Bernard Arnault. Zudem denkt Ardian aus Frankreich – mit 120 Mrd. Dollar verwaltetem Volumen immerhin Europas Branchenführer – über eine Erstnotierung nach. 2020 sammelte Ardian allein 19 Mrd. Dollar für einen Fonds ein, der auf bereits bestehende Private-Equity-Fondsanteile („Secondaries“) spezialisiert ist. Ardian-Gründerin Dominique Senequier hatte 2013 ein Management Buy-out des Unternehmens angeführt, das sich damit von der französischen Versicherungsgesellschaft Axa abnabelte.

Man sagt Private-Equity-Managern nach, dass sie den richtigen Riecher für den besten Zeitpunkt eines Ausstiegs haben. An die Börse gelockt werden Gründer und Miteigentümer der Private-Equity-Häuser derzeit nicht zuletzt vom Kursanstieg der bereits gelisteten Rivalen. Sie wollen Kasse machen. Börsengehandelte Private-Equity-Firmen („Listed Private Equity“) haben sich am Aktienmarkt im Jahr 2021 besser entwickelt als fast jede andere Branche. Der LPX Major Market, ein Aktienindex mit den 25 größten börsennotierten Private-Equity-Firmen, hat 2021 einen Rekordstand erreicht und ein Plus von 65% eingefahren – so viel wie nie zuvor und doppelt so viel wie der allgemeine Aktienmarkt. Der Kurs der schwedischen EQT hat sich seit 2019 versechsfacht.

Es geht bei den IPOs aber bei weitem nicht nur ums Kassemachen der Alteigentümer. Die Private-Equity-Häuser brauchen auch das frische Eigenkapital für ihre Expansion. Denn mehr denn je zählt in der Branche die Größe für den Erfolg. Neben der Gewinnbeteiligung (Carried Interest) von meist 20% bei Beteiligungsverkäufen, die teils an die erfolgreichen Manager persönlich geht, leben die Private-Equity-Häuser als Ganzes von der planbaren Verwaltungsgebühr von meist 2%. Je größer das verwaltete Volumen, desto höher die stetigen Einnahmen. So werden einige der größten Finanzinvestoren, die zugleich auch die größten Zuflüsse auf sich ziehen, den normalen Assetmanagern wie BlackRock inzwischen ein wenig ähnlicher. Um das volatile traditionelle Private-Equity-Geschäft mit den Buy-outs etwas zu glätten, investieren sie immer größere Summen in wachsende Nebenzweige wie Direktkredite, Growth Equity, Venture Capital und Infrastruktur sowie Immobilien. Um die Größenvorteile im Vermögensverwaltungsgeschäft zu nutzen, wollen die Private-Equity-Häuser mit dem beim Börsengang eingesammelten Geld kleinere und teilweise spezialisierte Wettbewerber aufkaufen, neue Leute einstellen und die alten Fachkräfte mit Anteilen belohnen. Und sie wollen sich für mehr Investoren öffnen – darunter auch Privatanleger.