Ukraine-Krieg

Bund übernimmt Kontrolle über Rosnefts deutsche Raffinerien

Die Bundesregierung übernimmt die Kontrolle über die deutschen Tochterunternehmen der russischen Rosneft und damit deren Anteile an drei deutschen Ölraffinerien auf Grundlage des Energiesicherungsgesetzes.

Bund übernimmt Kontrolle über Rosnefts deutsche Raffinerien

Damit übernimmt die Bundesnetzagentur die Treuhandverwaltung der RN Refining & Marketing GmbH und der Rosneft Deutschland GmbH, die Beteiligungen an Ölraffinerien in Schwedt, MiRo (Karlsruhe) und Bayernoil (Vohburg) halten. Das teilte das Wirtschaftsministerium am Freitag mit.

Die steigenden Gaspreise und die Drosselung der russischen Gaslieferungen haben bereits zu einer Reihe von staatlichen Rettungsaktionen geführt. Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck werden den Rosneft-Verstaatlichungsplan am Freitag in Berlin vorstellen.

Die Treuhandverwaltung wird noch an diesem Freitag wirksam und ist zunächst auf sechs Monate befristet. Die Kosten dafür haben die betroffenen Unternehmen zu tragen.

Hintergrund ist das Öl-Embargo gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs, das am 1. Januar 2023 greift. Der russische Betreiber Rosneft hat nach früheren Angaben des Wirtschaftsministeriums wenig Interesse an einer Abkehr von russischem Öl. Rosneft Deutschland vereine insgesamt rund zwölf Prozent der deutschen Erdölverarbeitungskapazität auf sich und sei damit eines der größten erdölverarbeitenden Unternehmen in Deutschland, so das Ministerium.

Die Treuhandverwaltung sei eine Reaktion auf die drohende Gefährdung der Energieversorgungssicherheit und ein wesentlicher Grundstein für den Erhalt des Standorts Schwedt. Für Schwedt solle es zudem ein „umfassendes Zukunftspaket“ geben, das einen „Transformationsschub“ für die Region bringen und die Raffinerie unterstützen solle, damit die Versorgung mit Öl auf alternativen Lieferwegen sichergestellt werde.

Bislang ist die PCK Raffinerie von der Belieferung mit russischem Erdöl über die „Druschba-Pipeline“ abhängig. Das so genannte Zukunftspaket soll am Mittag im Bundeskanzleramt von Kanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Dietmar Woidke (SPD), vorgestellt werden. PCK hat rund 1.200 Mitarbeiter und gilt als wirtschaftliche Säule der Region um Schwedt. Die Raffinerie versorgt große Teile des deutschen Nordostens mit Treibstoff.

Die deutschen Töchter des staatlichen russischen Ölkonzerns Rosneft, RDG und RNRM, führen laut Ministerium jeden Monat Rohöl im Wert von mehreren hundert Millionen Euro aus Russland nach Deutschland ein. Grund für die Anordnung der Treuhandverwaltung sei, dass die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs der betroffenen Raffinerien aufgrund der Eigentümerstellung der Unternehmen in Gefahr gewesen sei. Zentrale Dienstleister wie Zulieferer, Versicherungen, Banken, IT-Unternehmen und Banken, aber auch Abnehmer, seien nicht mehr zu einer Zusammenarbeit mit Rosneft bereit gewesen – weder mit Raffinerien mit Rosneft Beteiligung noch mit den deutschen Rosneft-Töchtern, RDG und RNRM, selbst.