Märkte am Mittag

Verschärfte Russland-Sanktionen setzen dem Dax zu

Der deutsche Aktienmarkt ist am Montag erneut unter Druck geraten und verdaut zurzeit die verschärften Sanktionen des Westens gegen Russland. Bis zum Nachmittag verlor der Dax 2,38% auf 14.220,60 Punkte.

Verschärfte Russland-Sanktionen setzen dem Dax zu

Damit hielten sich die Verluste im Vergleich zum vergangenen Donnerstag, als Russland seinen Angriff gegen die Ukraine startete, sogar noch in Grenzen. Während der Dax 2,38% auf 14.220,60 Punkte nachgab, verlor der MDax 1% und sank auf 31.482,60 Zähler. Am Donnerstag dagegen war der deutsche Leitindex zeitweise bis auf fast 13.800 Punkte abgesackt, bevor am Freitag eine spürbare Erholung einsetzte. Nach einer Welle westlicher Sanktionen als Reaktion auf Russlands Invasion traf sich Kremlchef Wladimir Putin mit Regierungsvertretern nun zu Beratungen. Zudem laufen trotz fortgesetzter Kampfhandlungen in der Ukraine Gespräche zwischen Delegationen Russlands und der Ukraine.

Marktbeobachter setzen Hoffnungen darin, dass zumindest die Sanktionen wirken. So hob Jochen Stanzl, Marktanalyst CMC Markets, hervor: „Die EU-Sanktionen sind so austariert, dass sie den Druck auf Russland maximieren und den Schaden für den Westen minimieren.“ Dass dies zu gelingen scheine, zeigten die Entwicklungen an den Börsen, denn die Anleger reagierten „verhältnismäßig gelassen“. Dennoch sind die indirekten Folgen, etwa auf die Inflationsentwicklung durch die fortgesetzt steigenden Energiepreise, und die weitere Zins- und Geldpolitik der Notenbanken derzeit kaum absehbar, wie Andreas Lipkow von Comdirect sagte.

Unter den Einzelwerten gaben weiterhin vor allem Aktien stark konjunkturabhängiger Unternehmen nach sowie Banken- und Finanzaktien. Der Ausschluss vieler Banken Russlands aus dem Swift-Zahlungssystem belastete unter anderem die Deutsche Bank und die Commerzbank, die zwischen 7 und 8% absackten. Der Ausschluss aus dem internationalen Zahlungsverkehr bedeute, dass die betroffenen russischen Finanzinstitute ihre Verbindlichkeiten gegenüber ihren europäischen Gläubigern nicht mehr begleichen könnten, erklärte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank.

Rüstungsunternehmen hausieren

Dass die Bundesregierung sich außerdem nun ebenfalls an den Waffenlieferungen in die Ukraine beteiligt und auch die Bundeswehr besser ausstatten will und dafür 100 Mrd. Euro als Sondervermögen für Investitionen und Rüstungsvorhaben zur Verfügung stellt, ließ Aktien von Rüstungsunternehmen weiter hochschnellen. Rheinmetall gewannen im MDax knapp 24% und die des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt schnellten um knapp 40% in die Höhe. Auch Thyssenkrupp profitierten mit knapp 9%. Zudem zogen die Papiere des Anbieters von Sicherheitssoftware Secunet weiter hoch mit plus 16%. Russlands Invasion in die Ukraine habe das Marktumfeld für den europäischen Verteidigungssektor grundlegend verändert, schrieb Analyst David Perry von der US-Bank JPMorgan. So dürften die europäischen Verteidigungsausgaben in Zukunft viel höher ausfallen als bisher erwartet. Zudem könnten mit Blick auf Nachhaltigkeitskriterien mehr Investoren akzeptieren, dass „Verteidigung“ notwendig sei, um Frieden und Demokratie zu bewahren. Auch Aktien aus der Energiebranche zogen vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs weiter an. Die Diskussion über die Energiesicherheit angesichts eines möglichen Stopps russischer Gaslieferungen gab Auftrieb. Im Dax stiegen die Papiere von RWE um 2,0% und die von Siemens Energy um 7,5%. Im Nebenwerteindex SDax sprangen Verbio, Encavis, Nordex, SMA Solar zwischen 7 und 14,5% hoch.

Der Euro geriet wegen des weiter eskalierenden Ukraine-Kriegs unter Druck und fiel unter 1,12 US-Dollar. Am Nachmittag kostete er 1,1199 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,1216 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,06% am Freitag auf 0,08%. Der Rentenindex Rex fiel um 0,20% auf 141,55 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,34% auf 166,74 Punkte zu.

Ölwerte tendierten dagegen trotz des Ölpreisanstiegs schwächer. Hier belasteten die Verluste des Schwergewichts BP. Der Konzern trennt sich von seinen Anteilen am russischen Ölunternehmen Rosneft, was angesichts des Einbruchs der russischen Börse zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt geschieht. BP hatte seit 2013 einen Anteil von 19,75% der Rosneft-Aktien gehalten. Britischen Medienberichten zufolge gab BP mit dem Schritt Druck aus der Regierung in London nach.

Der Rubel ist an der Moskauer Börse um 22% abgesackt. Unterdessen hat die russische Notenbank den Leitzins mehr als verdoppelt auf 20%. Für Wertpapiere ausländischer Investoren wurde bei Brokern ein temporärer Verkaufsstopp angekündigt.