China Renaissance Holdings

Chinesischer Starbanker Bao verschwindet von der Bildfläche

Der prominente chinesische Investmentbanker Bao Fan ist derzeit nicht auffindbar. Damit scheint erneut ein chinesischer Finanzmagnat in die Mühlen von Ermittlungsverfahren geraten zu sein.

Chinesischer Starbanker Bao verschwindet von der Bildfläche

Von Norbert Hellmann, Schanghai

In der Schanghaier Finanzszene sorgt nicht zum ersten Mal das auf eine politische Intervention hindeutende „Verschwinden“ eines Firmengründer-Milliardärs für einige Unruhe. Der Gründer und Chef der vor allem bei der Finanzierung von chinesischen Start-up-Firmen im Technologiebereich stark vertretenen Investmentbank China Renaissance Holdings, Bao Fan, gilt seit einigen Tagen als unauffindbar, was darauf schließen lässt, dass er von chinesischen Sicherheitskräften für Ermittlungszwecke in Gewahrsam genommen wurde. Nachdem zunächst das chinesische Finanzmagazin „Caixin“ auf den Fall aufmerksam machte, ließ die an der Hongkonger Börse notierte Gesellschaft nun in einer offiziellen Mitteilung wissen, dass man derzeit nicht in der Lage sei, Bao zu kontaktieren. Als Reaktion brach der Kurs der China Renaissance am Freitag in Hongkong um 28% ein, zeitweilig hatten die Titel gar die Hälfte ihres Wertes verloren.

Der 53-jährige Bao hat sich einen Ruf als ein gewiefter Entrepreneur und in der Tech-Szene extrem gut vernetzter Dealmaker erworben, der nicht nur zahlreichen Start-up-Firmen den Weg zum Kapitalmarkt geebnet hat, sondern auch als Berater und Betreuer in engem Kontakt zu Führungskräften von chinesischen Tech-Konzernen wie Tencent und JD.com steht.

In der Vergangenheit hat es einige aufsehenerregende Fälle gegeben, bei denen hochrangige chinesische Finanziers und Investoren zeitweilig von der Bildfläche verschwanden, weil sie Gegenstand von Ermittlungsverfahren wurden, die in China stets unter völliger Intransparenz und unklarer Rechtslage ablaufen. Oft führen diese zu nachgelagerten Anklagen wegen Korruptionsvergehen, bisweilen aber gibt es auch glimpfliche Verläufe wie beim Gründer der Beteiligungsgesellschaft Fosun, Guo Guangchang, dessen Verschwinden im Jahr 2015 für Aufregung sorgte, aber im Zusammenhang mit Verhören stand, die zur Aufklärung von Verfahren gegenüber anderen Personen dienten. In Sachen Bao könnte im günstigen Fall ein ähnlicher Zusammenhang bestehen. Im September war Cong Lin, Präsident von China Renaissance, wegen Ermittlungen in Gewahrsam genommen worden. Dabei dürfte es aber um Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit Congs früherer Tätigkeit als Chef der Leasingeinheit der staatlichen Großbank ICBC gehen.

Gegenwärtig läuft eine Kampagne in Sachen Korruptionsvergehen im staatlichen Finanzsektor, bei der am Freitag zwei prominente Führungskräfte ins Fadenkreuz geraten sind. So teilte die staatskontrollierte Bank of China mit, dass ihr Chairman Liu Liange als Parteivertreter der Bank und damit der eigentlichen Spitzenfunktion ausgeschieden ist. Gleichzeitig wurde der Chairman der staatlichen People’s Insurance Company Corp (PICC) Luo Xi ebenfalls des Parteiamtes enthoben.