Lutz Meschke

Der starke Mann hinter Porsche-Chef Blume

Im Hintergrund des Sprungs von Porsche-Chef Oliver Blume an die Spitze des Mutterkonzerns Volkswagen steigt auch de facto Lutz Meschke auf. Ein Porträt eines Topmanagers im VW-Mehrmarkenreich.

Der starke Mann hinter Porsche-Chef Blume

Von Stefan Kroneck, München

Mit dem Karrieresprung seines Vorgesetzten rückt auch Lutz Meschke in der Hierarchie des komplexen Volkswagen-Mehrmarkenreichs auf. Wenn nämlich Oliver Blume (54), Vorstandsvorsitzender des Sportwagenbauers Porsche AG, auf Geheiß der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch in Personalunion auch die Nachfolge des geschassten VW-Lenkers Herbert Diess (63) zum 1. September 2022 offiziell antritt, steigt auch der vielseitig beschäftigte 56-jährige Topmanager beim Stuttgarter Börsenaspiranten faktisch auf, obgleich das gar nicht mit einer neuen Führungsposition honoriert wird – vorerst möglicherweise.

Denn der smart wirkende Meschke ist nicht nur seit nahezu 13 Jahren Vorstand Finanzen und IT der hochprofitablen schwäbischen Edelmarke, sondern seit Oktober 2015 zugleich Blumes Stellvertreter. Der Vizechef der Porsche AG wird also im Spätsommer dieses Jahres de facto deren CEO, obwohl er nach dem Weisungsrecht Blume unterstellt bleiben dürfte. Der Neue an der Spitze des Wolfsburger Dax-Schwergewichts wird in seiner künftigen Funktion wohl kaum die Kapazitäten haben, zugleich die Tochtergesellschaft in Stuttgart-Zuffenhausen zu führen. Meschke ist also künftig der starke Mann beim VW-Gewinnbringer aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt.

Quelle für Interessenkonflikte

Dieser Widerspruch ist eine typische VW-Lösung in dem unter dem Aspekt der guten Unternehmensführung (Corporate Governance) von vielen Defiziten geprägten Konzern. Blumes künftige Doppelrolle stößt bei institutionellen Anlegern auf Kritik. Viele befürchten, dass die zum angestrebten Comeback aufs Handelsparkett plakatierte „Unabhängigkeit“ des Börsenkandidaten sich als Augenwischerei erweist. Fakt ist, dass nach einem erfolgreichen Initial Public Offering (IPO) die Porsche AG auch bei einem avisierten Streubesitz von 25% eine voll zu konsolidierende Tochtergesellschaft von VW bleiben wird. Die Unabhängigkeit beschränkt sich von allem auf Budgetentscheidungen unter anderem für „Wachstumsinvestitionen“, wie Meschke auf dem zurückliegenden Kapitalmarkttag der hochprofitablen Autoschmiede betonte (vgl. BZ vom 18. Juli). Es wäre wohl kein Zufall, wenn sich dieses Privileg auf seine eigene Ressortzuständigkeit beschränkte.

Ungeachtet dieses Themas ist der Diplom-Kaufmann und frühere Unternehmensberater (KPMG von 1991 bis Ende 1998) auf dem Feld der Corporate Governance im VW-Reich ohnehin auch nicht so makellos unterwegs wie Blume und VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch (71), der enge Vertraute der beiden Eigentümerfamilien aus Deutschland und aus Österreich.

Neben seiner (hauptberuflichen) Tätigkeit bei der Porsche AG ist der aus Hilden (Nordrhein-Westfalen) stammende Manager nämlich zugleich Vorstand für den Bereich Beteiligungsmanagement bei der börsennotierten Porsche Automobil Holding SE, der Stimmrechtsmehrheitsaktionärin der VW AG (53,3%). Diese Funktion übt Meschke seit nunmehr zwei Jahren zusätzlich aus. In dieser Konstellation der Ämterhäufung ergibt sich auch – von außen betrachtet – in Bezug auf seine Person die Frage nach möglichen Interessenkonflikten. Was der Manager in seiner Eigenschaft als CFO der Porsche AG begrüßen würde, nämlich mehr „Unabhängigkeit“, dürfte er in seiner anderen Eigenschaft als Vorstandsmitglied der familiendominierten Porsche-Holding nicht unbedingt gutheißen (wollen).

Bei der Porsche SE ist sein Vorgesetzter Pötsch. Wolfgang Porsche (79), das Oberhaupt des weit verästelten Clans, verlängerte als Chefkontrolleur der Holding den Vertrag des Österreichers im Dezember vorigen Jahres bis Ende 2026. Doch das muss nicht viel bedeuten, wie die Causa Diess gezeigt hat.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.