Tesla-Chef

Elon Musk wird 50

Elon Musk wird am Montag 50 Jahre alt. Der Tesla-Chef ist mehr denn je in aller Munde, allerdings auch extrem umstritten. Kritiker werfen dem exzentrischen Milliardär Marktmanipulation vor.

Elon Musk wird 50

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Die derzeit wohl schillerndste Persönlichkeit der globalen Wirtschaft feiert Geburtstag: Am Montag wird Elon Musk 50 Jahre alt. Der Tesla-Chef ist populärer denn je – aber auch heftig umstritten. Seine Fans sehen in ihm den größten Visionär der heutigen Zeit, Kritiker halten ihn für einen Rosstäuscher, der regelmäßig die Märkte manipuliert.

Im laufenden Jahr etwa verhalf Musk Kryptowährungen mit seiner Unterstützung zunächst zu einer beispiellosen Rally. Er äußerte sich über den Kurznachrichtendienst Twitter wiederholt positiv über das Potenzial der Cyberdevisen, Tesla legte eine großvolumige Investition in Bitcoin offen und kündigte an, die Digitalwährung als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Anfang Mai ließ Musk Bitcoin unter Verweis auf Bedenken bezüglich der mangelnden Energieeffizienz der Kryptowährung dann wie eine heiße Kartoffel fallen, Tesla strich die Payment-Option wieder. In der Folge halbierte sich der Kurs der führenden Cyberdevise innerhalb weniger Wochen, der einst gefeierte Marktunterstützer Musk machte sich unter Investoren viele Feinde.

Mit der SEC im Dauerclinch

Zudem liegt der Unternehmer mit der SEC im Dauerclinch, seit er 2018 über den Kurznachrichtendienst Twitter in Aussicht gestellt hatte, Tesla von der Börse zu nehmen. Die US-Börsenaufsicht warf ihm vor, Investoren in die Irre geführt zu haben, – Musk musste in der Folge seinen Verwaltungsratsvorsitz bei dem E-Auto-Bauer aufgeben und ein Bußgeld von 20 Mill. Dollar berappen. Von Reue danach keine Spur: „Worth it“, twitterte der Tesla-Chef im Anschluss – „das war es wert“.

Tatsächlich dürfte Musk die Summe­ kaum geschmerzt haben: Laut dem Informationsdienstleister Bloomberg beläuft sich sein Vermögen Stand Freitag auf 186 Mrd. Dollar. Nach Amazon-Gründer Jeff Bezos, mit dem er seit Jahrzehnten eine Rivalität führt, ist er damit der zweitreichste Mensch der Welt. Mit dem Verkauf seines ersten Unternehmens Zip2, dem Betreiber eines Internet-Stadtführers, wurde er 1999 zum Multimillionär und gründete kurz darauf die Online-Bank X.com, aus der später der Zahlungsdienstleister Paypal hervorging.

Heute schwankt das Vermögen des Unternehmers, der laut dem Portal „Propublica“ jahrelang Steuer­vermeidungsstrategien angewandt haben soll, indes auf hohem Niveau relativ stark, weil es inzwischen eng mit der Performance von Tesla an der Börse verknüpft ist. Schließlich erhält der Chef bei dem E-Auto-Bauer kein Gehalt, sondern erfolgsabhängige Vergütungen: Überschreitet zum Beispiel der Börsenwert des Konzerns bestimmte Zielmarken, kann sich Musk große Aktienpakete zu günstigen Konditionen sichern. Im Anschluss muss er die Wertpapiere für mehrere Jahre halten.

Besessen vom Weltraum

Musk hat kein Problem damit, auf sich selbst zu wetten. Der Exzentriker, der nach eigenen Angaben während seiner Kindheit in Südafrika gemobbt sowie von Mitschülern krankenhausreif geprügelt wurde und sich in Bücher und Tüfteleien stürzte, verfolgt nicht nur mit Tesla hochfliegende Ziele. Wohl keines seiner Unternehmen ist für ihn so zur Obsession geworden wie SpaceX. Der Raumfahrt-Entwickler ist Weltmarktführer bei Satellitenstarts und bringt für die Nasa Astronauten zur International Space Station (ISS).

Musk will jedoch mehr: Sein Ziel ist kein geringeres als die Rettung der Menschheit durch die Kolonisierung des Mars. Rückschläge wie jener Anfang März, als der Raketenprototyp Starship SN10 im Anschluss an einen Test explodierte, halten ihn nicht auf. Anfang Juni kündigte er an, die 120 Meter hohen Starship-Exemplare künftig von zwei ausgemusterten Erdöl-Bohrinseln starten lassen zu wollen – bereits 2022 ist angeblich eine erste Mission geplant.

Um die ambitionierten Pläne einzuhalten, die er mit seinen Unternehmen verfolgt, quält Musk seine Mitarbeiter mit enorm hohen Ansprüchen und unmöglichen Zeitplänen – wer nicht den Vorstellungen des selbst ernannten „Technoking of Tesla“ entspricht, ist auch schnell mal seinen Job los. Angeblich feuerte Musk den Chef der Energiesparte sowie den Leiter der Solartechnik-Fabrik des E-Auto-Bauers Mitte April kurzerhand in einer Telefonkonferenz. Tesla war es zuvor nicht gelungen, das Produkt „Solar Roof“ – es handelt sich um Dachziegel mit integrierter Solartechnik – so günstig und einfach installierbar zu machen, wie es der CEO verlangte.

Allerdings opfert Musk, der mit seiner Ex-Frau Justine nach dem tragischen plötzlichen Säuglingstod des ersten gemeinsamen Sohnes fünf weitere Kinder bekam und dessen Beziehung mit der kanadischen Sängerin Grimes einen Sprössling mit dem ungewöhnlichen Namen X AE A-XII hervorgebracht hat, dem unternehmerischen Erfolg einen Großteil seines Privatlebens. Angeblich übernachtet er häufig im Schlafsack in seinem Büro. Ob der exzentrische Milliardär der größte Visionär der heutigen Zeit oder doch ein Scharlatan ist – ein Workaholic ist er in jedem Fall.