Bremsenhersteller

Neuer Brembo-Chef setzt auf Kontinuität und Innovationen

Der neue Executive Chairman beim Bremsenhersteller Brembo, Matteo Tiraboschi, setzt auf Kontinuität und Innovationen.

Neuer Brembo-Chef setzt auf Kontinuität und Innovationen

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Es war eine Zeitenwende für Brembo, als am 17. Dezember 2021 Matteo Tiraboschi, Jahrgang 1967, neuer Executive Chairman des börsennotierten Bremsenherstellers wurde. Tiraboschi, geboren in Bergamo, wo das Unternehmen „sitzt“, ist der Schwiegersohn von Alberto Bombassei, Sohn von Emilio, der Brembo vor 61 Jahren mitgegründet hat.

Tiraboschi spielt die Bedeutung des Wechsels herunter und betont die Kontinuität. „Forschung und Innovationen bleiben die fundamentalen Charakteristika von Brembo, und das ändert sich nicht“, sagte er der Börsen-Zeitung. Der „Neue“ ist gar nicht so neu. Schon seit 2002 arbeitet er im Unternehmen und stieg dort stetig auf. Die letzten zehn Jahre war er Vizepräsident und wirkte an allen wesentlichen Entscheidungen des zu 53,6 % von der Familie − Tiraboschis Frau Cristina und deren Bruder Luca − kontrollierten Unternehmens mit.

Im ersten Quartal wuchs der Umsatz, bereinigt um Wechselkurs- und Übernahmeeffekte, gegenüber dem Vorjahr um 18,7 % auf 857,6 Mill. Euro. Besonders groß waren die Zuwächse in China (plus 40 %) und Deutschland (plus 27,3 %), mit einem Umsatzanteil von 18 % der zweitwichtigste Einzelmarkt für Brembo nach Nordamerika. „Deutschland ist für uns der Referenzmarkt für innovative Technologien. Wir sind in der ‚Universität‘der deutschen Autoindustrie aufgewachsen und haben die großen deutschen Hersteller in die ganze Welt begleitet.“ Praktisch alle von ihnen gehören zu den Brembo-Kunden.

Positiv entwickelt hat sich im ersten Quartal auch der Nettogewinn, der um 8,4 % auf 71,7 Mill. Euro wuchs. Das Unternehmen, das 12656 Mitarbeiter zählt, darunter 4000 in Italien, will den dortigen Mitarbeitern eine Sonderprämie von 1000 Euro wegen der Inflation zahlen.

Doch auch für Brembo und Tiraboschi trübt sich der Ausblick angesichts steigender Rohstoff- und Logistikkosten ein. „Es gibt viele Unsicherheiten auf dem Markt. Wir geben deshalb keine Prognosen ab. Der China-Effekt kommt hinzu. Im April haben wir dort 40 % des Umsatzes verloren. Im Mai geht es aufwärts, aber es wird Monate dauern bis zu einer Erholung.“

Tiraboschi, der in seiner Heimatstadt Wirtschaft studiert und lange in Mailand gearbeitet hat, insbesondere als Spezialist für die Sanierung von Unternehmen, hat Abschied von früheren Plänen genommen, durch eine riesige Akquisition zu wachsen. „Die Welt hat sich geändert. Wir haben kleinere Übernahmen getätigt. Entscheidend ist nicht die Größe der Akquisitionen, sondern der Beitrag den sie für uns leisten.“ Brembo ist auch mit 5 % an Pirelli beteiligt.

Zusätzlich zu dem großen Forschungszentrum nordöstlich von Mailand hat Brembo kürzlich im Silicon Valley ein „Inspiration Lab“ eröffnet. „Das ist kein Forschungszentrum, sondern ein Referenzpunkt, an dem wir versuchen, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, Data Science und Software-Engineering die Zu­kunft zu denken“, so Tiraboschi.

(Börsen-Zeitung, 12.5.2022)