Labour

Rachel Reeves geht auf die Finanzbranche zu

Im Falle eines Wahlsieges der Opposition würde Rachel Reeves das Schatzamt von Rishi Sunak übernehmen. Die Labour-Politikerin will die Beziehungen der Partei zur Finanzbranche verbessern.

Rachel Reeves geht auf die Finanzbranche zu

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Die Labour-Politikerin Rachel Reeves (42) wird schon lange als mögliche Kandidatin für die Parteiführung gehandelt. Im Falle eines Wahlsiegs der Opposition würde sie Rishi Sunak im Schatzamt ablösen. Anders als der konservative Hoffnungsträger ging die Absolventin einer Gesamtschule nach ihrem Studium in Oxford nicht zu Goldman Sachs, sondern zur Bank of England. Danach arbeitete sie für HBOS, das Institut, an dem sich 2008 Lloyds TSB verhob. Seit 2010 vertritt sie den Wahlkreis Leeds West im Unterhaus. Unter dem damaligen Parteichef Ed Miliband war sie für die Themen Arbeit und Renten zuständig.

Anders als John McDonnell, einst Jeremy Corbyns Kandidat für das Amt des Schatzkanzlers, nennt sie nicht Marx, Lenin und Trotzki als wichtigste Ideengeber. Vom Gratisblatt „City A.M.“ vor die Wahl zwischen Karl Marx und Adam Smith gestellt, entschied sich die ehemalige britische Schachmeisterin der unter 14-Jährigen für den Vater des Kapitalismus. Sie wolle gute Beziehungen zu allen Teilen der britischen Wirtschaft, einschließlich der Finanzbranche. „Das ist mir wirklich wichtig, insbesondere wegen meines Hintergrunds“, sagte sie der Zeitung. „Ich habe mehr als ein Jahrzehnt in der Banken- und Finanzdienstleistungsbranche gearbeitet, bevor ich Unterhausabgeordnete wurde.“

Ihre Mission ist es, Labour von dem antikapitalistischen Image zu be­freien, das der Partei anhaftet, seitdem radikale Linke massenhaft eintraten, um Corbyn 2015 an die Spitze zu hieven. Dessen Nachfolger Keir Starmer, mit dem Reeves ein gutes Verhältnis pflegt, besinnt sich zunehmend auf die Werte von „New Labour“, die einst Tony Blair zum Wahlsieg verhalfen. „Ich will, dass wir eine Partei sind, die Wohlstand schafft, die Arbeitsplätze schafft“, sagt Reeves, die sich auf dem Parteitag im September für die Abschaffung der bei Unternehmen verhassten Gewerbeimmobiliensteuer aussprach. Sie machte nicht nur auf dem Parteitag in Brighton eine gute Figur, sondern auch im Unterhaus, als die Mutter zweier Kinder für den positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Starmer einsprang, um den Haushaltsentwurf von Sunak nach allen Regeln der Kunst auseinanderzunehmen.

Ihr Ehemann, der ehemalige Ob­server-Journalist Nicholas Joicey, war einst als Redenschreiber für den Labour-Premierminister Gordon Brown tätig.