Nach schwacher Performance

Spitzenfonds­manager Slater räumt Fehler ein

Tom Slater lenkt den Flaggschifffonds des schottischen Vermögensverwalters Baillie Gifford – und muss auf ein Jahr mit schwacher Performance zurückblicken. Dabei räumt er eigene Fehler ein.

Spitzenfonds­manager Slater räumt Fehler ein

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Einer der Spitzenfondsmanager des schottischen Vermögensverwalters Baillie Gifford räumt nach einem Jahr mit schwacher Performance Fehler ein. Tom Slater, der mit dem Scottish Mortgage Investment Trust einen der schwersten Fonds Großbritanniens lenkt, hat sich nach eigener Aussage bezüglich des Konsumverhaltens nach der Coronakrise geirrt.

So ging Baillie Gifford davon aus, dass sich Trends aus den Anfangszeiten der Pandemie beschleunigen würden. Der Vermögensverwalter erwartete beispielsweise, dass sich Lieferdienste für Lebensmittel anhaltend größerer Beliebtheit erfreuen und kleine Einzelhändler zunehmend Präsenzen im E-Commerce aufbauen würden. Deshalb setzten der Assetmanager und sein Flaggschifffonds unter anderem auf Shopify, mit deren Software Händler Online-Shops erstellen und die Logistik auslagern können. Seit Januar 2022 ist die Shopify-Aktie allerdings um mehr als 62% abgestürzt.

Zudem ist Slater vom Disruptionspotenzial von Tesla, deren Model 3 der Fondsmanager auch privat fährt, überzeugt. Mit einem Gewicht von 3,2% gehören die Aktien des E-Autobauers immer noch zu den größten Positionen im Scottish Mortgage. Entsprechend leidet die Performance unter den Kursstürzen von Tesla, die auf Jahressicht fast 62% an Wert verloren haben. Dazu haben auch die Kontroversen um CEO Elon Musk beigetragen, dessen Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter für den E-Autobauer laut Umfragen massive Imageschäden zur Folge hatte.

Die Anteilscheine des an der London Stock Exchange gelisteten Scottish Mortgage haben 2022 indes um 46% nachgegeben, nachdem das Vehikel zuvor seit der Finanzkrise 2008 eine Performance von über 1300% hingelegt hatte. Der Flaggschifffonds, der lange Zeit mit einem deutlichen Aufschlag zum Nettoinventarwert gehandelt wurde, weist infolge der jüngsten Enttäuschungen nun einen Discount von 8,6% auf.

Glaube an Musk

Slater, der nach einem Studium der Computerwissenschaften und der Mathematik im Jahr 2000 direkt zu Baillie Gifford stieß, ist trotz der Kapriolen um Musk aber noch vom Visionärsgeist des Milliardärs überzeugt. So gehört auch dessen nicht gelistete Raumfahrtfirma Space X mit einem Gewicht von 3,6% zu den größten Positionen im Scottish Mortgage. Musk kombiniere „strategisches Denken und eine langfristige Vision mit einem korrekten Verständnis von Details und des Ingenieurwesens“, gab Slater jüngst zu Protokoll. Gewöhnliche Menschen veränderten eben nicht die Welt.

Für den Fondsmanager kommt es nun darauf an, neue Visionäre zu finden. Dabei setzt er auf Moderna, mit einem Gewicht von 10,6% inzwischen die größte Position im Scottish Mortgage. Die Aktie der Biotech-Schmiede hat sich 2022 wesentlich besser gehalten als Tesla oder Shopify – und auf Sicht von drei Monaten sogar um 64% zugelegt.

Slater, der erst seit Mai 2022 alleiniger Hauptfondsmanager des Flaggschifffonds von Baillie Gifford ist, hält aber ohnehin nichts von kurzfristigem Druck. Eine Auswahl der falschen Einzelwerte dürfe für Portfoliolenker nicht zum Karriererisiko werden, betonte der Vater dreier Kinder schon in besseren Performance-Zeiten. Sonst entstünden mentale Blockaden, die auch Investment-Profis davon abhielten, neue Erfolgswerte zu finden. Gerade deshalb sei es aber wichtig, sich eigene Fehler rechtzeitig einzugestehen.

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