Bauindustrie

Vorstandschef der Bauer AG tritt zurück

Michael Stomberg ist nach einer kurzfristig angesetzten Aufsichtsratssitzung zurückgetreten. Der Aufsichtsrat verabschiedet ihn mit einem kurzen Satz.

Vorstandschef der Bauer AG tritt zurück

jh

Michael Stomberg (52) ist am Samstag nach einer kurzfristig einberufenen Aufsichtsratssitzung als Vorstandsvorsitzender der Bauer AG zurückgetreten. Das Kontrollgremium und Stomberg hätten sich in beiderseitigem Einvernehmen da­rauf verständigt, teilte das Tiefbau- und Maschinenbauunternehmen in Schrobenhausen (Oberbayern) mit. Über die Hintergründe war zunächst nichts zu erfahren. Stombergs Aufgaben übernehmen vorerst die zwei anderen Vorstände Peter Hingott (CFO) und Florian Bauer.

Stomberg, der zuvor für die Freudenberg-Gruppe tätig gewesen war, hatte im November 2018 als Vorstandschef von Bauer begonnen. Sein Fünfjahresvertrag hatte eine Laufzeit bis Ende Oktober dieses Jahres. Eine Entscheidung über eine Verlängerung fällt in Unternehmen in der Regel etwa ein Jahr vor Ablauf. Im Fall von Stomberg hatte sich der Aufsichtsrat von Bauer ungewöhnlich viel Zeit gelassen. Dass es Spannungen gegeben haben könnte, lässt auch die knappe Würdigung in der Mitteilung des Unternehmens vermuten: „Vorstand und Aufsichtsrat danken Herrn Stomberg für seine in den letzten Jahren geleistete Arbeit.“

Die Bauer AG kämpft schon seit langem vor allem wegen Auslandsprojekten mit Schwierigkeiten und einer relativ schwachen Profitabilität. Wegen der kräftig gestiegenen Kapitalkosten als Folge der Zinswende musste Bauer im vergangenen Jahr zudem Vermögenswerte deutlich abwerten. Das Unternehmen erlitt deshalb nach vorläufigen Zahlen einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 68 Mill. Euro.

Die Frist für eine wegen Aktionärsklagen verschobene Kapitalerhöhung endet an diesem Mittwoch. Erwartet wird ein Nettoemissionserlös von mindestens 75 Mill. Euro, mit dem Bauer die Verschuldung senken will. Die Familie Bauer hatte angekündigt, sich nicht an der Kapitalerhöhung zu beteiligen. Wenn alle neuen Aktien gezeichnet werden, würde ihr Anteil am Unternehmen von etwas mehr als 36% auf 21,6% verwässert.

Größte Aktionäre werden, wie be­richtet, voraussichtlich der Münchner Immobilienunternehmer Alfons Doblinger, der bisher mit knapp 30% an dem 1790 gegründeten Familienunternehmen beteiligt ist, und seine Frau Sabine. Ob es sich um ein sogenanntes „Acting in Concert“ der Eheleute handelt, wäre auch für die Pflicht relevant, ein Übernahme­angebot abzugeben. Unklar ist, ob Stombergs Rücktritt damit zu tun hat. Sabine Doblinger ist im Aufsichtsrat der Bauer AG.