Geldpolitik

Bank of England hebt Leitzins an – EZB drosselt Anleihekäufe

Einen Tag nach dem Beschluss der Fed zu einem schnelleren Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik überrascht die Bank of England mit einer ersten Zinserhöhung. Die EZB dagegen bleibt vorsichtig.

Bank of England hebt Leitzins an – EZB drosselt Anleihekäufe

ms/rec/xaw

Frankfurt – Angesichts der hohen Inflation hat die Bank of England am Donnerstag überraschend als erste Zentralbank eines G7-Industrielands nach der akuten Coronakrise ihren Leitzins angehoben. Die britischen Währungshüter erhöhten ihren Schlüsselsatz von 0,1% auf 0,25%. Dagegen blieb die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag vorsichtig. Sie beschloss zwar u. a. das Ende des Corona-Notfall-Anleihekaufprogramms PEPP im März 2022. Zugleich will sie aber absehbar an einer sehr lockeren Geldpolitik festhalten, und Zinserhöhungen stehen ihrer Guidance zufolge vorerst nicht auf der Agenda.

Die Entscheidungen von Bank of England und EZB kamen nur einen Tag nachdem die Fed beschlossen hatte, ihre billionenschweren Anleihekäufe schneller zurückzufahren als zuvor avisiert, und zugleich frühere und stärkere Zinserhöhungen ab 2022 in Aussicht gestellt hatte.

Der britische Notenbankchef Andrew Bailey begründete die un­erwartete Zinserhöhung am Donnerstag mit „langlebigerem Inflationsdruck“. Auch die norwegische Zentralbank hob ihren Leitzins am Donnerstag erneut an – auf 0,5%.

Die EZB kündigte derweil zwar das PEPP-Aus im März an. Zudem avisierte sie eine schrittweise Rückführung aller Anleihekäufe. Zugleich wird sie aber das Anleihekaufprogramm APP vorübergehend ab April 2022 sogar aufstocken, und ein Enddatum für das APP nennt sie nicht. Zinserhöhungen sind damit vorerst ausgeschlossen. Zudem betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Flexibilität der EZB. Diese bleibe „ein Bestandteil der Geldpolitik“. So könne auch PEPP reaktiviert werden.

Der Entscheidung ging eine lebhafte Diskussion im Rat voraus, wie die Börsen-Zeitung aus Notenbankkreisen erfuhr. Einige Notenbanker, darunter die Zentralbankchefs aus Belgien und Deutschland, Pierre Wunsch und Jens Weidmann, warnten, dass die Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte von 1,8% für 2023 und 2024 die Teuerung unterzeichnen könnten. Sie lehnten zudem einige der Beschlüsse ab und stimmten deshalb gegen das gesamte Paket.

Am Devisenmarkt fielen die Reaktionen auf die Notenbankentscheidungen deutlich aus. Das britische Pfund stieg zeitweise um 0,8% auf 1,3374 Dollar, der Euro legte um 0,7% auf 1,1360 Dollar zu. Derweil kam der Kurs der Fed bei den Aktieninvestoren gut an. Zwar bedeutet dieser, dass die Märkte weniger stark mit Liquidität versorgt werden. Allerdings äußerten sich Investoren positiv darüber, dass sich die Notenbanken gegen die Inflationsbeschleunigung in Stellung bringen. Der Dax gewann 1% auf 15636 Punkte.

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