Bankenkrise

Credit Suisse rutscht immer tiefer in die Krise

Die Credit Suisse bereitet weiter Sorge. Gelder fließen weiter ab, der Aktienkurs rutscht, Investoren deuten schwache Anleihekurse als Vorboten eines Zahlungsausfalls. Fusions- und Aufspaltungsgerüchte kursieren.

Credit Suisse rutscht immer tiefer in die Krise

dz/xaw/fir Zürich/New York/Frankfurt

– Die Credit Suisse schlittert auch nach der milliardenschweren Fi­nanzspritze tiefer in die Krise. Sorgenvolle Blicke richteten sich am Freitag wieder verstärkt nach Zürich, nachdem Schwergewichte aus der US-Finanzindustrie die First Repub­lic Bank mit insgesamt 30 Mrd. Dollar gestützt hatten, die in den Abwärtssog der Silicon Valley Bank geraten war. Die Notkredite über 50 Mrd. sfr, welche die Schweizerische Nationalbank (SNB) der Credit Suisse Mittwochnacht zur Verfügung gestellt hatte, vermochten den Vertrauensschwund nicht aufzuhalten. Er zeigte sich im anhaltenden Abfluss von Kundengeldern wie im Abrutschen des Aktienkurses, der am Freitag um rund 8% absackte.

Am Wochenende würden diverse Teams des Züricher Instituts zusammentreffen, darunter Finanzchef Dixit Joshi, um Zukunftsszenarien für die Bank zu erarbeiten, berichtete Reuters mit Verweis auf Insider. In der unübersichtlichen Lage kamen Gerüchte über eine staatlich initiierte Zwangsverschmelzung mit der UBS, gegen die sich beide Großbanken aber verwahrt haben sollen, ebenso auf wie Gedankenspiele einer Aufspaltung der Credit Suisse.

Auch am Anleihemarkt zeigt sich das Ausmaß der Krise. Ein Beispiel ist die Anleihe mit der Wertpapiernummer CH0360172719. Der Kurs des 2017 ausgegebenen Papiers im Volumen von 200 Mill. sfr mit einer Verzinsung von 3,875% betrug am Freitag an der Six Swiss Exchange nur noch 35 % des Nominalwerts. Das wird von Investoren als Vorbote eines Zahlungsausfalls gewertet. Gläubiger wussten freilich, dass sie bei diesem Papier ein hohes Risiko eingehen. Denn Forderung und Zinsen verfallen, wenn die Kernkapitalquote unter 7% rutscht oder Aufseher eine Abschreibung verordnen. Verlustabsorbierende Anleihen von 76 Mrd. sfr stehen Bloomberg zufolge aus, die als notleidend gälten.

In den USA beantragte unterdessen die Muttergesellschaft der Silicon Valley Bank am Freitag Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts. Durch den Schritt werden Verkäufe der verbleibenden Assets von SVB Financial erleichtert. Die Haupteinheit Silicon Valley Bank ist nicht Teil des Antrags auf Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts. Betroffen sind die Einheit SVB Capital, die für Drittparteien Fonds im Volumen von 9,5 Mrd. Dollar verwaltet, sowie die Investmentbank SVB Securities und die Wealth-Management-Sparte SVB Private. US-Großbanken raufen sich derweil zusammen, um eine weitere Ausbreitung der Krise im Finanzsektor zu verhindern. So springen elf Finanzinstitute, darunter J.P. Morgan, der gebeutelten First Republic Bank mit 30 Mrd. Dollar bei. Dies verkündeten das US-Finanzministerium, die Federal Reserve, der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC und das für die Überwachung des nationalen Kreditwesens zuständige OCC.

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