Märkte am Mittag

Dax kämpft sich zurück über 15.200 Punkte

Nach turbulenten Handelstagen, an denen der Dax zeitweise unter 15.000 Zählern rutschte, ist der Leitindex wie eine Reihe weiterer europäischer Indizes zunächst schwächer in die neue Woche gestartet. Bis Mittag zeigte er sich aber leicht erholt.

Dax kämpft sich zurück über 15.200 Punkte

Nach einem schwachen Start in die neue Börsenwoche mit einem knapp 0,6-prozentigen Rückgang auf 15.113 Punkte, hat sich der Dax gegen Mittag zurück über die Marke von 15.200 Zählern gekämpft – leicht unter dem Freitagsschlusskurs. Auch die anderen europäischen Aktienmärkte sind mit moderaten Verlusten in die neue Woche gestartet. Die anhaltende Ölpreisrally, die die Notierungen für den wichtigen Rohstoff auf den höchsten Stand seit Jahren getrieben hat, schürt Sorgen vor Energieengpässen, welche die globale Wirtschaftserholung von der Corona-Pandemie abwürgen könnte. Gegen Mittag notierte der EuroStoxx 50 mit einem Minus von 0,2% bei 4064 Punkten. Damit knüpfte der Leitindex der Eurozone an seine verhaltene Entwicklung vom Freitag an. Ähnlich erging es dem französischen CAC 40, der um 0,2% auf 6548 Punkte nachgab. Dagegen schaffte der britische FTSE 100 ein Plus von 0,2% auf 7107 Punkte und stemmte sich damit erneut gegen den Markttrend.

Nach einem turbulenten Oktober-Auftakt sehen Experten den deutschen Aktienmarkt mit gemischten Gefühlen. In der vergangenen Woche war der Dax fast auf das Mai-Tief von 14.816 Punkten gefallen, fing sich dann aber schnell mit einer postwendenden Rückkehr über die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten. Die Frage heißt nun: Kommt eine Jahresendrally oder setzen die Inflations- und Konjunktursorgen den Kursen weiter zu? Weitere Schwankungen gelten unter Experten als wahrscheinlich.

Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets sieht durchaus die Chance, dass die turbulente Handelswoche mit ihrem Schock-Moment am Mittwoch schnell wieder aus den Köpfen der Anleger verschwindet. „Mit der schnellen Rückeroberung der 15.000er Marke und damit auch der 200-Tage-Linie könnte auch der Startschuss für eine Jahresendrally gefallen sein“, so der Experte. Diese Linie gilt als beliebter Indikator für den langfristigen Trend, sie verläuft aktuell bei knapp 15 050 Punkten.

Andere sprechen allerdings von einer gewissen „Herbstmüdigkeit“, die sich unter Anlegern breit macht. So formulierte es Ulf Krauss von Helaba, der auf die zunehmende Nervosität wegen der hohen Inflation und die Sorge verwies, dass die Notenbanken unter diesen Umständen mit ihrer Geldpolitik bald in die Offensive gehen könnten. Für seine Kollegen von LBBW wurden zuletzt zwar Schnäppchenjäger angelockt, die Lage bleibe aber zu unübersichtlich, um Entwarnung geben zu können.

Fakt ist nämlich, dass es für die jüngsten Belastungsfaktoren weiter keine Lösungen gibt. Angesichts rasant steigender Energiepreise droht die Inflation auf ihrem hohen Niveau zu bleiben, die Industrie kämpft mit ihren Lieferkettenproblemen, der chinesische Immobilienkonzern Evergrande ringt weiter ums Überleben und in den USA wurde ein Zahlungsausfall mit der Anhebung der Schuldengrenze nur vorläufig abgewendet.

Aufschluss über die Inflation wird es am Mittwoch geben, laut Helaba dürfte der US-Preisanstieg dann sehr wahrscheinlich über der 5-Prozent-Marke bleiben. Die Veröffentlichung gilt als letzte vor dem nächsten Zinsentscheid der US-Notenbank Fed Anfang November. Langsam drohen auch die Währungshüter unruhig zu werden, die die Preissteigerungen bislang immer als vorübergehend bezeichnet hatten. Laut dem Helaba-Experten Krauss wirkt auch die „EZB nach dem jüngsten Teuerungsanstieg nicht mehr ganz so selbstsicher wie noch im Sommer.“

Ansonsten kommt die Wochenagenda bei den Konjunkturdaten ohne die ganz großen Highlights aus, nachdem die aktuellen Daten vom US-Arbeitsmarkt schon am Freitag veröffentlicht worden waren. Gemischte Zahlen vom Jobmarkt galten vor dem Wochenende mit einer enttäuschenden Stellenzahl aber einer gleichzeitig niedrigen Arbeitslosenquote als schwer zu deuten. „Dieser Arbeitsmarktbericht wird den Notenbankern Kopfzerbrechen bereiten“, sagte Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Mögliche Äußerungen von Fed-Mitgliedern dürften daher in den kommenden Tagen auch Beachtung finden.

Stattdessen rückt die nächste Berichtssaison der Unternehmen näher: Wie gewohnt wird diese in den kommenden Tagen in den USA von zahlreichen Banken eingeläutet, unter anderem mit den Dow-Mitgliedern JPMorgan am Mittwoch und Goldman Sachs am Freitag. Bei JPMorgan rechnet Jason Goldberg von Barclays Research mit einem verbesserten Kreditwachstum aber gemischten Trends bei den Gebühreneinnahmen.

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