Märkte am Mittag

Dax wieder auf Rekordkurs – Ionos-IPO enttäuscht

Die Anleger greifen wieder zu, nachdem sie US-Notenbankchef Jerome Powell in seiner jüngsten Rede als weniger aggressiv empfunden haben. Der Dax legt zu, aber nicht alle Werte gehen mit: Börsenneuling Ionos enttäuscht auf ganzer Linie, Eon überrascht dagegen positiv.

Dax wieder auf Rekordkurs – Ionos-IPO enttäuscht

Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell vom Vortag haben am Mittwoch auch dem deutschen Aktienmarkt Auftrieb gegeben. Anleger reagierten erleichtert, denn Powell sagte unter anderem, der Prozess der sinkenden Inflation habe begonnen, auch wenn er noch in einem „sehr frühen Stadium“ sei und weitere Fortschritte noch einige Zeit dauern dürften.

Zur Mittagszeit stieg der Leitindex Dax denn auch um 0,92% auf 15.461 Punkte. Er befindet sich damit wieder auf dem Weg zu seinem Höchststand seit Anfang des Jahres. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 1,08% auf 29.494 Punkte nach oben.

Am Freitag hatte ein sehr robuster US-Arbeitsmarkt den Anstieg der wichtigsten Börsenindizes erst einmal beendet und erneut Zinssorgen angefeuert. Powell habe am Vortag die Chance gehabt, einen Wechsel zu einer aggressiveren Haltung zu signalisieren und sie nicht wahrgenommen, sagte Bill Adams, Chefvolkswirt der Comerica Bank. Marktexperte Andreas Lipkow ergänzte: Erneute Sorgen vor steigenden Zinsen seien ausgeblieben und ein Zinsniveau von 5,0 bis 5,5% in den USA eingepreist. „Problematisch wird es nur, wenn die Unternehmen es nun nicht schaffen, die Gewinndynamik wieder aufzunehmen.“ Kurssteigerungen dürften sich ihm zufolge daher vorerst im Rahmen halten, bis die Richtung der Gewinnentwicklungen klar sei.

Ionos fällt unter Einstandspreis

Am deutschen Markt stand der Börsengang von Ionos im Blick. Der Internetkonzern United Internet brachte seine Webhosting-Tochter an die Börse, konnte jedoch nur den Mindesterlös einfahren: Die Papiere wurden zu einem Preis von je 18,50 Euro platziert. Der erste Kurs auf Xetra lag dann sogar darunter, tauchte sogar unter die 18-Euro-Linie ab. Zuletzt sanken die Papiere bei 18,17 Euro, was im Vergleich zum Ausgabepreis ein Minus von 1,8% bedeutet. United Internet legten dennoch marktkonform um 1,0% zu.

Eon überzeugt

Im Dax zogen insbesondere Eon, VW und Hannover Rück Aufmerksamkeit auf sich. Eon fanden sich unter den Favoriten mit plus 1,6%. Der Energiekonzern schnitt 2022 nicht zuletzt dank höherer Einnahmen aus der Atomkraft besser ab als erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) liegt vorläufigen Zahlen zufolge bei etwa 8 Mrd. Euro. Das Management um Konzernchef Leonard Birnbaum hatte selbst im optimistischsten Szenario 200 Mill. Euro weniger erwartet. Auch soll der bereinigte Konzerngewinn mit 2,7 Mrd. Euro das obere Ende der Prognose übersteigen.

Die VW-Aktien sanken dagegen am Dax-Ende um 0,8%. Europas größter Autobauer Volkswagen (VW) baute ersten Eckdaten zufolge 2022 den Gewinn im laufenden Geschäft trotz des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise aus. Versorgungsengpässe bei Rohstoffen sowie anhaltende Probleme in etlichen Lieferketten hinterließen jedoch Spuren. Finanzmittel blieben dadurch etwa in den Lagerbeständen gebunden. Der Nettozufluss an freien Barmitteln habe die Erwartungen eindeutig verfehlt, monierten Händler und Analysten.

Keine klare Richtung schlugen die Anteile der Hannover Rück nach Neuigkeiten zu Vertragserneuerungen ein. Nach anfänglichen Gewinnen ging es zur Mittagszeit um 0,2% abwärts. Der Rückversicherer setzte zur Vertragserneuerung zum 1. Januar bei seinen Kunden deutliche Preiserhöhungen durch und verzichtete teilweise auf Geschäft.

Hapag-Lloyd haussieren

Im SDax richtete sich der Blick auf die Aktien von Heidelberger Druck, die ihre kräftigen Verluste am Morgen auf minus 1,6 Prozent verringerten. Der Maschinenbauer profitierte im abgelaufenen Quartal von einer großen Nachfrage aus Nordamerika und Europa und die Erlöse stiegen. Das operative Ergebnis (Ebitda) ging jedoch deutlich zurück, was mit der Verbuchung der vollständigen Inflationsausgleichsprämie aus dem Tarifabschluss begründet wurde.

Außerhalb der Dax-Familie legten die Aktien von Hapag-Lloyd um 8,6% zu, nachdem sie kurzzeitig sogar um fast 15% nach oben gesprungen waren. Auslöser war der Plan des Vorstands, für das „erfolgreiche Geschäftsjahr 2022“ mit fast verdoppeltem operativen Ergebnis eine Dividende von 63 Euro je Anteilsschein auszuschütten. Zwar war auf eine höhere Dividende als die im Vorjahr ausgeschütteten 35 Euro bereits gehofft worden, der Vorschlag liegt aber deutlich über der Markterwartung von gut 54 Euro.

Europäische Aktienmärkte

Auch an den europäischen Börsen gilt es, eine ganze Reihe von Quartalszahlen zu verarbeiten. Der Technologiesektor profitierte zwar von den guten Vorgaben der Nasdaq, doch Adyen tanzte mit deutlichen Abgaben von über 14,2% aus der Reihe. Die Aktien reagierten damit auf die Zahlen für das vergangene Jahr. Die Analysten von Goldman Sachs sprachen von einem überraschend niedrigen operativen Gewinn. In den unter den Erwartungen gebliebenen Margen spiegele sich die hohe Zahl von Neueinstellungen wider. Die Dynamik bei der Personalgewinnung dürfte sich nach Ansicht der Analysten auch in diesem Jahr fortsetzen.

Gefragt waren auch die Öl- und Chemiewerte. Hier stachen Akzo Nobel mit 4,1% Aufschlag hervor. Nach den Belastungen durch hohe Rohstoff-, Energie- und Frachtkosten im vergangenen Jahr will der niederländische Spezialchemiekonzern den operativen Gewinn 2023 steigern. Zwar dürften die Belastungen durch steigende Kosten andauern, doch solle dies durch Kostensenkungen abgefedert werden, sagte Konzernchef Greg Poux-Guillaume.

Bei den Ölwerten, die von den stabilen Ölpreisen profitierten, waren Totalenergies die Ausnahme von der Regel. Der Konzern hatte zwar im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient. Im Schlussquartal lasteten aber erneut milliardenschwere Abschreibungen für den Rückzug aus einem russischen Gasunternehmen auf den Ergebnissen – das Jahresviertel fiel damit etwas unter den Analystenerwartungen aus. Die Aktie sank um über 2%.

Licht und Schatten gab es im Bankenbereich. Gut kamen die Zahlen und der Aktienrückkauf der niederländischen ABN Amro an. Die Aktie kletterte um 5,5%. Weniger begeistert war die Reaktion auf Societe Generale. Der Ausstieg aus dem Geschäft in Russland hatte die französische Großbank im vergangenen Jahr belastet. Operativ lief es dagegen gut, sodass die Bank mehr verdiente, als von Bloomberg befragte Experten erwartet hatten. Die Aktie tendiert darauf kaum verändert.

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