Geldpolitik

Ex-EZB Vize Constâncio für Anhebung des EZB-Inflationsziels auf 3%

Der frühere EZB-Vize Vitor Constancio hat vor dem Hintergrund der hohen Inflation in der Eurozone eine Debatte über eine Anhebung des EZB-Inflationsziels eröffnet. Ex-Wirtschaftsweiser Lars Feld widerspricht energisch.

Ex-EZB Vize Constâncio für Anhebung des EZB-Inflationsziels auf 3%

Der frühere EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio rät der Europäischen Zentralbank (EZB) und anderen Zentralbanken, ihr Inflationsziel perspektivisch von aktuell 2% auf 3% anzuheben – und befeuert damit die Debatte über höhere Inflationsziele. „Jetzt ist dafür nicht der richtige Zeitpunkt. Nach Überwinden der Inflationswelle sollten die Zentralbanken aber ernsthaft erwägen, ihr Ziel auf 3% anzuheben“, sagt Constâncio in einer Umfrage der Börsen-Zeitung vor der wegweisenden EZB-Zinssitzung am Donnerstag.

Constâncio führt vor allem drei Argumente für eine solche Anhebung ins Feld. „Erstens würde es angesichts der strukturellen Gründe, die die Inflation nach oben treiben, das Wachstum unnötig behindern, wenn man ihnen mit einer dauerhaft restriktiven Geldpolitik begegnet. Zweitens werden bei 3% die Zinssätze seltener an die Nullgrenze sinken. Drittens wird ein solches Ziel mehr Spielraum eröffnen, auf Rezessionen zu reagieren.“

Starker Widerspruch kommt vom Wirtschaftsberater von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), Lars Feld. „Eine Anhebung des Inflationsziels käme einer Kapitulation vor der Inflationsentwicklung seit der Corona-Krise gleich. Die Inflationserwartungen würden entankert und es würde eine Beschleunigung des Inflationsprozesses in Gang gesetzt“, sagt Feld in der Umfrage der Börsen-Zeitung. „Die EZB muss bei ihrem aktuellen Inflationsziel von 2% bleiben und glaubwürdige Maßnahmen zur Rückführung der Inflation auf dieses Niveau ergreifen.“

Nachstehend die Links zu den Fragen und den jeweiligen Antworten der Ökonomen: