BDI-Umfrage

Industrie sieht Energiekrise als existenzielle Gefahr

Die Energiekrise versetzt die Industrie in Alarmstimmung: Jeder dritte deutsche Mittelständler sieht die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise als „existenzielle Herausforderung“ an. Das geht aus einer Blitzumfrage des BDI hervor.

Industrie sieht Energiekrise als existenzielle Gefahr

ab/ahe/ba/cru/luk/sar

Die Energiekrise versetzt die Industrie in Alarmstimmung: Jeder dritte deutsche Mittelständler sieht die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise als „existenzielle Herausforderung“ an. Das geht aus einer Blitzumfrage des BDI hervor. Tatsächlich schlagen die hohen Energiekosten längst auf die Industrieproduktion durch und gefährden Branchen wie die Aluminiumindustrie, Zementwerke oder Stahlhersteller.

Vor diesem Hintergrund liegen auf EU-Ebene konkrete Vorschläge für Eingriffe in die Energiemärkte auf dem Tisch. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen präsentierte einen Fünf-Punkte-Plan, den die EU-Energieminister am Freitag diskutieren wollen. Die Vorschläge beinhalten einen Preisdeckel für Strom, der nicht mit Gas produziert wird, eine Gewinnabschöpfung auch bei Ölkonzernen, eine weitere Preisdeckelung speziell für russische Gasimporte, Liquiditätshilfen für Versorger im Energiehandel sowie eine Drosselung des Stromverbrauchs zu Preisspitzenzeiten. Russlands Präsident Putin droht indes für den Fall eines Gaspreisdeckels mit einem totalen Lieferstopp für Öl und Gas.

Laut einem noch nicht offiziellen Gesetzesentwurf der EU-Kommission, der der Börsen-Zeitung vorliegt, könnte auf dem Strommarkt eine Preisobergrenze von 200 Euro je Megawattstunde (MWh) eingezogen werden. Darüber hinausgehende „Zufallsgewinne“ von Betreibern von Kohle- oder Atomkraftwerken oder Wind- und Solaranlagen sollen abgeschöpft und umverteilt werden.

Parallel dazu fordern Wissenschaftler zusätzliche Einsparungen beim Gasverbrauch: Einer Analyse des Energiewirtschaftlichen Instituts der Uni Köln zufolge müsste der Gasverbrauch in Europa um weitere 170 Terawattstunden (TWh) reduziert werden, damit in den kommenden beiden Wintern keine Engpässe drohen. Zum Vergleich: Die EU importiert rund 4280 TWh Gas.

Laut Standard & Poor’s kann unter der Annahme, dass die Gaspipeline Nord Stream 1 dauerhaft geschlossen bleibt, das europäische Energiegleichgewicht nur wiederhergestellt werden, wenn die Nachfrage im Einklang mit dem EU-Ziel von 15 % für den Winter gesenkt werde. „Wir schätzen, dass die Energierechnung in Europa das Niveau von vor der Pandemie um weit über 1 Bill. Euro übersteigen wird“, teilte S&P mit.

Der Bundesverband Erneuerbare Energien sieht mit dem Energiesicherungsgesetz das Potenzial, kurzfristig zusätzliche 19 TWh Energie zu erzeugen. Gemessen am Gesamtverbrauch wäre das aber nur eine geringe Entlastung. Entsprechend scharf fällt daher weiterhin die Kritik am Vorhaben der Bundesregierung aus, zwei AKW bis April als Reserve vorzuhalten, grundsätzlich aber am Atomausstieg festzuhalten. Ifo-Chef Clemens Fuest etwa geißelte die Pläne am Mittwoch als „völlig verrückt und europäisch extrem unsolidarisch“.

Wertberichtigt Seite 2

Berichte Seiten 6, 7 und 9