Teuerung

Inflationsdebatte nimmt Fahrt auf

Die Inflation zieht kräftig an. Das gilt vor allem für die USA, wo auch eine Debatte über einen Kurswechsel der Fed entbrannt ist. Das gilt aber auch für Euroland, wo die EZB eine ähnliche Diskussion unbedingt vermeiden will.

Inflationsdebatte nimmt Fahrt auf

ms Frankfurt

Die Inflation im Euroraum nimmt weiter kräftig und stärker als erwartet zu – und das gilt insbesondere auch für Deutschland, wo sie im Mai einen neuerlichen Sprung von zuvor 2,1% auf 2,4% (EU-harmonisiert) machte und die Bundesbank im Jahresverlauf selbst Raten von 4% für möglich hält. Das dürfte – ähnlich wie in den USA – auch in der Eurozone und speziell in Deutschland die Debatte über die Reflationierung der Wirtschaft nach der Pandemie und über die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter anheizen.

Seit Jahresbeginn hat die Teuerung auch in der Währungsunion deutlich angezogen. Dafür sind zwar primär Basis- und Sondereffekte verantwortlich und die EZB bewertet die Entwicklung als temporär, weswegen sie keinen Grund für eine Abkehr von den beispiellosen Hilfen aus der Hochzeit der Coronakrise sieht. Inzwischen nehmen aber die Zweifel zu, ob die Teuerung wirklich nur durch Einmaleffekte getrieben ist. Damit wächst auch die Kritik am EZB-Kurs. Die Euro-Hüter beraten das nächste Mal am 10. Juni, und auch intern gibt es kontroverse Ansichten.

Weitere Brisanz gibt es vor der Sitzung, weil sich in der US-Notenbank Fed wegen der stark gestiegenen Inflation eine Debatte über eine Drosselung der beispiellosen Anleihekäufe („Tapering“) abzeichnet. Im April ist die US-Inflation auf 4,2% hochgeschnellt. Von solchen Raten ist der Euroraum zwar weit entfernt. Gleichwohl sehen viele Experten die Debatte in den USA als Vorgeschmack darauf, was im Euroraum bevorsteht. Das Comeback der Inflation bewegt derzeit auch die globalen Finanzmärkte wie kein anderes Thema.

Der erneute spürbare Anstieg der Inflation in Deutschland untermauerte zusammen mit neuen Preisdaten aus Italien und Spanien die Erwartung, dass es im Mai auch im Euroraum insgesamt erneut deutlich mehr Inflation gegeben hat. Am heutigen Dienstag gibt es dazu eine erste Schätzung. Volkswirte gehen im Konsens von 1,9% aus (siehe Grafik). „Mit der steigenden Inflation wird der Versuch der EZB, das Tapering-Gerede zu vermeiden, immer komplizierter“, sagte Carsten Brzeski, Global Head of Macro bei der ING.

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