Arbeitsmarkt

US-Jobmarkt sendet Fed grünes Licht

Der Stellenaufbau in den USA überrascht positiv. Dennoch erwarten Ökonomen, dass die Fed nach einem kräftigen Zinsschritt im September etwas vorsichtiger agieren könnte. Denn es zeigen sich erste Schwächen auch am Arbeitsmarkt.

US-Jobmarkt sendet Fed grünes Licht

ast Frankfurt

Der Arbeitsmarkt in den USA boomt weiter. Im August wurden unerwartet viele neue Stellen geschaffen, wie die Regierung am Freitag mitteilte. Zwar stieg die Arbeitslosigkeit leicht um 0,2 Prozentpunkte auf nun 3,7%, doch Analysten gehen davon aus, dass die US-Notenbank auch im September an ihrem straffen geldpolitischen Kurs festhalten wird. Anders als die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Federal Reserve in den USA neben der Preisstabilität auch die Vollbeschäftigung als Ziel. Die Konjunkturdaten gaben den Aktienmärkten in Europa Rückenwind.

Der US-Jobmotor brummt: Außerhalb der Landwirtschaft kamen im August 315000 neue Jobs hinzu. Ökonomen hatten im Schnitt einen geringeren Stellenaufbau erwartet. Der Stellenaufbau lag mit 378000 neuen Stellen im 3-Monats-Durchschnitt – trotz einer Abwärtsrevision der Juni- und Juli-Daten – noch doppelt so hoch wie vor der Coronakrise.

Allerdings weisen Ökonomen darauf hin, dass sich auch am Arbeitsmarkt inzwischen einige Schwächen bemerkbar machten. „Wer Arbeit hatte, arbeitete im Durchschnitt weniger Stunden“, analysieren die Ökonomen Christoph Balz und Bernd Weidensteiner für die Commerzbank. Auch das Lohnwachstum fiel mit +0,4% gegenüber dem Vormonat etwas schwächer aus als erwartet.

Doch auch bei einem leicht nachlassenden Tempo am Arbeitsmarkt dürften die Notenbanker um Fed-Chef Jerome Powell zumindest vorerst an ihrem straffen Kurs festhalten. Dieser hatte auf der Notenbanken-Konferenz in Jackson Hole die Märkte auf weitere Zinserhöhungen eingestimmt. Zwar bleiben die meisten Ökonomen bei ihrer Erwartung einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte, rechnen aber für künftige Sitzungen des Fed-Offenmarktausschusses mit kleineren Schritten.

„Da das Lohnwachstum geringer ausfiel als erwartet, deutet dies auf ein langsameres Tempo der Zinserhöhungen nach dem für September erwarteten Schritt von 75 Basispunkten hin“, erwartet James Knightley, Chefökonom der ING. Zwar gebe es viele neue Jobs. „Aber gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote auf 3,7 von 3,5% gestiegen“, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst bei Avatrade. Das sei das ideale Szenario für Anleger, die nun wüssten, dass die Fed die Zinsen wohl kaum längerfristig aggressiv anheben werde. Die US-Notenbank hatte den Leitzins zuletzt auf die Spanne von 2,25 bis 2,50% angehoben.

Die Arbeitsmarktdaten schienen die Zinsängste an den europäischen Börsen zumindest kurzfristig zu mindern und sorgten für einen versöhnlichen Wochenschluss: Der Dax überschritt die 13000-Punkte-Marke und notierte bei Börsenschluss 3,30% höher. Der Euro Stoxx 50 zog um 2,58% auf 3545,75 Punkte an.