Kreditwirtschaft

Vorstandschef Ermisch hört bei HCOB auf

Vorstandschef Stefan Ermisch verlässt die HCOB, Nachfolger beim Spezialfinanzierer wird der bisherige Finanzvorstand Ian Banwell. Er gehe „mit Top-Zahlen“, so der CEO. Die Strategie bleibt bestehen.

Vorstandschef Ermisch hört bei HCOB auf

ste Hamburg

Ein Dreivierteljahr nach dem Wechsel der Hamburg Commercial Bank (HCOB) in die Einlagensicherung des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) verlässt Vorstandschef Stefan Ermisch das Institut. Wie der im Herbst 2018 aus dem Verkauf der HSH Nordbank an Finanzinvestoren hervorgegangene Spezialfinanzierer mitteilte, stimmte der Aufsichtsrat dem Wunsch des 56-Jährigen „mit Bedauern“ zu, den Ende 2023 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern und das Amt Ende September niederzulegen.

Die Verdienste von Ermisch, der nach Tätigkeiten bei Unicredit und BayernLB 2012 zunächst Finanzvorstand und später Vorstandschef der in der Finanzkrise mit Milliardenhilfen geretteten HSH Nordbank geworden war, ehe er nach der ersten Privatisierung einer Landesbank den Chefposten der HCOB übernahm, seien „im deutschen Bankensektor beispiellos und daher hoch einzuwerten“, sagte Juan Rodríguez Inciarte, Vorsitzender des HCOB-Kontrollgremiums. Nachfolger zum 1. Oktober wird Ian Banwell. Der Amerikaner, der dem Vorstand seit 2019 angehört und seit September 2020 Finanzchef ist, war lange für den US-Finanzinvestor Cerberus tätig, einen der Eigentümer der HCOB.

„Nach zehn Jahren ist es irgendwann genug“, erklärte der scheidende Bankchef Ermisch in einer Online-Konferenz mit Medienvertretern. Er gehe „mit Top-Zahlen“ und „hinterlasse die Bank in einem perfekten Zustand“. Es sei jetzt der richtige Zeitpunkt, den Staffelstab weiterzugeben. Zur Zukunft der HCOB äußerte sich Ermisch nicht, Fragen ließ das Institut nicht zu. Die Strategie werde man nicht ändern, sagte Aufsichtsratschef Inciarte. Im Raum stehen ein Verkauf oder eine Fusion der Bank. Spekulationen im März, Morgan Stanley lote Möglichkeiten für einen Ausstieg der Eigentümer aus, hatte die HCOB nicht dementiert.

Im ersten Halbjahr erreichte die Bank einen um 7% auf 207 Mill. Euro gesteigerten Nachsteuergewinn und erhöhte die Prognose für 2022. Anstatt bislang in Aussicht gestellter 250 Mill. Euro sollen im Gesamtjahr rund 350 Mill. Euro verbucht werden. Für das laufende Geschäftsjahr kündigte Ermisch eine Ausschüttung an. Die Bank werde eine Dividende zahlen – „das erste Mal seit gefühlt 100 Jahren“.

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