Übernahme

Bieterkampf um Lufthansa Technik

Um die Wartungssparte der Lufthansa bahnt sich ein Bieterkampf an. Die Finanzinvestoren Advent und CVC erwägen eine Offerte für einen Minderheitsanteil. Das Gleiche gilt für Bain Capital, Blackstone und Brookfield.

Bieterkampf um Lufthansa Technik

cru Frankfurt

Die Wartungs- und Reparatursparte der Lufthansa weckt das Interesse einer ganzen Reihe von Finanzinvestoren. Zu den Private-Equity-Firmen, die eine Offerte für einen Minderheitsanteil erwägen, zählen Advent, CVC, Bain Capital, Blackstone und – zumindest vor einiger Zeit – auch der kanadische Assetmanager Brookfield. Weitere Interessenten könnten hinzukommen. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Advent und CVC lehnten einen Kommentar dazu ab.

Lufthansa-Finanzchef Remco Steen­bergen sagte am Freitag, ein Verkauf eines Minderheitsanteils von Lufthansa Technik an einen möglichen Partner könne im zweiten Halbjahr 2023 stattfinden. Sollte sich der Konzern stattdessen für einen Teilbörsengang der Tochter entscheiden, werde dieser erst 2024 kommen.

Der Wert von Lufthansa Technik wird laut Bloomberg auf 6 Mrd. Euro geschätzt. Der Umsatz des Unternehmens mit 20 000 Beschäftigten und Sitz in Hamburg, das seit Mitte 2022 von Vorstandschef Sören Stark geführt wird, stieg im vergangenen Jahr um 39 % auf 5,6 Mrd. Euro, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte um 41 % auf 511 Mill. Euro. Der globale Markt für die Wartung und Reparatur von Verkehrsflugzeugen werde 2023 mit einem Volumen von 96 Mrd. Euro das Vor-Corona-Niveau übertreffen, prognostizierte Lufthansa Technik kürzlich. Die Techniktochter der Lufthansa arbeitet für mehr als 800 Kunden – nur 30 % vom Umsatz entfallen auf die Mutter Lufthansa.

Der Kurs der Lufthansa-Aktie reagierte am Mittwoch mit einem Plus von zeitweise 1,7 % auf 10,99 Euro – nahezu ein Dreijahreshoch. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit seit Juli 2022 verdoppelt auf 13,2 Mrd. Euro. Größter Anteilseigner ist der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne mit 15 %.

Mit einem Verkauf des Lufthansa-Technik-Anteils kämen die Private-Equity-Deals in Deutschland langsam wieder in Gang, obwohl die Finanzierung wegen der steigenden Zinsen schwieriger geworden ist. So hat die Bahn für den Verkauf ihrer 20 Mrd. Euro schweren Tochter DB Schenker gerade die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley engagiert.

Bis vor einigen Jahren waren Finanzinvestoren dafür bekannt, mit einem starken Schuldenhebel Mehrheitsbeteiligungen an Unternehmen zu erwerben. Inzwischen streben Private-Equity-Firmen situationsbedingt auch immer häufiger Minderheitsbeteiligungen an. Beispiele dafür sind unter anderem KKR bei der Lieferketten-Software von Körber oder dem Funkturmbetreiber Vantage Towers sowie der Finanz­investor Attestor bei der VW-Tochter Europcar oder die französische Ardian beim Oldenburger Regionalversorger EWE. Die nächsten Minderheitsbeteiligungen von Finanzinvestoren könnte es nun bei der DFL, also den Übertragungsrechten der Bundesliga, und bei Lufthansa Technik geben. Auch bei der DFL werden in den kommenden Wochen unverbindliche Angebote für einen 15-Prozent-Anteil im Wert von 3 Mrd. Euro erwartet. Unternehmen, die nicht die Kontrolle aufgeben, aber einen Erlös erzielen wollen, wählen Minderheitsbeteiligungen von Finanzinvestoren als Kompromiss.

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