Ofgem

Britischer Rechnungshof geht Energieregulierer an

Die Kosten des Scheiterns von bislang 28 britischen Energieversorgern belaufen sich auf 2,7 Mrd. Pfund. Der britische Rechnungshof NAO macht den Energieregulierer Ofgem dafür verantwortlich.

Britischer Rechnungshof geht Energieregulierer an

hip London

Der britische Rechnungshof hat den Energieregulierer Ofgem scharf für sein Versagen bei der Marktaufsicht kritisiert. Die Rechnungen aller Kunden werden um 94 Pfund jährlich steigen müssen, um die Kosten des Scheiterns von 28 Versorgern in Höhe von 2,7 Mrd. Pfund zu decken. „Die Herangehensweise von Ofgem hat einen Energiemarkt geschaffen, der auf wackeligen Grundlagen steht“, sagte Meg Hillier (Labour), die Vorsitzende des Rechnungslegungsausschusses des Unterhauses. „Wieder einmal muss die Öffentlichkeit für die Fehler derjenigen bezahlen, die den Auftrag hatten, sie zu schützen.“ Die Behörde habe die Latte für neue Energieversorger niedrig angesetzt, um Wettbewerb zu ermutigen und den Kunden mehr Auswahl zu ermöglichen, nachdem der Markt lange von den sechs größten Firmen dominiert wurde, bemängelte das National Audit Office (NAO). Zwar habe Ofgem 2018 damit begonnen, die Anforderungen an die finanzielle Belastbarkeit von neuen Firmen zu erhöhen. Bis 2021 sei aber nichts unternommen worden, um die Risiken der bereits am Markt tätigen Firmen in den Griff zu bekommen.

Private Verbraucher wurden durch die von Boris Johnsons Amtsvorgängerin Theresa May eingeführte Preisobergrenze vor bösen Überraschungen geschützt. Viele Energievertriebsfirmen waren nach dem Gaspreisschock der vergangenen Monate deshalb nicht in der Lage, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterreichen. Sie konnten es sich nicht leisten, sie weiter zu den ursprünglich versprochenen Preisen zu beliefern. Bislang stellten 28 ihre Geschäftstätigkeit ein. Große Anbieter sichern ihre Einkaufspreise in der Regel für neun bis zwölf Monate ab. Viele der Neuzugänge taten dies wohl nur für deutlich kürzere Zeit. Auf diese Weise konnten sie Preissenkungen schneller an die Kunden weitergeben – ein großer Vorteil im Wettbewerb mit den Dickschiffen der Branche. Solange die Preise sinken, geht das gut. Steigen sie rasant, fährt das Unternehmen gegen die Wand, denn es ist langfristige Lieferverbindlichkeiten eingegangen und muss, um ihnen nachzukommen, zu hohen Preisen einkaufen.

„Ofgem hat zugelassen, dass sich ein Markt entwickelte, der anfällig für große Schocks war“, konstatierte NAO-Chef Gareth Davies. Das sei dadurch passiert, dass „der Markteintritt von so vielen Versorgern mit schwachen Finanzen genehmigt wurde, und man sich nicht vorstellen konnte, dass es bei den Energiepreisen eine lange Phase der Volatilität geben könnte“.

Der Regulierer arbeitet derzeit an neuen Regeln, die eine höhere finanzielle Belastbarkeit der Unternehmen gewährleisten sollen. Zudem sollen Hinterlegungen von Kunden besser geschützt werden, die von manchen Firmen als zinsfreie Darlehen betrachtet wurden.

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