IPO-Boom

Ein Dutzend Börsengänge in den Startlöchern

Der Markt für Börsengänge geht 2021 auf Rekordkurs. In der ersten Hälfte des Jahres haben schon 15 deutsche Unternehmen mit einem IPO in Frankfurt addiert 9 Mrd. Euro eingesammelt – so viel wie seit der ersten Hälfte des Jahres 2000 nicht mehr –, und die Kette der Börsengänge reißt nicht ab.

Ein Dutzend Börsengänge in den Startlöchern

cru Frankfurt

Auch für das zweite Halbjahr steht ein Dutzend Börsenkandidaten mit einer Milliardenbewertung in den Startlöchern. Mit Spannung blicken Investoren darauf, ob der offene Geldhahn der Notenbanken den IPO-Boom weiter befeuert – oder ob die Inflation als Auslöser für eine Zinserhöhung dem Ansturm auf die Börse ein Ende setzt.

Im September soll es beim weltweit drittgrößten Autozulieferer Continental aus Hannover zum Spin-off von Vitesco kommen, den die Hauptversammlung im April nahezu einstimmig gebilligt hat. Damit verlassen rund 20% des Geschäfts den Konzern. Der Börsenwert des Getriebeherstellers aus Regensburg könnte bei rund 5 Mrd. Euro liegen. Mit dem IPO beauftragt sind Bank of America, J.P. Morgan und Deutsche Bank.

Ergänzend zu je fünf Aktien von Continental bekommen die Aktionäre dann ein Papier von Vitesco ins Depot gebucht. Eine Kapitalaufnahme durch Continental ist nicht damit verbunden. Am Eigentümerkreis ändert sich also zunächst nichts: Größter Einzelaktionär ist die Holding der Familie Schaeffler, die den gleichnamigen fränkischen Autozulieferer kontrolliert und 46% an Continental hält.

Continental schrumpft

Wegen der geplanten Abspaltung hat Continental die Prognose für 2021 schon angepasst. Der Umsatz soll demnach bei ungefähr 33,5 Mrd. Euro anstatt 41 Mrd. Euro liegen, die bereinigte operative Marge (Ebit) wird bei 6,5% anstatt 5,5% gesehen. Vitesco gilt als nicht fortgeführte Aktivität und wird daher bei den Perspektiven nicht mehr berücksichtigt. 90% des Umsatzes von zuletzt gut 8 Mrd. Euro macht Vitesco mit Verbrennertechnik, die durch den beschleunigten Wechsel in die Elektromobilität unter Druck steht.

Auch bei Daimler kommt es zu einer Abspaltung samt separater Börsennotierung: Der Lastwagen- und Bushersteller Daimler Truck soll zu einem noch nicht bekannten Anteil in den Streubesitz gebracht werden. Wie bei Continental und Vitesco ist auch dieser Spin-off nicht mit einer Kapitalaufnahme verbunden. Die Daimler-Aktionäre bekommen die Aktien zusätzlich ins Depot gebucht.

„Wir liegen mit den Detailvorbereitungen für dieses komplexe Projekt voll im Zeitplan und wollen Daimler Truck bis Ende des Jahres als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen“, sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm noch vor wenigen Tagen. Daimler hatte im Februar die Pläne bekannt gegeben, das Geschäft mit Luxusautos und die Nutzfahrzeugsparte aufzuteilen und sich dabei in Mercedes-Benz umzubenennen. Analysten bewerten das Geschäft des weltgrößten Herstellers von Nutzfahrzeugen über 6 Tonnen mit bis zu 34 Mrd. Euro.

Im September soll darüber hinaus der Batteriehersteller BMZ aus Karlstein an die Börse kommen – laut Insidern mit einer Bewertung von rund 2 Mrd. Euro und einem Emissionserlös in der Größenordnung von 500 Mill. Euro. Mit dem IPO des 1994 gegründeten Unternehmens beauftragt sind Citigroup, J.P. Morgan und Berenberg. BMZ fertigt Batterien und Batteriesysteme für Elektrofahrzeuge, vom E-Bike bis zum Lastwagen sowie auch für Gabelstapler (Kion), Werkzeuge (Stihl), medizinische Geräte (Philips) oder Stromspeicher – und macht mit 3000 Beschäftigten 400 Mill. Euro Umsatz.

Babbel auf dem Parkett

Für den Spätsommer erwarten Insider zudem den Börsengang von Lesson Nine, dem Eigentümer der Sprachlern-Software Babbel. Der App wird eine Bewertung von mehr als 1 Mrd. Euro nachgesagt. Als Emissionsbanken mandatiert sind Morgan Stanley und BNP Paribas. Die Berliner Firma bietet Online-Sprachkurse an, kombiniert mit spielerischem Vokabeltraining.