Luftverkehrsindustrie

Fluggesellschaften fliegen Corona-Flaute davon

Der Branchenverband IATA erwartet für nächstes Jahr neue Rekorde für Passagierzahlen und Umsätze der Airlines. Doch nicht alle Regionen werden aus den roten Zahlen kommen und zudem schwächt sich das Frachtgeschäft ab.

Fluggesellschaften fliegen Corona-Flaute davon

Luftverkehrsindustrie

Fluggesellschaften lassen Covid-Flaute hinter sich

Neue Rekorde für Passagierzahlen und Umsätze erwartet – Frachtgeschäft schwächt sich ab, bleibt aber über Vorkrisenniveau

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Von Gesche Wüpper, Genf

Die Luftverkehrsindustrie hat sich schneller von der Coronakrise erholt als erwartet. Der Branchenverband IATA (International Air Transport Association) hat deshalb seine Prognose für das Gesamtjahr erneut mehr als verdoppelt – bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Er geht nun davon aus, dass Fluggesellschaften weltweit 2023 ein Nettoergebnis von insgesamt 23,3 Mrd. Dollar einfliegen werden, 2024 dann 25,7 Mrd. Dollar.

Die Airline-Industrie erholt sich schneller von der Coronakrise als erwartet. Doch nicht alle Regionen werden im kommenden Jahr aus den roten Zahlen fliegen können. Gleichzeitig bleibt die Rentabilität trotz der erwarteten Rekordumsätze gering. Ausnahme sind die profitablen Airlines aus dem Mittleren Osten.

Zum Vergleich: Im Juni hatte die IATA die Prognose für 2023 bereits mehr als verdoppelt, auf 9,6 Mrd. Dollar, nachdem 2022 unter dem Strich noch ein Nettoverlust von 3,8 Mrd. Dollar angefallen war. Da die Airline-Industrie zu den Branchen gehört, die am stärksten unter Corona gelitten haben, hat sie 2020 bis 2022 Verluste von insgesamt 183 Mrd. Dollar angehäuft.

„Die finanzielle Erholung hat die Erwartungen übertroffen“, sagt Politik- und Wirtschaftsdirektor Andrew Matters von der IATA. „Die Erholung ist nun abgeschlossen – jetzt gucken wir nach vorne.“ Allerdings fällt die Erholung der Airline-Industrie regional unterschiedlich aus. Einige Regionen hätten sich schneller erholt als andere, erklärt Matters.

Außerdem habe die Covid-Pandemie die Branche vier Jahre Wachstum gekostet, gibt IATA-Generaldirektor Willie Walsh zu bedenken. „Der Ausblick deutet an, dass wir ab 2024 normale Wachstumsmuster sowohl für den Passagier- als auch für den Frachtverkehr erwarten können“, sagte Walsh

Operatives Ergebnis steigt

So dürfte sich das Umsatzwachstum 2024 von 21,7% in diesem Jahr auf 7,6% abschwächen, wenn sich der Umsatz wie erwartet von 896 Mrd. Dollar auf 964 Mrd. Dollar erhöht. Der Branchenverband erwartet zudem, dass sich das operative Ergebnis nächstes Jahr von 40,7 Mrd. Dollar auf 49,3 Mrd. Dollar verbessern wird.

Gleichzeitig dürfte die Zahl der Passagiere auf 4,7 Milliarden zulegen und damit einen neuen historischen Höchststand erreichen. Die Passagiererlöse wiederum dürften 2024 um 12% auf 717 Mrd. Dollar steigen, während der Umsatz des Frachtgeschäfts von 134,7 Mrd. Dollar in diesem Jahr auf 111,4 Mrd. Dollar fallen dürfte. Damit lägen die Cargo-Erlöse jedoch noch immer über dem Vorkrisenniveau von 2019, als sie 100,8 Mrd. Dollar betrugen.

Parallel steigen jedoch auch die Kosten der Fluggesellschaften. Die IATA-Experten erwarten, dass sie sich nächstes Jahr im Vergleich zu 2023 um 6,9% auf 914 Mrd. Dollar erhöhen. Treibstoffkosten dürften mit 281 Mrd. Dollar 31% der operativen Kosten ausmachen, wobei der Kerosinpreis im Schnitt 113,8 Dollar je Barrel betragen dürfte.

Auch wenn die Erholung beeindruckend sei, bleibe die Nettoumsatzrendite mit 2,7% weiter unter dem, was Investoren in anderen Branchen hinnehmen würden, meint IATA-Chef Walsh. Im Schnitt verdiene eine Fluggesellschaft nur 5,45 Dollar pro Passagier. Dafür bekomme man bei Starbucks in London gerade mal einen einfachen Grand Latte. „Die Fluggesellschaften machen keine Supergewinne“, sagt Walsh.

In einigen Regionen werden sie auch im kommenden Jahr noch nicht aus den roten Zahlen fliegen können. So rechnet die IATA für Fluggesellschaften in Lateinamerika und in Afrika 2024 mit einem Nettoverlust von je 400 Mill. Dollar. Während einige Märkte in Lateinamerika so wie Mexiko stark seien, müssten andere mit wirtschaftlichen und sozialen Turbulenzen kämpfen, erklärt der Verband. Afrika bleibe für die Branche schwierig.

Dagegen bleibt Nordamerika die Region mit den höchsten Ergebnissen, gefolgt von Europa. Nordamerikanische Fluggesellschaften dürften ihr Nettoergebnis 2024 von 14,3 Mrd. Dollar auf 14,4 Mrd. Dollar verbessern, europäische von 7,7 Mrd. Dollar auf 7,9 Mrd. Dollar. Die größten Risiken für die Branche in Europa sieht die IATA in dem angespannten Arbeitsmarkt sowie den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten.

Höchste Margen

Für asiatische Fluggesellschaften erwartet der Verband 2024 nach einem Verlust von 100 Mill. Dollar im Jahr 2023 ein Nettoergebnis von 1,1 Mrd. Dollar. Der internationale Flugverkehr von und nach China sei immer noch 40% unter dem Vorkrisenniveau. Für Airlines aus dem Mittleren Osten rechne man mit guten Ergebnissen. Da sie ihr Netzwerk und ihre Drehkreuze nach Covid schnell wieder aufgebaut haben, dürfte ihr Nettoergebnis von 2,6 Mrd. Dollar auf 3,1 Mrd. Dollar steigen. Gleichzeitig dürften sie mit 4,8% die höchste Nettomarge der Branche ausweisen.

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