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Gericht bremst Octopus Energy

British Gas, Eon UK und Scottish Power haben Bedenken gegen die Übernahme von Bulb durch Octopus geltend gemacht. Der Birmingham High Court segnete den Deal nicht so schnell ab, wie von beiden erhofft.

Gericht bremst Octopus Energy

hip London

Die British-Gas-Mutter Centrica, Eon UK und Scottish Power haben es geschafft, den Abschluss der Übernahme des gescheiterten Energieversorgers Bulb Energy durch Octopus Energy zu verzögern. Sie hatten beim Birmingham High Court Bedenken wegen der Geschwindigkeit und Undurchsichtigkeit des Deals geltend gemacht. Das Gericht wollte ursprünglich ein Datum für den Transfer des Geschäfts und der 1,5 Millionen verbliebenen Kunden von Bulb an Octopus festlegen – gerade einmal drei Wochen nach Bekanntgabe der Akquisition. „Anhaltende Ungewissheit ist keine gute Nachricht für die Mitarbeiter und Kunden von Bulb oder für die Steuerzahler“, sagte ein Octopus-Sprecher. „Wir hoffen deshalb, dass es bei der nächsten Anhörung zu einer Lösung kommt.“

Wirtschaftsminister Grant Shapps hatte den Deal durchgewunken, bei dem die Assets von Bulb in eine neue Körperschaft überführt werden, die dann von Octopus erworben wird. Sie bleibt dann für einen nicht näher definierten Zeitraum durch eine Brandmauer vom Rest des Geschäfts von Octopus getrennt. Die Regierung versprach finanzielle Unterstützung für die Beschaffung von Energie für Bulb-Kunden für Winter 2022/23. Sie werde von der neuen Körperschaft, einem Rückzahlungsplan folgend, zurückgezahlt. Bis dahin gebe es zudem eine Gewinnbeteiligung der öffentlichen Hand.

Modell Northern Rock

Bulb war nach einem rasanten Anstieg der Gaspreise schon vor dem Krieg in der Ukraine kollabiert und unter ein Special Administrative Regime gestellt worden (vgl. 25.11.2021). Die Investoren, darunter Yuri Milners Risikokapitalgesellschaft DST Global und der Hedgefonds Magentar, wollten kein zusätzliches Kapital einschießen. Das Geschäftsmodell hatte sich erledigt: Die Firma hatte, wie viele andere, ihre Einkaufspreise nicht ausreichend abgesichert. Für gewöhnlich sichern große Anbieter ihre Einkaufspreise für neun bis zwölf Monate im Voraus ab. Bulb tat das dagegen lediglich für drei Monate. Auf diese Weise konnte das Unternehmen Preissenkungen schneller an die Kunden weitergeben. Solange die Preise sinken, geht diese Strategie auf. Steigen sie stark, hat das Unternehmen ein Problem: Es ist langfristige Lieferverpflichtungen eingegangen und muss, um sie zu bedienen, zu hohen Preisen einkaufen. Das erinnert an die Pleitebank Northern Rock oder den Hedgefonds LTCM. Am Ende musste die britische Regierung 1,7 Mrd. Pfund einschießen, um sicherzustellen, dass bei den damals noch 1,7 Millionen Kunden von Bulb im vergangenen Winter das Licht an blieb. Neben Octopus sollen auch Centrica, EDF und Masdar, ein Staatsunternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, das sich mit erneuerbaren Energien befasst, Interesse gezeigt haben.

Vergangene Woche entschied eine Richterin am High Court, dass die von der Beratungsgesellschaft Teneo für die Zwangsverwaltung in Rechnung gestellten Kosten von mehr als 28 Mill. Pfund richterlich geprüft werden müssen. Sie werde das nicht durchwinken, um dem Wirtschaftsministerium eine Freude zu machen, sagte Richterin Sally Barber. Sie genehmigte einstweilen nur die Auszahlung von 55 % der in Rechnung gestellten Kosten. Bulb-Gründer Hadyen Wood bezog dem „Telegraph“ zufolge auch nach dem ersten staatlichen Bail-out seit der Finanzkrise in Gehalt von 250 000 Pfund. Er rechtfertigte das damit, dass er beim Weiterbetrieb der Firma half. Zuletzt fing er als Venture Partner bei Giant Ventures an. Im Beirat der Risikokapitalgesellschaft sitzt Gordon Browns ehemaliger Außenminister David Miliband.

Unter den Investoren von Octopus Energy finden sich die australische Origin Energy, Tokyo Gas, der 529 Mrd. kan. Dollar schwere Canada Pension Plan und Generation Investment Management, das Anlagevehikel des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore.

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