E-Commerce

Harte Zeiten für Online-Möbelhändler

Westwing und Home24, zwei E-Commerce-Unternehmen für Einrichtungsgegenstände, haben stark vom Corona-Boom profitiert. Das Abflauen der Pandemie stellt das Duo vor Herausforderungen.

Harte Zeiten für Online-Möbelhändler

hek Frankfurt

Für die Online-Möbelhändler Westwing und Home24 geht ein schwieriges Geschäftsjahr zu Ende. Dem durch die Corona-Pandemie ausgelösten Absatzboom folgten Kundenverluste und herbe Umsatzeinbußen. Künftig gehen die beiden E-Commerce-Unternehmen unterschiedliche Wege: Während Home24 unter das Dach der Möbelhauskette XXXLutz schlüpft, setzt Westwing erst einmal ihren Weg als eigenständige Gesellschaft fort.

Bei Westwing aus München, die neben Möbeln vor allem Accessoires und Dekoware verkauft, schrumpften die Erlöse bis Ende September 2022 um 19% auf 302,4 Mill. Euro. Die Zahl der aktiven Kunden gab um ebenfalls 19 % auf 1,422 Millionen nach. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebida) sackte von +30 Mill. auf −8,5 Mill. Euro durch. Somit drehte die Marge um 10,8 Prozentpunkte auf −2,8 % der Erlöse.

Für das Gesamtjahr stellt Westwing, die sich als „Marktführer für inspirationsgetriebenen Home-Living-E-Commerce in Europa“ sieht, zwischen 410 Mill. und 450 Mill. Euro Umsatz in Aussicht, was auf einen Rückgang im Vergleich zu 2021 von 14 bis 22 % hinausläuft. Das bereinigte Ebitda soll sich zwischen 0 und −15 Mill. Euro bewegen, die bereinigte Ebitda-Marge zwischen 0 % und −4 %.

Butlers stützt Home24

Im Zahlenwerk von Home24 werden die Rückschläge durch die Butlers-Übernahme abgefedert. Die neue Tochter wird seit 1. April 2022 konsolidiert. So gab der ausgewiesene Neunmonatsumsatz noch um 8% auf 428,1 Mill. Euro nach. Das bereinigte Ebitda rutschte mit 2,6 Mill. Euro in den roten Bereich, nachdem in der Vorjahreszeit 1,9 Mill. Euro Gewinn zu Buche standen. Die Zahl der Online-Kunden sank um 11 % auf 2,036 Millionen. Für das Gesamtjahr peilt das Berliner Unternehmen einen operativen Gewinn in Höhe von 1 % bis 5 % des Umsatzes an.

Die Aktienkurse haben sich zuletzt unterschiedlich entwickelt. Die Home24-Notierung schwankt seit fast drei Monaten kaum noch – Folge des XXXLutz-Übernahmeangebots von 7,50 Euro.

Die Westwing-Aktie präsentiert sich dagegen weiter hochvolatil. Nach dem Absturz seit Frühjahr 2021 hat sich der Kurs zuletzt wieder erholt, ohne annähernd in Bereiche zurückzukehren, die zwischen Herbst 2020 und Ende 2021 erreicht worden waren.

Derzeit stützt Westwing die Notierung durch dosierte Aktienrückkäufe. Das im November beschlossene und bis Ende März 2023 laufende Programm sieht den Erwerb von maximal 600000 eigenen Anteilscheinen vor, knapp 3 % des Grundkapitals. Das Volumen ist auf 3,0 Mill. Euro limitiert.

Sparprogramm

Auf die geschäftliche Flaute reagiert Westwing mit einen umfänglichen Sparprogramm, das die annualisierte Kostenbasis im Vergleich zum ersten Quartal 2022 um 30 Mill. Euro verkleinern soll. Die Einsparungen betreffen vor allem Verwaltung, Vertrieb, Marketing und Investitionen. Zudem wurde das Nettoumlaufvermögen reduziert.

Ab Januar verstärkt Rik Strubel das Top-Management von Westwing als Chief Marketing Officer. Dagegen hat CEO und Mitgründer Stefan Smalla den Vorstand im Sommer 2022 verlassen. Zum neuen Firmenchef ist im Juli der bisherige Chief Commercial Officer Andreas Hoerning aufgestiegen. Chief Creative Officer und Mitgründerin Delia Lachance ist nach ihrer Elternzeit nun wieder in Vollzeit an Bord, gehört aber seit März 2020 nicht mehr dem Vorstand an.

Wie mehr oder minder der gesamte Online-Handel haben Home24 und Westwing 2020 und 2021 stark von der zeitweisen Schließung stationärer Geschäfte und anderen Regelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie profitiert. Mit der Aufhebung der Beschränkungen fiel dieser Anschub weg. Verstärkt wurde das Auf und Ab durch das sogenannte Cocooning, also den Rückzug ins häusliche Privatleben. Dieser Effekt hat in der ersten Phase der Pandemie den Verkauf von Einrichtungsgegenständen zusätzlich angekurbelt. Umso tiefer fällt daraufhin das Nachfrageloch aus.