Dax-Vorstände

Hugo Boss brilliert als Prognose-Champion

Dem Management des Modekonzerns Hugo Boss unter Leitung von CEO Daniel Grieder bescheinigt die Aktionärsvereinigung DSW innerhalb der HDax-Familie die höchste Treffsicherheit in den Prognosen.

Hugo Boss brilliert als Prognose-Champion

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Dass neue Köpfe für frischen Wind in der Führungsetage sorgen und das Geschäft voranbringen können, zeigt sich nach Einschätzung der Aktionärsvereinigung DSW am Beispiel des Modekonzerns Hugo Boss. Das Urteil stützt sich auf den „Dax-Vorstandsradar“, den die Aktionärsschützer gemeinsam mit der Strategieberatung Advyce & Perlitz sowie der Universität Witten/Herdecke erstellt haben, um Veränderungen in den Vorständen des HDax seit dem Jahr 2005 zu analysieren. Dabei wurden die Unternehmen auch einem Ranking nach Aktienperformance und Prognosesicherheit unterzogen.

Als Prognose-Champion und Top-Performer hat Hugo Boss die höchste Punktzahl ergattert. Dem Vorstand des MDax-Unternehmens, wo Daniel Grieder seit Juni 2021 als CEO am Ruder ist, schreiben die Zeugnisgeber Präzision und großen Weitblick zu. Die Anleger erhielten nicht nur am Anfang des Jahres einen seriösen Blick in die Zukunft, sie könnten sich auch darauf verlassen, dass die angekündigten Ziele erreicht werden, würdigt Erik Strauß, Professor an der Universität Witten/Herdecke, den Klassenprimus. Platz 2 im Ranking teilen sich Deutsche Börse und SMA Solar gefolgt von Munich Re.

Anderen Gesellschaften bescheinigt die Studie in der Prognosequalität deutlichen Nachholbedarf. Dazu zählen die Autoren etwa Rheinmetall oder Allianz, aber auch Scout24 oder Hellofresh.

Aus der Analyse von Neubesetzungen und Amtszeiten lässt sich erkennen, dass sich das Personalkarussell zunehmend schneller dreht. Die Verweildauer nimmt ab, die Vorstände werden kleiner. Der Trend hat sich in Coronazeiten verstärkt. Vor der Pandemie habe es 2017 eine „Rekordverweildauer“ der CEOs von 6,4 Jahren gegeben, aktuell liege diese noch bei 4,2 Jahren. Auf einem noch „heißeren Stuhl“ sitzen die CFOs, wo die Verweildauer von 4,6 auf 3,6 Jahre gesunken sei.

Nach Einschätzung der DSW setzen börsennotierte Unternehmen hierzulande in Krisenzeiten „auf Erfahrung und Altbewährtes“. Der Altersdurchschnitt der Top-Manager in den HDax-Firmen sei von 51 im Jahr 2005 auf aktuell über 53 Jahre gestiegen. Mehr als 90% der Führungskräfte haben studiert, rund 15 % zusätzlich einen MBA erworben. Auch wenn deutsche Vorstände nicht jünger würden, immerhin steige die Diversität. Im Jahr 2005 hätten 18% in der Beletage einen Abschluss von einer ausländischen Hochschule mitgebracht, aktuell seien es 25%. Aus dem Kreis haben 90 Manager und Managerinnen in Europa studiert, 25 in Amerika und acht in Asien. Wer es an die Spitze schaffen will, kann nach wie vor auf Wirtschaftswissenschaften setzen. Das sei das Fach der Wahl für 56% der Vorstände – die Quote sei in den vergangenen 16 Jahren niemals unter 50% gesunken. Am zweithäufigsten seien ganz oben Ingenieure (19%) anzutreffen, gefolgt von Naturwissenschaftlern (12%) und Juristen (7%).

Beim Frauenanteil zeigen deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich weiterhin ein schwaches Bild. Der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder habe sich seit 2005 von 1%  auf 12% erhöht; die Firmen im Dax 40 sind vorne dran mit 19%. Dagegen haben die 40 größten US-amerikanischen Börsenunternehmen 31% weibliche Vorstände an Bord, in Großbritannien sind es 28%, in Schweden 27%. In 74 MDax- und SDax-Unternehmen sei zum Stichtag der Studie immer noch keine einzige Frau in den Vorstand gerückt.

DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler bemängelt, dass ein verändertes Umfeld unzureichend in der Besetzung der Gremien berücksichtigt werde. „Erfahrung scheint das Mantra deutscher Top-Unternehmen. Dies ist aus unserer Sicht durchaus auch kritisch zu betrachten, schaut man auf die immensen Herausforderungen insbesondere der digitalen Transformation, vor denen die deutschen Unternehmen stehen“, sagt Tüngler. Das Gleiche gelte für den Ausbildungshintergrund, der die technischen Implikationen mit Blick auf neue – digitale –  Geschäftsmodelle nicht widerspiegele. „Diversität scheint als Leitschnur der Vorstandszusammensetzung im HDax noch nicht wirklich angekommen“, resümiert Tüngler.

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