Großbritannien

Kaffeeketten können Preise erhöhen

Die britische Kaffeekultur lebt: Ketten haben im vergangenen Jahr ein Umsatzwachstum von 12% erzielt. An das vor der Pandemie erreichte Niveau kommen sie aber noch nicht heran.

Kaffeeketten können Preise erhöhen

hip London

Kostendruck, steigende Energiekosten und Veränderungen des Verbraucherverhaltens sind auch an den großen britischen Kaffeehausketten nicht spurlos vorbei­gegangen. Doch sei der Markt im vergangenen Jahr um 11,9 % auf 4,9 Mrd. Pfund gewachsen, schätzt der Marktforscher Allegra Group. Die Zahl der Filialen habe sich um 4,4 % auf 9 885 erhöht. Bis 2024 wird sie dem World Coffee Portal zufolge auf 10 200 steigen. Im Januar 2028 sollen es bereits 11 600 sein.

Confiserie aus Südkorea

Die größten Ketten sind Costa Coffee (Coca-Cola), Greggs und Starbucks. Internationale Ketten investierten weiterhin in Großbritannien. Die kanadische Tim Horton’s eröffnete 35 neue Niederlassungen, die neuseeländische Cooks Coffee Company (Esquires, Triple Two) und die US-Ket­te Blank Street expandierten ebenfalls. Die südkoreanische Paris Baguette, die weltweit 4 000 Filialen unterhält, eröffnete im Oktober vergangenen Jahres eine „Boulangerie“ in der Battersea Power Station in London, wo man neben Confiserie-Klassikern wie Paris Brest auch Kaffee ausgeschenkt bekommt. Auch Coffee Planet aus Dubai drängt in den Markt.

Das britische Marktvolumen wird vom World Coffee Portal für 2028 auf 6,4 Mrd. Pfund geschätzt, was einem jährlichen Wachstum von 5,6 % entspricht. Neben den erfassten Marken gibt es im Vereinigten Königreich zahllose kleinere Anbieter. Auch viele Pubs verfügen mittlerweile über hochwertige Kaffeemaschinen. Zudem hat die Supermarktkette Waitrose (John Lewis) damit begonnen, wieder kostenlos Kaffee an ihre Kunden auszuschenken. Bevor sie dieses Angebot aus Kostengründen einstellte, gehörte sie zu den größten Anbietern des Landes. Schließlich ist bei Gratisangeboten die Nachfrage meist unbegrenzt.

Zu den größten Herausforderungen für die Anbieter gehört neben steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen der durch den Brexit verschärfte Arbeitskräftemangel. Vor dem EU-Austritt verdingten sich südeuropäische Hochschulabsolventen als Mindestlöhner im Gastgewerbe der britischen Metropole. Mittlerweile fällt es auch zu höheren Löhnen schwer, Personal zu finden. Mehr als drei Viertel der vom World Coffee Portal befragten Führungskräfte der Branche waren nicht der Meinung, dass sie die Auswirkungen des Brexits heute positiver sähen als vor einem Jahr. Weniger als zwei Fünftel (37 %) wollten von einem positiven Marktumfeld sprechen. Vor einem Jahr tat das noch mehr als die Hälfte (56 %). Gut drei Fünftel (61 %) waren der Ansicht, dass sich die steigenden Lebenshaltungskosten be­reits negativ auf ihr Geschäft ausgewirkt hätten. Allerdings schafften es die großen Ketten im vergangenen Jahr, Preiserhöhungen durchzusetzen. Der Preis des in Großbritannien beliebtesten Heißgetränks „Medium Latte“ stieg um 11,3 % bzw. 33 Pence auf 3,25 Pfund. Offenbar halten viele Briten den Kaffee im Café oder für unterwegs immer noch für einen erschwinglichen Luxus. Auf die durch Work-from-Home reduzierte Laufkundschaft in den Stadtzentren reagieren die Ketten mit Drive-thru-Filialen, Lieferdiensten und Selbstbedienungsangeboten.