E-Commerce

Konsum­flaute erfasst den Online­handel

Die E-Commerce-Umsätze in Deutschland sind im dritten Jahresviertel das zweite Quartal in Folge deutlich geschrumpft. Überproportionale Einbußen verzeichnet der Modehandel.

Konsum­flaute erfasst den Online­handel

hek Frankfurt

Die Energiepreissprünge und das stark verschlechterte Konsumklima schlagen auf den wachstumsverwöhnten Onlinehandel durch. Im dritten Quartal schrumpfte in Deutschland der Bruttowarenumsatz der Branche nominal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,8% auf 19,8 Mrd. Euro, berichtet der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH). Damit setzt sich der Abwärtstrend fort: Im zweiten Jahresviertel waren die Umsätze im E-Commerce mit Waren um ein Zehntel geschrumpft.

Dank des Wachstums im Startquartal bleibt es nach neun Monaten bei einem Rückgang um 4,4%. Das Niveau vor der Pandemie werde aber weiter überschritten, betont der BEVH. Gemessen an den ersten drei Quartalen 2019 ergibt sich ein Anstieg um 27%. Zum Vergleichszeitraum 2020 verbleibt ein Plus von 15%.

Das Konsumbarometer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) ist im Oktober auf ein Rekordtief gefallen. „Der E-Commerce kann sich nicht von der Konsumstimmung ab­koppeln“, sagt Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender BEVH-Hauptgeschäftsführer. Sogar in Warengruppen mit leichtem Wachstum resultiere dies bestenfalls aus Preissteigerungen.

Hart erwischt hat es den Modehandel und Segmente, in denen sich Einkäufe aufschieben lassen, wie Möbel oder Schmuck/Uhren. Der Anteil anlassbezogener Bestellungen sinke, so der BEVH. Die Umsätze verschöben sich in Richtung alltägliche Versorgung, also Lebensmittel, Kosmetik, Tierbedarf und Medikamente.

Der volumenstarke Online-Verkauf von Bekleidung sackte im dritten Jahresviertel um 15% ab, der von Schuhen sogar um 22%. Einrichtungsgegenstände verzeichneten ein Minus von knapp 16%, Elektronikartikel und Kommunikation von gut 8 %. Gewachsen sind vor allem die Verkäufe von Medikamenten (+4,7%), Lebensmitteln und Bürobedarf (jeweils +3%).

Symptomatisch für die schwierigen Zeiten im Online-Modehandel ist die Mitte September veröffentlichte Gewinnwarnung von About You. Eine kurzfristige Erholung sei nicht absehbar, warnen die Hamburger. Statt mit 25 % bis 35 % Umsatzplus erwartet die Modeplattform nur zwischen 10 und 20 % Wachstum im Geschäftsjahr 2022/23. Und der adjustierte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wird nun auf 120 bis 140 Mill. Euro veranschlagt statt auf 50 bis 70 Mill. Euro.

Europas größter Online-Modehändler Zalando will am 3. November über das dritte Quartal berichten. Derweil setzt sich die Talfahrt der Dax-Aktie fort: Ausgehend vom Hoch jenseits von 100 Euro ist der Kurs in die Nähe des Ausgabepreises beim Börsengang 2014 von 21,50 Euro abgestürzt.

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