Mobilfunkkonzern

Liberty Global legt Einstieg bei Vodafone offen

Liberty Global nutzt die Kursschwäche und steigt bei Vodafone ein. Der Kabelkonzern folgt Engagements von e&, Cevian und Xavier Niel

Liberty Global legt Einstieg bei Vodafone offen

Der Kabelkonzern Liberty Global offenbart den Erwerb eines Anteils von knapp 5% am britischen Mobilfunkriesen Vodafone. Nach den Worten von Liberty-Global-CEO Mike Fries handelt es sich um ein „opportunistisch“ getriebenes Investment, da die Vodafone-Aktie derzeit nicht den Wert des operativen Geschäfts sowie der „anstehenden Konsolidierung“ widerspiegele. Fries zeigte sich überzeugt, dass sich die eingesetzten Mittel gut rentieren werden. Eine Komplettübernahme sei nicht geplant. Die Vodafone-Aktie legte um bis 4,8% zu.

Liberty Global, die den Angaben zufolge bis zu 225 Mill. Pfund aufgewendet hat, macht als neuer Großaktionär keine Ansprüche auf einen Sitz im Verwaltungsrat geltend. Dennoch gehen Branchenbeobachter davon aus, dass der Kabelkonzern „gemeinsame strategische Interessen“ ausloten will und dafür seinen Einfluss auf Interims-CEO Margherita della Valle geltend machen wird. Der Kabelkonzern verfügt über eine Reihe von Telekom-Aktivitäten in Europa, darunter den Schweizer Mobilfunknetzbetreiber Sunrise und ein Joint Venture (JV) mit der Telefónica-Tochter O2 in Großbritannien. Mit Vodafone selbst betreibt Liberty Global überdies das belgische Gemeinschaftsunternehmen Ziggo. 2019 hatte Vodafone in einem rund 18 Mrd. Euro schweren Deal Liberty unter anderen ihre deutsche Tochter Unitymedia abgekauft.

Der britische Mobilfunkriese, dessen Aktie binnen Jahresfrist um rund 30% abgesackt ist, hatte Anfang Dezember Konzernchef Nick Read gefeuert. Dem Manager war es mit einer Reihe von strategischen Initiativen nicht gelungen, erkennbaren Wert für die Aktionäre zu schaffen. Unter anderem hatten Vodafone und 3 UK im vergangenen Oktober Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss bestätigt, seither aber keine Fortschritte verlauten lassen. Ein Merger würde den mit rund 28 Millionen größten britischen Mobilfunkanbieter schaffen – vor der BT-Tochter EE und dem Joint Venture von Virgin Media (Liberty Global) und O2 – und damit sicher Wettbewerber und Behörden auf den Plan rufen. Experten gehen indes davon aus, dass Liberty Global sich einem solchen Deal nicht entgegenstellen würde, da sich auch der Kabelriese von einer Konsolidierung des Marktes einen nachlassenden Preisdruck verspricht.

Darüber hinaus könnten Liberty Global und Vodafone auch jenseits des britischen Marktes gemeinsame Interessen „leichter besprechen“, heißt es bei Analysten – beispielsweise eine von Fries ins Spiel gebrachte Zusammenlegung von Ziggo und der belgischen Telenet. Auch eine Übernahme der Vodafone-Anteile an Ziggo durch Liberty Global sei denkbar.

Allerdings wollen bei dem angeschlagenen Mobilfunkriesen inzwischen eine Reihe von größeren Aktionären mitreden, nicht zuletzt der aktivistische Investor Cevian, der vor Jahresfrist bei Vodafone eingestiegen war. Darüber hinaus hat die staatlich arabische Telekomgesellschaft e& (früher Etisalat) die Kursschwäche genutzt, um ihre Beteiligung auf 13% auszubauen. Der französische Milliardär und Telekommunikationsinvestor Xavier Niel, der im vergangenen Jahr mit 2,5% eingestiegen war, setzt das Vodafone-Management ebenfalls unter Druck.

Der Konzern hatte zuletzt vor allem bei der wichtigsten Tochter Vodafone Deutschland Probleme. Das Geschäft lahmt. Landeschef Hannes Ametsreiter wurde 2022 von Philipp Rogge abgelöst.