Industriegase

Linde hält an Milliardenauftrag von Gazprom fest

Der Konzern verweist auf vertragliche Verpflichtungen und „bewertet den sich entwickelnden Sanktionsrahmen“. Ein neues Aktienrückkaufprogramm hat ein Volumen von 10 Mrd. Dollar.

Linde hält an Milliardenauftrag von Gazprom fest

jh München

Der amerikanisch-deutsche Industriegasekonzern Linde hält an seinem Großauftrag von Gazprom fest – zumindest vorerst. Im vergangenen Herbst hatte der Anlagenbau des Unternehmens für 6 Mrd. Dollar zwei Bestellungen des russischen Gaskonzerns erhalten. Sanjiv Lamba, damals Chief Operation Officer und seit 1. März CEO von Linde, hatte in einer Konferenz mit Analysten Gazprom als Kunde von sehr hoher Qualität bezeichnet, mit dem es exzellente Geschäftsbeziehungen gebe. Die zwei jüngsten Großaufträge sind Gasverarbeitungsanlagen sowie eine Anlage für Flüssiggas. Gebaut werden sollen diese in einem laut Gazprom „Industriekomplex für die Verarbeitung von ethanhaltigem Gas und die Herstellung von verflüssigtem Erdgas in der Umgebung von Ust-Luga“. Das ist nahe der Grenze zu Estland.

Am Dienstag teilte Linde auf Anfrage mit: „Die Situation ändert sich schnell, und wir bewerten den sich entwickelnden Sanktionsrahmen, um die vollständige Einhaltung unserer bestehenden vertraglichen Verpflichtungen zu gewährleisten.“ Gazprom wird nicht erwähnt.

Von dem russischen Konzern hatte Linde unter anderem schon Ende 2015 einen großen Auftrag mit einer Laufzeit bis 2024 erhalten. Dabei geht es um das Pipeline-Projekt „Power of Siberia“, das Erdgasfelder in Ostsibirien mit Nordostchina verbindet. Angesichts der Reaktionen Europas auf den Krieg gegen die Ukraine erhalten Lieferungen nach China noch eine größere Bedeutung für Russland. Zur Lage in der Ukraine teilt Linde mit, es würden Maßnahmen ergriffen, „um die Sicherheit unserer Mitarbeiter sowie die kontinuierliche Produktion und Lieferung von kritischem medizinischen Sauerstoff zu gewährleisten“.

Höhere Dividende

Am Montagabend hatte Linde ein neues Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Bis Ende Juli 2024 sollen eigene Anteile für maximal 10 Mrd. Dollar erworben werden. Das vorangegangene Programm über 5 Mrd. Dollar endete vor kurzem. Der neue CEO Lamba sagte, der 2021 erzielte Cashflow in Rekordhöhe solle auch für eine steigende Dividende und Aktienrückkäufe verwendet werden.

Linde beschloss nun einen Anstieg der quartalsweise gezahlten Dividende auf 1,17 Dollar. Das sind 10% mehr als 2021. Im vergangenen Jahr steigerte Linde das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis je Aktie um knapp 30% auf 10,69 Dollar (vgl. BZ vom 11. Februar). Der operative Cashflow nahm um 31% auf 9,73 Mrd. Dollar zu. Für dieses Jahr stellt das Management eine Steigerung des Gewinns je Aktie um 8 bis 11% in Aussicht. 2021 wurde die Prognose dreimal erhöht und übertroffen.

Wertberichtigt Seite 6

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.