Tarifstreit

Lufthansa streicht 800 Flüge

Wegen des geplanten Streiks ihrer Piloten streicht die Lufthansa nahezu ihr komplettes Programm für diesen Freitag. An den Drehkreuzen München und Frankfurt müssen rund 800 Flüge mit voraussichtlich 130 000 betroffenen Passagieren ausfallen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.

Lufthansa streicht 800 Flüge

dpa-afx Frankfurt − Wegen des geplanten Streiks ihrer Piloten streicht die Lufthansa nahezu ihr komplettes Programm für diesen Freitag. An den Drehkreuzen München und Frankfurt müssen rund 800 Flüge mit voraussichtlich 130000 betroffenen Passagieren ausfallen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Bereits an diesem Donnerstag wie auch am letzten Ferienwochenende in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland werden voraussichtlich weitere Flüge gestrichen. Ziel der Flugplanung sei es, den Betrieb am Samstag in nahezu vollem Umfang neu zu starten.

Für die Lufthansa-Aktie ging es am Donnerstag abwärts. Zum Handelsende lag das Papier mit rund 3% im Minus bei 5,80 Euro und damit im Mittelfeld des MDax, der angesichts zunehmender Konjunktursorgen ebenfalls rund 3% verlor. Der Kurs des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport lag sogar mit rund 4% in der Verlustzone. Frankfurt ist der Heimatflughafen der Lufthansa.

In der Nacht zum Donnerstag hatte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) die Piloten der Kerngesellschaft sowie der Frachttochter Lufthansa Cargo zu einem ganztägigen Streik am Freitag aufgerufen. Die Verhandlungen mit dem Unternehmen seien gescheitert, befand der Vorstand und genehmigte den eintägigen Streik. Ob daraus ein erneuter Dauerkonflikt zwischen Piloten und Management entsteht wie von 2012 bis 2017, ist bislang nicht absehbar. Damals hatten die Piloten bis zur Einigung 14-mal gestreikt und dem Konzern einen Schaden von mindestens 500 Mill. Euro beigebracht.

Unverständnis vom Konzern

Am Freitag werden laut VC sämtliche Abflüge der Lufthansa-Kerngesellschaft sowie der Lufthansa Cargo von deutschen Flughäfen bestreikt. Die Gesellschaften Eurowings, Lufthansa Cityline und Eurowings Discover sind von dem Aufruf nicht betroffen und sollen planmäßig fliegen. Gleiches gilt für ausländische Lufthansa-Töchter wie Swiss, Austrian oder Brussels. Auch Lufthansa-Flüge von nichtdeutschen Startpunkten finden statt, sofern Flugzeuge und Crews bereits im Ausland sind. Passagiere haben bei großen Verspätungen oder Ausfällen Anspruch auf Erstattung der Tickets und möglicherweise auch auf Ausgleichszahlungen nach EU-Recht.

Lufthansa-Personalvorstand und Arbeitsdirektor Michael Niggemann forderte die VC zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Er sagte: „Uns fehlt jedes Verständnis für den Streikaufruf der VC. Die Arbeitgeberseite hat ein sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht − trotz der nachwirkenden Lasten der Coronakrise und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft.“ Die Eskalation gehe zulasten Tausender Kunden und Kundinnen.

Laut Lufthansa würden die Forderungen der VC die Personalkosten im Cockpit um 40% erhöhen. Dies sei selbst ohne Rücksicht auf die finanziellen Folgen der Coronakrise außerhalb des Vertretbaren. Zuletzt habe das Unternehmen eine Erhöhung der monatlichen Grundvergütung um pauschal 900 Euro angeboten. Bezogen auf die Laufzeit von 18 Monaten würde das Zuwächse von 18% für Berufsanfänger und 5% für Kapitäne in der Endstufe ergeben, teilte die Lufthansa mit. Ein Berufsanfänger käme dann unabhängig vom Flugzeugtyp auf ein Jahresbruttogehalt von rund 81000 Euro und ein Kapitän in der Endstufe auf knapp 289000 Euro Grundgehalt.

Die VC hatte neben 5,5% mehr Geld in diesem Jahr einen automatisierten Ausgleich oberhalb der Inflation ab 2023 verlangt. Das allein würde die Personalkosten um 16% steigen lassen, sagt Lufthansa.