Sanktionen

Luxusgüterkonzerne ziehen sich zurück

Nachdem sich Luxusgüterkonzerne wie LVMH, Kering und Hermès zunächst nicht klar von Russland distanziert und auf Spenden gesetzt haben, machen sie nun zumindest zunächst ihre russischen Boutiquen dicht.

Luxusgüterkonzerne ziehen sich zurück

wü Paris –

Jeden Besucher erwartete auf seinem Sitz ein ordentlich zusammengefaltetes T-Shirt in den Farben der ukrainischen Nationalflagge. Es war nicht die einzige Hommage, mit der Demna Gvasalia, der georgische Chefdesigner von Balenciaga, der Ukraine gedachte. Seine Schau war die eindeutigste Kritik an dem durch Russland ausgelösten Krieg, die es während der Pariser Fashion Week bisher zu sehen gab. Denn zunächst hatte sich die Luxusgüterbranche nach der Invasion der Ukraine recht bedeckt gehalten. Die Chefs der großen Gruppen hätten alles dafür getan, damit das Wort „Russland“ nicht in der Botschaft des Vorsitzenden des Haute-Couture- und Modeverbandes zur Eröffnung der Fashion Week am 28. Februar auftauche, berichtet „Le Monde“.

Statt sich von Russland zu distanzieren, hatten die Luxusgüterhersteller zunächst Spenden für Wohltätigkeits- und Hilfsvereine angekündigt. Inzwischen jedoch ziehen sich immer mehr Unternehmen zumindest vorübergehend aus Russland zurück. Hermès machte den Anfang und kündigte an, ihre drei Boutiquen in Russland vorübergehend zu schließen. Kering, die Mutterfirma von Balenciaga, LVMH, Chanel und der zur Richemont-Gruppe gehörende Juwelier Cartier zogen nach. Vor ihnen hatte Burberry ihre Lieferungen nach Russland wegen operativer Schwierigkeiten eingestellt.

Galt Russland noch vor 20 Jahren zusammen mit Brasilien, China und Indien als das neue Eldorado der Branche, fällt die Bilanz nun eher ernüchternd aus. Denn obwohl das Land 2020 laut dem Global Wealth Report von Credit Suisse 269000 Dollarmillionäre zählt, ist es den Hoffnungen nicht gerecht geworden. So macht Russland weniger als 2% des Umsatzes von LVMH aus, der letztes Jahr bei 64,2 Mrd. Euro lag. Die Nummer 1 der Branche, die 75 Marken unter ihrem Dach vereint, betreibt in Russland 124 Boutiquen. Bei Kering wiederum beträgt der Anteil Russlands am Gesamtumsatz von 17,6 Mrd. Euro gerade mal 1%. Der Konzern, dem Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Balenciaga gehören, hat in Russland lediglich zwei Geschäfte und Verkaufspunkte, Chanel 17 Boutiquen. Auch wenn die Entscheidungen, sich vorübergehend aus Russland zurückzuziehen, nur begrenzte Auswirkungen auf die Konzerne haben dürften, müsse man auch die Aktivität der Touristenströme berücksichtigen, meint Invest Securities.

Auslandsreisen storniert

Denn reiche Russen kaufen nicht nur in ihrer Heimat ein, sondern auch in Paris, an der Côte d’Azur und in den Nobel-Skiorten in den Alpen. Zumindest bisher. Denn seit der Invasion haben sie bereits gebuchte Ferien storniert. Sie machen zwar gerade mal 1% der ausländischen Gäste der Skiorte aus, haben jedoch eine vergleichsweise hohe Kaufkraft. Gab es lange Zeit einen großen Anteil russischer Käufer an der ausländischen Kundschaft von Luxusimmobilien in Frankreich, spielen sie nach Angaben von Alexander Kraft, dem Chef von Sotheby’s International Realty France – Monaco, bereits seit der Annexion der Krim durch Russland keine so große Rolle mehr.

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