Lkw-Industrie

MAN und Scania lehnen Bestellungen ab

Die Marken der VW-Nutzfahrzeugholding reagieren auf den hohen Auftragsbestand und die langen Wartezeiten für Lkw-Kunden. Die Nachfrage ist nach wie vor sehr groß.

MAN und Scania lehnen Bestellungen ab

jh München

Traton nimmt wegen des hohen Auftragsbestands und langer Lieferzeiten aufgrund fehlender Komponenten nur noch sehr restriktiv Bestellungen für Lkw an. Somit sanken die Bestellungen der schwedischen Marke Scania in der ersten Hälfte dieses Jahres um 48%, die von MAN um 29%. Dass in der Gruppe das Minus mit 4% (siehe Tabelle) moderat ausfällt, liegt an der Übernahme von Navistar. Der US-amerikanische Hersteller wird seit Juli 2021 konsolidiert. Ohne Navistar hätte sich der Auftragseingang der Nutzfahrzeugholding von Volkswagen um ein Drittel verringert.

Obwohl sich das wirtschaftliche Umfeld eintrübe, bleibe er für die Nachfrage nach Lkw leicht optimistisch, sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Levin in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Das Transportvolumen und die von Lkw gefahrenen Kilometer seien nach wie vor auf einem hohen Niveau. Die Nachfrage nach Lkw sei sehr stark. „Das wird aber nicht für immer so bleiben“, fügte Levin hinzu. Mittelfristig rechnet der Schwede mit einem Rückgang.

Der Absatz von Scania und MAN ging im ersten Halbjahr jeweils um etwa ein Viertel zurück. Der Umsatz von Scania verringerte sich um 4%, jener von MAN um 8%. Für die gesamte Gruppe rechnet der Vorstand nach plus 9% in den ersten sechs Monaten nun noch mit einem Anstieg des Absatzes um mehr als 15%. Bisher wurden mehr als 20% erwartet. MAN hatte die Produktion zeitweise stoppen müssen, da aus der Ukraine bezogene Kabelbäume vorübergehend fehlten.

„Langsam besser“

„Wir haben es derzeit mit einer Vielzahl an großen Herausforderungen zu tun“, berichtete Levin. „Die Verfügbarkeit von Halbleitern und weiteren wichtigen Komponenten wird zwar langsam besser, hat aber noch nicht Normalniveau erreicht.“

Der Vorstandschef verwies zudem auf die steigenden Preise für Rohstoffe und Energie. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis verringerte sich erheblich: von 1,1 Mrd. Euro auf 798 Mill. Euro. Traton begründet dies außer mit gestiegenen Beschaffungspreisen mit den Folgen der Lieferengpässe. Deshalb würden die Kapazitäten weniger ausgelastet. Die bereinige operative Rendite ging auf 4,4 (i.V. 8,3)% zurück. Für das gesamte Jahr rechnet der Vorstand mit 5 bis 6%, nun eher am unteren Ende. Bis Anfang Mai hatte er eine Spanne von 5 bis 7% in Aussicht gestellt. Die Marge von Scania sank auf 7,8 (12,0)%, die von MAN auf 0,7 (3,3)%. Navistar erzielte 3,4%.

Auch Konkurrenz ist restriktiv

Auch der schwedische Konkurrent Volvo berichtete vor kurzem von einer restriktiven Auftragsvergabe im Lkw-Geschäft. Im ersten Halbjahr gingen die Bestellungen um 31% zurück. Den Segmentabsatz steigerte Volvo um 24%, den Umsatz währungsbereinigt um ebenfalls 24% auf umgerechnet 14,2 Mrd. Euro und das bereinigte operative Ergebnis sogar um 42% auf 1,7 Mrd. Euro. Daimler Truck hat die Quartalszahlen für den 11. August angekündigt und berichtete schon im März, in Europa und in den USA für dieses Jahr ausverkauft zu sein.

Traton
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr      
in Mill. Euro20222021
Auftragseingang (Stück)164213 170 946
Absatz (Stück)137 294126 450
Umsatz 17 98213 621
Operatives Ergebnis 661455
Operative Rendite (%)3,73,3
Finanzergebnis27269
Ergebnis vor Steuern933525
Nettoergebnis691351
Netto-Cashflow * −1395941
Sachinvestitionen *469345
Nettoliquidität *−2931578
*) Industriegeschäft (ohne Financial Services) Börsen-Zeitung
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