Energiewende

Nornickel hält EU-Klimapläne für zu ambitioniert

Der weltgrößte Nickelproduzent fordert eine weltweite Regelung dafür, wie Unternehmen einen Ausgleich für ihren Treibhausgasausstoß schaffen können. Er hat bereits „klimaneutralen“ Nickel im Angebot.

Nornickel hält EU-Klimapläne für zu ambitioniert

hip London

Geht es nach Anton Berlin, dem Vertriebschef von Nornickel (zuvor Norilsk Nickel), wird Kupfer wohl der größte Gewinner der „Green Economy“ sein, weil es in nahezu alle Anwendungen eingeht. Aber Nickel wird für Batterien benötigt. Auch für Solarpanels wird das Erzeugnis des russischen Metallproduzenten benötigt. Berlin setzt große Hoffnungen in die Energiewende, auch wenn er die EU-Klimapläne für „zu ambitioniert“ hält, wie er vor Journalisten in London ausführte. „Wie wir wissen, haben Politiker oft keine Beziehung zum wirklichen Leben“, sagte Berlin. Man wisse nicht, wo all die Windräder und Solarpanels eigentlich aufgestellt werden sollen, um die Ziele der Staatengemeinschaft zu erreichen.

„Politiker können sich nicht wirklich auf etwas einigen“, sagte er. „Solange sie das nicht tun, wird es keinen Fortschritt geben.“ Die Energiewende sei etwas, das man auf weltweiter Ebene angehen müsse. „Was wir wirklich brauchen, ist ein weltweiter, klar definierter Stimulus“, forderte er. Zudem bedürfe es einer weltweit einheitlichen Regelung für CO2-Ausgleichsmaßnahmen. Es liege an der Natur des Geschäfts, dass Nornickel nicht die ganze Produktion klimaneutral gestalten könne.

„Die Wende hat ihren Preis“

Allerdings arbeite bereits der Großteil der Maschinen unter Tage mit Batterieantrieb. Für Bulldozer sei das derzeit aber ebenso wenig möglich wie für Transportschiffe. Nornickel setze vermehrt auf Wasserkraft und wolle die Abhängigkeit vom Erdgas verringern. Der Gaspreis spiele dabei keine wesentliche Rolle, sagte Berlin. Dem Unternehmen gehören neben Wasserkraftwerken auch Gasfelder und Gaskraftwerke. Energiepreisschwankungen hätten keine großen Auswirkungen auf das operative Ergebnis (Ebitda), versicherte er. Die Stahlindustrie setze bereits auf Wasserstoff. Doch: „Die Wende hat ihren Preis“, betonte Berlin. Den Kunden sei das oft nicht klar.

Im Branchendurchschnitt würden bei der Produktion von einer Tonne Nickel 13 Tonnen CO2 freigesetzt. Bei Nornickel seien es nur 8 Tonnen. Hätte sein Unternehmen nicht so einen großen Marktanteil, läge der Branchendurchschnitt deutlich höher, sagte Berlin. Der Wettbewerber mit der schlechtesten CO2-Bilanz blase pro Tonne Nickel 160 Tonnen Treibhausgase in die Luft. Nornickel bietet mit Blick auf die Bedürfnisse der Kunden auch „CO2-neutralen Nickel“ an. Allerdings sind es nur 8 000 bis 9 000 Tonnen der Jahresproduktion von 220 000 Tonnen. Sie werden mit Hilfe der Blockchain-Plattform Atomyze tokenisiert, in einem LME-Lagerhaus in Rotterdam gelagert und von der Tochter Global Palladium Fund institutionellen Anlegern angeboten.

Nornickel macht das Auftauen des Dauerfrostbodens in Sibirien zu schaffen. „Für uns ist das möglicherweise das größte Risiko“, sagte Berlin. Im vergangenen Jahr waren bei einer Tochtergesellschaft Tausende Liter Diesel aus einem Tank in einen arktischen Fluss gelaufen. Der Tank habe sich gesenkt, weil der Boden auftaute, lautete die Erklärung des Unternehmens. Nun habe man alle Gebäude mit GPS-Sensoren und einer neuen Software ausgestattet, die frühzeitig erkennen sollen, wenn sich etwas bewegt.