Handelskonzern

Otto erwartet Gewinnrückgang

Nach einem der besten Geschäftsjahre erwartet die Otto-Gruppe 2022/23 in Anbetracht von Ukraine-Krieg und erhöhter Inflation einen Gewinnrückgang. Seine Finanzkraft hat der Handelskonzern gestärkt.

Otto erwartet Gewinnrückgang

ste Hamburg

Nach einem der besten Geschäftsjahre in der Geschichte der Otto-Gruppe rechnet der Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern im laufenden Turnus mit einem Gewinnrückgang. Preiserhöhungen an vielen Stellen könne man nicht eins zu eins an Kunden weitergeben, erklärte Vorstandschef Alexander Birken in der Jahrespressekonferenz mit Blick auf die aktuell hohe Inflation. Dies werde „teilweise gegen die Marge gehen“. Deshalb sei von niedrigeren Gesamterträgen im laufenden Jahr auszugehen.

Konkrete Angaben machte er nicht. Die Otto-Gruppe steuere auf Sicht, eine seriöse Prognose sei derzeit nicht möglich, so Birken auch mit Blick auf die mit dem Russland-Ukraine-Krieg einhergehenden Unsicherheiten für die Wirtschaft. Im Geschäftsbericht 2021/22 stellt der Konzern für 2022/23 (per Ende Februar) ein operatives Ergebnis (Ebit) in Aussicht, das ohne Berücksichtigung möglicher weiterer Portfolioveränderungen deutlich unter dem Vorjahreswert von 677,4 (i.V. 688,4) Mill. Euro liegen dürfte.

Dabei lautet die Annahme, dass sich die Profitabilität der Segmente, deren jüngste Neuformierung Birken zufolge mehr Einblick in die Leistungsfähigkeit ermöglichen soll, unterschiedlich entwickeln wird. So sei das Segment Plattformen, das vor allem die beiden E-Commerce-Plattformen About You und Otto umfasst, durch den Wachstumspfad von About You einschließlich planmäßiger Abschreibungen im Zusammenhang mit der Vollkonsolidierung im Konzernabschluss seit Juni 2021 noch belastet, während sich die Konzerngesellschaft Otto weiterhin im Wandel von einem reinen Onlinehändler zu einer E-Commerce-Plattform befinde. Für das Segment Markenkonzepte, zu dem unter anderem die weiteren sogenannten Fokusgesellschaften Bonprix, Crate and Barrel und Witt gehören, sowie für das Segment Finanzdienstleistungen mit der Fokusgesellschaft Eos wird „eine geringere, aber immer noch gute Profitabilität“ erwartet. Mit Ergebnisbelastungen rechnet die Otto-Gruppe ferner durch Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs – im abgelaufenen Geschäftsjahr drückte in diesem Zusammenhang eine Risikovorsorge im oberen zweistelligen Mill.-Euro-Bereich auf das Ebit.

Im Berichtsjahr habe man „gut Kurs gehalten“, bilanzierte Konzernchef Birken. „Wir konnten nahtlos an das große Wachstum des Vorjahres anknüpfen.“ Prognosen, die man sich gesetzt habe, seien übertroffen worden. Konkret legte der Umsatz 2021/22 auf vergleichbarer Basis – bereinigt um Währungskurseffekte und vor allem um Veränderungen im Konsolidierungskreis wie die Einbeziehung von About You in den Konzernabschluss zum 1. Juni 2021 sowie die Entkonsolidierungen der Paketdienste Hermes Germany in Deutschland sowie Hermes Parcelnet in Großbritannien im Geschäftsjahr 2020/21 und die Entkonsolidierung von Mondial Relay in Frankreich zum 1. Juli 2021 – um 12,9% zu. Ohne Bereinigungen kletterte der Konzernumsatz den Angaben zufolge noch um 2,7% auf 16,1 Mrd. Euro.

Größter Absatzmarkt der Otto-Gruppe mit einem Umsatzanteil von 60,9 (i.V. 61,3)% blieb Deutschland. Der Onlinehandel als mit Abstand wichtigster Vertriebskanal in den Segmenten Plattformen, Markenkonzepte und Händler legte weltweit auf vergleichbarer Basis um 12% auf rund 12,1 Mrd. Euro zu – ohne Bereinigungen betrug das Plus 21,6%. In Deutschland stiegen die Onlineumsätze auf vergleichbarer Basis ebenfalls um 12% auf 8 Mrd. Euro, ohne Bereinigungen um 15,2%.

Während die Struktureffekte aus den Veränderungen des Konsolidierungskreises das Ebit belasteten, erreichten den Angaben zufolge fast alle Fokusgesellschaften „sehr deutlich positive“ Ebit-Beiträge. Das Vorsteuerergebnis stieg aufgrund der strukturellen Veränderungen im Portfolio der Gruppe auf 1,86 (1,10) Mrd. Euro, der Jahresüberschuss um 842 Mill. auf 1,81 Mrd. Euro. Der About-You-Börsengang im Juni 2021 und der Zahlungsmittelzufluss aus dem Mondial-Relay-Verkauf trugen zu einer Halbierung der Nettofinanzschulden auf 714 Mill. Euro bei. Aus dem Anstieg des Eigenkapitals resultierte ferner eine auf 40,1 (20,8)% erhöhte Eigenkapitalquote.

Verkaufspläne für weitere Konzerngesellschaften verfolgt die Otto-Gruppe derzeit nicht. Nach dem im März bekannt gegebenen Einstieg in das Geschäft mit digitalen Gesundheitsdienstleistungen infolge des mehrheitlichen Erwerbs der Schweizer Medgate wollen die Hamburger in diesem Bereich auch durch mögliche weitere Übernahmen wachsen.

Otto Group
Konzernzahlen nach IFRS 1
in Mill. Euro2021/20222020/2021
Umsatz16 06015 641
Ebitda1 2041 294
Ebit 677688
Sonst. Finanzergebnis1 288560
Ergebnis vor Steuern1 8631 104
Jahresüberschuss1 814971
Freier Cashflow8672 546
Nettofinanzschulden7141 423
Eigenkapitalquote (%)40,120,8
Beschäftigtenzahl43 24949 895 2
1) Geschäftsjahr per Ende Februar; 2) 41 941 auf ver­gleichbarer Basis Börsen-Zeitung
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