Life Science

Pandemie verhilft Merck zu Rekordwachstum

Der Dax-Konzern rechnet nach einem Rekordjahr auch 2022 mit einem starken Ertragswachstum. Das Familienunternehmen profitiert als Zulieferer von Impfstoffherstellern vom Kampf gegen Covid-19.

Pandemie verhilft Merck zu Rekordwachstum

swa Frankfurt

– Eine starke Nachfrage nach Produkten in Zusammenhang mit der Pandemiebewältigung hat dem Pharma- und Life-Science-Konzern Merck 2021 hohe Dynamik beschert. Der Umsatz kam um 12,3% auf 19,7 Mrd. Euro voran, das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen legte überproportional um 17,3% auf 6,1 Mrd. Euro zu. Damit erhöhte sich die Marge von 29,7% auf 31,0%. Getragen wurde das Wachstum von allen Sparten, am stärksten aber von der Division Life Science, die ein organisches Umsatzplus von 21,3% ausweist und viele Corona-Impfstoffhersteller beliefert.

Im laufenden Turnus will das Management an den Erfolg des Vorjahres anknüpfen. Das durch den Kampf gegen Covid-19 ausgelöste zusätzliche Geschäft dürfte aber nicht mehr ganz so hoch ausfallen. Merck-Chefin Belén Garijo schätzt einen Beitrag von 900 Mill. Euro nach 1,15 Mrd. im Jahr 2021. Das Life-Science-Geschäft, das Produkte und Dienstleistungen für Pharmaproduktion und -forschung anbietet, soll stärkster Wachstumsmotor bleiben. „Insgesamt erwarten wir für 2022 sehr günstigen Rückenwind“, sagte Garijo bei der Bilanzvorlage. „Wir prognostizieren ein weiteres Jahr mit starkem organischem Wachstum.“

Positive Währungseffekte

In der Vorhersage stellt Merck ein starkes organisches Wachstum von Umsatz und bereinigtem Ebitda in Aussicht, wozu erneut alle drei Segmente beitragen sollen. Zudem seien positive Wechselkurseffekte absehbar bis zu 4% im Umsatz, bis zu 5% im Ergebnis – vor allem in den Segmenten Healthcare und Electronics. Das Ziel eines Konzernumsatzes von rund 25 Mrd. Euro bis 2025 wird bekräftigt.

Die Aktionäre sollen von dem Rekordjahr mit einer Dividende auf Höchststand von 1,85 Euro je Titel profitieren, ein Anstieg von 45 Cent. Garijo erklärte, die Gewinnverteilung sei kein Schwenk in der Dividendenpolitik, sondern stehe in Einklang mit der bisherigen Leitlinie einer Ausschüttungsquote von 20 bis 25%. An der Börse kamen Jahreszahlen und Prognose gut an: Mit einem Plus von 1,3% auf 176,45 Euro war die Merck-Aktie einziger Gewinner im Dax. Die Aktie hat seit Anfang 2021 um 25% zugelegt; seit Beginn des laufenden Jahres büßte der Kurs dabei um fast ein Fünftel ein.

Vom Krieg in der Ukraine sieht sich Merck finanziell direkt nur marginal betroffen. Es gebe jedoch wachsende Logistikprobleme und Wartezeiten an den Grenzen. Der Konzern finde aber Wege, die Versorgung von Patienten in der Ukraine und in Russland aufrechtzuerhalten. Merck habe in beiden Ländern keine Produktion und keine Zentren für Forschung & Entwicklung. Es gebe 400 Beschäftigte des Unternehmens in Russland. Der Anteil am globalen Umsatz aus dem Geschäft erreiche 1%. Ob Merck von Sanktionen betroffen sei, werde geprüft. In Russland arbeite das Unternehmen mit lokalen Partnern zusammen. CFO Marcus Kuhnert stellte klar, dass Russland in Zukunft sicher kein Wachstumsmarkt für Merck sein werde.

Deutlicher Schuldenabbau

Mit der herausragenden Ergebnisdynamik hat Merck auch finanziell an Stärke gewonnen. Der operative Cashflow legte um mehr als 1 Mrd. Euro oder um 33% auf 4,6 Mrd. Euro zu. Damit konnten die Nettofinanzverbindlichkeiten um 2 Mrd. auf 8,8 Mrd. Euro reduziert werden. Finanzchef Kuhnert unterstreicht, dass damit die finanzielle Flexibilität von Merck für die weitere Expansion wieder deutlich zunimmt. Der Konzern folgt hier ehrgeizigen Zielen mit einer geplanten Steigerung der Gesamtinvestitionen zwischen 2021 und 2025 um mehr als 50% im Vergleich zum Zeitraum von 2016 bis 2020. Auch im laufenden Jahr rechnet Merck mit einem „starken Anstieg“ des operativen Cashflows, weist aber darauf hin, dass es hier höhere Schwankungsbandbreiten gibt als bei Umsatz und Ergebnis.

Im laufenden Jahr hat Merck bereits eine Akquisition auf den Weg gebracht. Der Konzern übernimmt für 780 Mill. Dollar den US-Auftragsfertiger Exelead mit 200 Mitarbeitern, um das Geschäft mit der aus den Corona-Impfstoffen bekannten mRNA-Technologie auszubauen.

Wertberichtigt Seite 8

Merck
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz19 68717 534
Ebitda bereinigt6 1035 201
 in % vom Umsatz31,029,7
Ebitda5 9464 923
Ebit4 1792 985
Nettogewinn3 0651 994
Ergebnis je Aktie (Euro)7,034,57
Dividende (Euro)1,851,40
Operativer Cashflow4 6163 477
Nettoverschuldung8 75310 758
Marktwert (3.3.2021)22 800
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