Großbritannien

Regierung lässt Dünger­investoren abblitzen

CF Industries will eines von zwei Werken schließen, die für die Versorgung Großbritanniens mit lebensmittelgerechtem CO2 von zentraler Bedeutung sind. Das Konsortium UK Nitrogen will es der US-Firma abnehmen.

Regierung lässt Dünger­investoren abblitzen

hip London

Ein Konsortium unter der Führung von Richard Dannatt, des ehemaligen Oberbefehlshabers der britischen Armee, will dem US-Dünge­mittelhersteller CF Industries sein Werk in Cheshire abnehmen. Es gibt in Großbritannien lediglich zwei Anlagen dieser Art. Ihr Eigentümer will das Werk in Ince im August schließen. Es gehört zu den wichtigsten Lieferanten von CO2. Bereits im September vergangenen Jahres war es in Großbritannien zu einer Verknappung von lebensmittelgerechtem CO2 gekommen, nachdem CF Industries wegen des hohen Erdgaspreises ihre beiden Werke herunterfuhr, die den Großteil des britischen Angebots als Nebenprodukt ausstoßen. Die Lebensmittelindustrie ist darauf für die Kühlung und Lagerung ihrer Produkte angewiesen. Just-in-Time-Lieferketten sorgen dafür, dass aus kleinen Versorgungsstörungen schnell große Probleme werden.

Seit sechs Monaten verhandelt das Konsortium UK Nitrogen mit CF Industries. Bislang hat es seine Mitglieder nicht genannt. Die Regierung, die von der Gruppe um Unterstützung in Form einer gesicherten Gasversorgung und einem Nachlass bei den Klimaabgaben gebeten wurde, ließ sie bislang abblitzen. Nun will UK Nitrogen dem „Telegraph“ zufolge Premierminister Boris Johnson einschalten. Man habe einen „sehr signifikanten Betrag“ für das Werk geboten und verfüge über einen Board, der das Geschäft übernehmen könne. Dem Unternehmen zufolge ist bislang kein ernstzunehmendes Angebot eingegangen. Man habe zwar mit verschiedenen Parteien gesprochen, doch hätten die Parameter der dabei diskutierten Vorschläge nicht den Eindruck gemacht, die langfristige Zukunft des Werks in Ince und seiner Mitarbeiter sichern zu können. CF Industries könne es sich angesichts explodierender Gaspreise und hoher Umweltabgaben einfach nicht mehr leisten, die Anlage zu betreiben.

Für die Rettung des Werks bleiben nur wenige Wochen. Im Falle seiner Schließung gingen auch die qualifizierten Arbeitskräfte verloren.

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