Logistik

Royal Mail verliert 1 Mill. Pfund pro Tag

Die Royal Mail will sich in International Distribution Services umbenennen, um die Bedeutung des internationalen Geschäfts GLS zu würdigen. Die Probleme auf dem Heimatmarkt lassen sich so nicht lösen.

Royal Mail verliert 1 Mill. Pfund pro Tag

hip London

Ein geringeres Paketaufkommen seitens der Online-Einzelhändler, weniger per Post verschickte Coronatests und die anhaltende Schrumpfung des Briefgeschäfts haben der Royal Mail im ersten Quartal einen bereinigten operativen Verlust von 92 Mill. Pfund beschert. Chairman Keith Williams machte für die „enttäuschende Performance“ zudem mangelnde Fortschritte bei der Kostensenkung verantwortlich. Wie einer Pflichtveröffentlichung zu entnehmen ist, gingen sowohl die Zahl der ausgelieferten Paketsendungen als auch der Umsatz im Paketgeschäft in den drei Monaten per Ende Juni um 15% zurück.

Die Sparte GLS liefert zwar nur rund ein Drittel des Umsatzes, steuert aber zwei Drittel zum operativen Ergebnis bei. Um dem Rechnung zu tragen, will sich die Holding in International Distribution Services umbenennen. Das Management will eine klare Trennung der Finanzen ohne Quersubventionen. Sollten sich keine „wesentlichen operativen Veränderungen“ bei Royal Mail erreichen lassen, droht das Management mit der Zerschlagung des Unternehmens in Royal Mail und GLS.

„Royal Mail verliert derzeit 1 Mill. Pfund pro Tag, und die Effizienzverbesserungen, die für den langfristigen Unternehmenserfolg gebraucht werden, sind zum Erliegen gekommen“, sagte Williams. Das dürfte zum einen an steigenden Abwesenheiten wegen Corona-Infektionen und zum anderen an schlechten Beziehungen mit den Gewerkschaften liegen, ohne deren Zustimmung die Kostensenkungsziele nicht zu erreichen sein werden. Der Ausblick für das Geschäft auf dem Heimatmarkt ist ernüchternd: ein schwächeres Paketgeschäft und weniger Einsparungen als bislang angenommen. Der schwarzen Null werde man sich auf operativer Ebene im bis Ende März 2023 laufenden Geschäftsjahr nur nähern, wenn es Fortschritte bei den Effizienzsteigerungsmaßnahmen gebe, teilte die Gesellschaft mit. Der drohende Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft CWU ist in dieser Vorhersage noch gar nicht enthalten. Ihre Mitglieder hatten die ihnen angebotene Lohnerhöhung von 5,5% abgelehnt und sich für einen Arbeitskampf entschieden.

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