Foto-App-Betreiber

Snap setzt sich ehrgeizige Wachstumsziele

Der Foto-App-Betreiber Snap ist wegen des schwachen Werbegeschäfts zuletzt ungewohnt langsam gewachsen. Chef Evan Spiegel pocht nun bis 2023 auf mehr Tempo − und wünscht sich von seinen Mitarbeitenden gleichzeitig einen klareren Fokus auf die Profitabilität.

Snap setzt sich ehrgeizige Wachstumsziele

kro Frankfurt

Die Betreiber des sich selbst als „Kameraunternehmen“ bezeichnenden Tech-Konzerns Snap, der vor allem für seine Foto-App Snapchat bekannt ist, wollen angesichts schleppender Werbeverkäufe mit Blick nach vorn nun die Ärmel hochkrempeln. „Ich kann mich nur schwer an einen Moment in meinem Leben erinnern, in dem wir es mit so viel Unbeständigkeit, Unsicherheit und gesellschaftlichem Wandel zu tun hatten − und wo ich gleichzeitig so optimistisch über das künftige Gewinnwachstum von Technologieunternehmen war“, hieß es in einem internen Memo, das der Chef und Mitgründer Evan Spiegel in dieser Woche an seine Mitarbeiter verschickt hat und das dem Tech-Portal „The Verge“ vorliegt.

Genau auf Letzteres komme es denn auch zunehmend in einer von neuen geldpolitischen Zwängen getriebenen Tech-Welt an: Schwarze Zahlen − und zwar unter dem Strich. Zum Ende des vergangenen Jahres sah es diesbezüglich schon mal ganz gut aus bei Snap. Seit der Gründung im Jahr 2011 konnte das Unternehmen mit Sitz in Kalifornien den ersten Quartalsgewinn überhaupt vorweisen − knapp 23 Mill. Dollar kamen im letzten Vierteljahr 2021 zusammen.

Mit dem Krieg in der Ukraine und der Inflation hat sich das Umfeld für Werbetreibende, die Haupteinnahmequelle für Snap, allerdings in diesem Jahr noch mal deutlich verschlechtert. Im zweiten Quartal wuchsen die Umsätze gerade mal um 13 %. So schleppend liefen die Geschäfte seit dem Börsengang 2017 nicht mehr. Auch die Verluste sind in den beiden Quartalen wieder größer geworden. Im ersten Jahresviertel wuchs das Minus noch um ein Viertel auf etwa 360 Mill. Dollar. Im zweiten Quartal hat sich der Verlust im Vorjahresvergleich mit 422 Mill. Dollar sogar fast verdreifacht.

„Bislang haben wir alle bis auf ein Ziel für das Jahr 2022 verfehlt“, fasste CEO Spiegel die Bilanz in dem Memo an die Mitarbeiter nun zusammen. Der bisherige Kurseinbruch von etwa 75 % sei da nur eine von mehreren Konsequenzen. „Wir müssen unsere Strategie anpassen“, mahnte Spiegel. Es gelte, sich wieder auf die drei wichtigsten Prioritäten zu konzentrieren: Nutzerwachstum, Um­satzwachstum und Augmented Reality (erweiterte Realität, also digitale Inhalte, die in eine physische Umgebung hineinprojiziert werden).

Spiegel setzt große Hoffnungen in die vielfältigen Einsatzmöglichten der Technologie im E-Commerce-Bereich. Entsprechend richtet er das Geschäft schon seit längerem verstärkt darauf aus. Es sei wichtig für Snap, auf dem Gebiet führend zu sein, „weil es hilft, sich einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil zu verschaffen“, so der CEO. Dazu brauche es langfristige Investitionen, ausgefeilte Technologien und den Ausbau einer Plattform, die immer schwieriger zu kopieren sein wird.

Mehr erwachsene Nutzer

Die Zahl der täglich aktiven Nutzer will Snap bis zum vierten Quartal 2023 auf 450 Millionen steigern. Das wäre ein Plus von rund 30 % im Vergleich zum zweiten Quartal 2022. Erreicht werden soll das über eine stärkere Durchdringung der Länder Mexiko, Brasilien, Italien, Spanien und Japan. Außerdem sollen mehr Nutzer im Alter von 30 bis 40 Jahren in die App gelockt werden. Spiegel nennt das die „Age-up-Strategie“. Bislang sind es die 18-bis 24-Jährigen, die die größte Nutzergruppe bei Snapchat ausmachen. Produktverbesserungen sind zudem bei der an Tiktok angelehnten Funktion „Spotlight“ sowie bei den 2016 von Instagram kopierten Stories angedacht.

Im Gegensatz zu Streaming-Anbietern, die seit einiger Zeit zunehmend dazu übergehen, ihren Nutzern auch günstigere oder sogar kostenlose Werbeabos anzubieten, vollzieht sich in der Social-Media-Welt derzeit genau das Gegenteil. So hat Snap seit Ende Juni mit Snapchat Plus auch ein Bezahl-Abo mit zusätzlichen Features im Angebot. Bei Twitter heißt die vor gut einem Jahr gestartete Bezahlvariante Twitter Blue. Snap will mit dem Bezahl-Abo bis 2023 nun 350 Mill. Dollar an zusätzlichem Umsatz einfahren. Inklusive der Werbeeinnahmen soll der Gesamterlös bis dahin bei 6 Mrd. Dollar landen. 2021 waren es gut 4 Mrd. Dollar. Das bereinigte Ebitda sieht Spiegel dann bei mindestens 1,5 Mrd. Dollar und den Free Cashflow bei 1 Mrd. Dollar.

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