Softwarebranche

Teamviewer rudert im Sport-Sponsoring zurück

Das Teamviewer-Management stellt seinen Aktionären eine signifikant höhere Marge in Aussicht, sobald das Trikot-Sponsoring von Manchester United ausläuft – das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Der Vertrag läuft noch vier Jahre.

Teamviewer rudert im Sport-Sponsoring zurück

Von Sabine Reifenberger, Frankfurt

Bei dem schwäbischen Softwareanbieter Teamviewer steht eine Kehrtwende bevor. Das Management stellte seinen Aktionären mittelfristig eine „signifikante“ Margensteigerung in Aussicht und machte dafür ungewöhnlich früh eine Ankündigung: Der erst im vergangenen Sommer angelaufene Sponsoringvertrag mit Manchester United, der Berichten zufolge mit rund 50 Mill. Euro jährlich ins Kontor schlägt, soll nicht weitergeführt werden, verkündete das Management bei der Präsentation der Zahlen zum zweiten Quartal am Mittwoch. Zwar habe das Trikot-Sponsoring für Manchester United die Markenbekanntheit gesteigert, die Marketingstrategie werde aber „angesichts des makroökonomischen Umfelds“ angepasst. Der Fokus der Göppinger soll künftig auf der Steigerung der Profitabilität liegen.

Als Teamviewer seine Sponsoringpläne im Frühjahr 2021 vorstellte, hatten die Göppinger ambitionierte Ziele: Die in Rechnung gestellten Umsätze (Billings) sollten bereits im Jahr 2023 auf mehr als 1 Mrd. Euro steigen. Der Analystenkonsens lag laut Vara Research zuletzt bei Billings von 718 Mill. Euro für 2023.

Entsprechend stärker fallen die hohen Sponsoringausgaben ins Gewicht. Die Marketingkosten, in denen auch ein Formel-1-Sponsoring enthalten ist, sind im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr um 102% auf gut 63 Mill. Euro gestiegen. Allerdings sei im Gegensatz zum Vorjahr bereits der Großteil der Sport-Sponsorship-Kosten verbucht, sagte CFO Stefan Gaiser, der seinen Posten zum 1. September für Nachfolger Michael Wilkens freimacht.

Kunden halten sich zurück

Auf Kundenseite hat das Teamviewer-Management zuletzt infolge der unsicheren Wirtschaftslage und des Kriegs in der Ukraine mehr Zurückhaltung verspürt. Entscheidungsträger agierten vorsichtiger, Investitionen würden verschoben, sagte CEO Oliver Steil. Das hat Folgen für die Prognose: Ursprünglich hatte Teamviewer bei den Billings für 2022 ein Volumen von 630 bis 650 Mill. Euro avisiert, inzwischen scheint nur noch das untere Ende der Spanne erreichbar. Es gebe auch Szenarien, in denen das Erreichen der Prognose schwierig werde, räumte das Management ein.

Die angestrebten Billings von 630 Mill. Euro wären ein Zuwachs von rund 15% gegenüber dem Vorjahr. Nach dem ersten Halbjahr liegt Teamviewer noch leicht unter diesem Zielkurs: Die Billings stiegen im zweiten Quartal gegenüber der Vorjahreszeit um 12% auf 136 Mill. Euro. Für das erste Halbjahr stehen knapp 300 Mill. Euro in den Büchern, ebenfalls ein Plus von 12%. Teamviewer verweist allerdings darauf, dass das zweite Halbjahr und insbesondere das vierte Quartal traditionell die stärkeren Geschäftsmonate seien.

Im Geschäft mit größeren Unternehmenskunden (Enterprise) hat Teamviewer in diesem Quartal die Marke von 3000 Kunden überschritten. Allerdings hat sich das Wachstum des Segments, in dem Verträge mit Volumina über 10000 Euro gebündelt sind, zuletzt verlangsamt: Im zweiten Quartal wuchsen die Billings gegenüber dem Vorjahr um 21% auf knapp 27 Mill. Euro. In den ersten drei Monaten des Jahres hatte das Enterprise-Segment Billings von 35 Mill. Euro verbucht, das war ein Plus von noch 51% gegenüber dem Vorjahr.

Im zweiten Halbjahr will Teamviewer mit einer Kampagne gezielt Kunden aus dem Segment mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (SMB) auf seine Lösung Tensor heben. Tensor ist die Enterprise-Variante von Teamviewers Remote-Connectivity-Software. Das Upselling soll weiteres Wachstum liefern. Im Geschäftsfeld SMB lag der Billings-Zuwachs im zweiten Quartal bei 10% auf gut 109 Mill. Euro. Die Kohorten mit einem höheren jährlichen Vertragswert wuchsen dabei überproportional, während Teamviewer im Einstiegssegment Gegenwind durch hohe Konkurrenz verspürt.

Trotz der gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich gestiegenen Marketingkosten erzielte Teamviewer im zweiten Quartal ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von gut 58 Mill. Euro (i.V. 57 Mill. Euro). Auf Halbjahressicht standen 141 Mill. Euro in den Büchern (i.V. 147 Mill. Euro). Die bereinigte Ebitda-Marge betrug im zweiten Quartal dieses Jahres 42,6% und belief sich für das gesamte erste Halbjahr auf 47,2%. Sie lag Teamviewer zufolge damit über den Erwartungen.

Als letzte Amtshandlung hat der scheidende Finanzchef Stefan Gaiser im Juli noch die Finanzierung des Softwarekonzerns angepasst und das Fälligkeitenprofil geglättet. Zuvor schob das Unternehmen mehr als 500 Mill. Fälligkeiten im Jahr 2024 vor sich her. Nun ist das Profil gestreckt, der größte anstehende Betrag sind nach der finanziellen Neuaufstellung Fälligkeiten über 250 Mill. Euro im Jahr 2025.

An der Börse kamen die Quartalszahlen des Softwareunternehmens zunächst nicht gut an: Am Mittwochmorgen verlor das Papier bis zu 8% und war damit phasenweise Schlusslicht im MDax. Im Tagesverlauf machte die Aktie die Verluste allerdings wett und schloss abends mit Kursen um 10,50 Euro sogar leicht über dem Niveau des Vortages.

Teamviewer
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Umsatz272241
Bruttoergebnis 236204
Operativer Gewinn6258
Konzernergebnis2618
Billings* 300268
Bereinigtes Ebitda*141147
*) Non-IFRS Börsen-Zeitung
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