Konsumgüter

Unilever bricht die Marge weg

Steigende Kosten haben Unilever bereits 2021 zu schaffen gemacht. Doch rechnet der Konsumgüterhersteller auch für 2022 mit einer schrumpfenden Marge. Ein Aktienrückkauf soll die Aktionäre besänftigen.

Unilever bricht die Marge weg

hip London

 – Unilever-Chef Alan Jope hat bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für 2021 vor den Auswirkungen des rasanten Anstiegs der Rohstoff-, Fracht- und Verpackungskosten auf das Geschäft des Konsumgüterherstellers gewarnt. Zugleich machte er Hoffnungen auf einen weitreichenden Konzernumbau zunichte.

„Wir haben nicht vor, in absehbarer Zukunft wesentliche Akquisitionen zu verfolgen“, sagte er. Seine 50 Mrd. Pfund schwere Offerte für das Geschäft mit Mundhygiene, Nahrungsergänzungsmitteln und rezeptfreien Medikamenten von GlaxoSmithKline war dort für zu niedrig befunden worden. Um sie zu finanzieren, hätte sich Unilever von weniger stark wachsenden Geschäften trennen müssen. Am Markt war über einen Verkauf der Nahrungsmittelsparte spekuliert worden. „Tatsächlich ist unser Geschäft mit Nahrungsmitteln und Erfrischungen in einem ungeheuer guten Zustand“, sagte Jope dem Fernsehsender CNBC. Man habe sich bereits von Bereichen mit schwachem Wachstum wie Aufstrichen und Tee getrennt. „Wir haben große Marken wie Knorr und Hellman’s verjüngt“, fügte er hinzu. Zusammen mit den Eiscreme-Marken Magnum und Ben & Jerry’s hätten sie in den vergangenen beiden Jahren zu den am schnellsten wachsenden Marken gehört. Im abgelaufenen Jahr zeigte die wegen ihres politischen Aktivismus umstrittene Marke Ben & Jerry’s ein „hohes einstelliges Wachstum“, wie der Pressemitteilung zu entnehmen ist.

Dramatischer Kostenanstieg

„Die größte Herausforderung von 2021 war der dramatische Anstieg der Input-Kosten“, sagte Jope. Bei Beauty & Personal Care drückte etwa der stark gestiegene Preis von Palmöl auf die Marge. Das Unternehmen versuchte zwar, die steigenden Kosten an die Kunden weiterzureichen. Die operative Marge schrumpfte dennoch um 10 Basispunkte. Im laufenden Jahr wird eine Beschleunigung des Rückgangs auf 140 bis 240 Basispunkte erwartet. Allein für die ersten sechs Monate rechnet Unilever mit einem Anstieg der Input-Kosten von 2 Mrd. Euro. Im zweiten Halbjahr könne er auf 1,5 Mrd. Euro zurückgehen. Erst 2024 werde bei der Rentabilität wieder das Niveau des vergangenen Jahres erreicht.

Jope hatte den jüngsten Ankündigungen des Unternehmens nichts hinzuzufügen. Im gehobenen Management werden 15 % der Stellen gestrichen. Auch 5 % der nachrangigen Führungskräfte sollen gehen. Aus den bislang drei Geschäftsbereichen – Beauty & Personal Care, Food & Refreshment und Personal Care – werden fünf: Beauty & Wellbeing, Personal Care, Home Care, Nutrition und Ice Cream (vgl. BZ vom 25. Januar). Die Neuorganisation werde innerhalb von zwei Jahren Einsparungen von 600 Mill. Euro bringen. Sie sei innerhalb der bestehenden Investitionspläne zu realisieren. Im laufenden Jahr werde sich der Restrukturierungsaufwand auf 1,4 Mrd. Euro belaufen. Danach soll er auf das vor 2017 übliche Niveau von rund 1% des Umsatzes zurückgehen.

Druck auf Jope wächst

Da vermochte auch das stärkste bereinigte Umsatzwachstum seit neun Jahren nicht zu glänzen. Und auch ein auf zwei Jahre verteilter Aktienrückkauf im Volumen von bis zu 3 Mrd. Euro konnte die Aktionäre nicht besänftigen. Die Aktie verlor in London zunächst deutlich, bevor sie am Mittag noch 1,1 % niedriger auf 3 787,50 Pence notierte. „Unilever hätte eine kühne neue Strategie vorlegen müssen, um mit der immer schleppenderen Margenentwicklung fertig zu werden“, schrieb die Analystin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown. „Die Anleger fühlen sich vermutlich zunehmend, als hätte man ihnen zu wenig Wechselgeld zurückgegeben.“ Das Management hoffe in der Annahme, dass der Inflationsdruck im zweiten Halbjahr nachlassen werde, auf die Geduld der Eigner. Doch drohe der Geduldsfaden der Anleger zu reißen. Eine weitere Verschlechterung der Performance dürfte ihrer Meinung nach Rufe nach einem Wechsel an der Spitze auslösen.

Jope wollte auf Nachfrage von CNBC nicht sagen, ob er sich bereits mit dem Shareholder-Aktivisten Nelson Peltz (Trian) getroffen hat. Man äußere sich grundsätzlich nicht zu Gesprächen mit einzelnen Anteilseignern. Peltz kennt sich mit Konsumgüterherstellern aus. Er haute auch schon bei Cadbury und Heinz auf den Putz. Im April vergangenen Jahres zog er sich nach einer mehr als vier Jahre währenden Auseinandersetzung über die Firmenstrategie aus dem Board von Procter & Gamble zurück.

Unilever
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz52 44450 724
Operatives Ergebnis8 7028 303
Vorsteuerergebnis8 5567 996
Nettoergebnis6 0495 581
Operativer Cashflow7 9729 058
Nettoverschuldung25 51020 928
Börsen-Zeitung