Digitalisierung

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Digitale Transformation steht in vielen Unternehmen oben auf der Agenda, in den Governance-Strukturen ist Technologiekompetenz nach einer Studie von Deloitte oft noch unterbelichtet.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

swa Frankfurt

Die Notwendigkeit der digitalen Transformation ist erkannt, an der Umsetzung hapert es in vielen Konzernen. Neue Geschäftsmodelle und datengetriebene Optimierung stehen im Zentrum des Handelns, die Governance-Struktur bildet den technologischen Wandel aber oft unzureichend ab. Das geht aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte hervor, für die im Frühjahr weltweit 551 nicht operativ tätige Boardmitglieder und Aufsichtsräte sowie Führungskräfte und Vorstände befragt wurden.

„Ein immer komplexeres Umfeld, geprägt von Unsicherheit und hoher Dynamik, erfordert eine enge Zusammenarbeit an der Unternehmensspitze. Nur so lässt sich die digitale Transformation zum Erfolg führen“, sagt Arno Probst, Leiter des Board Program bei Deloitte Deutschland. Auch Aufsichtsräte müssten mit technologischen Fragen vertraut sein, um den digitalen Wandel zu unterstützen und Impulse für innovative Strategien zu setzen. „Es kommt darauf an, transparent und nachvollziehbar aufzuzeigen, welchen Wert technologische Investitionen für das unternehmerische Wachstum stiften“, ergänzt der Berater. Während der Vorstand den Fokus auf die Geschäftsrelevanz neuer Technologien lege, spiele der Aufsichtsrat eine wichtige Rolle als Sparringspartner des Managements in der Entscheidungsfindung. Es sei für das Kontrollgremium zielführend, „Challenger“ an Bord zu holen, um die Themen auszuleuchten und die Transformation voranzubringen.

Kompetenzprofil gefragt

Ein Kompetenzprofil mit Technologie-Know-how in den eigenen Reihen hält Probst vor allem für Unternehmen für wichtig, die einem komplexen technologiebasierten Ge­schäftsmodell folgen. Wenn es vorrangig um interne Prozesse gehe, könne der Aufsichtsrat auch auf Expertise von außen vertrauen. Das Gremium müsse auf jeden Fall Prozesssicherheit gewinnen.

In der Studie haben sich 80% der befragten Aufsichtsräte zuversichtlich geäußert, dass sie die Technologiestrategie und -agenda ihres Unternehmens verstehen, überprüfen und hinterfragen können. Fast die Hälfte gibt allerdings an, dass sie bei der Steuerung der Technologieagenda auf die Unterstützung des Managementteams oder auf externe Fachleute angewiesen sei. Weniger als die Hälfte der Befragten ist der Auffassung, dass die Aufsichtsratsarbeit zu Technologiethemen ausreichend ist. Eher bezweifelt wird zudem, dass die Technologie bestmöglich in die Strategie integriert ist – hier haben 31% der Führungskräfte und 27% der Aufsichtsräte mit Nein geantwortet. Vielen ist auch nicht klar, wie Technologie und Strategie zusammenhängen. Die Governance zu Technologie-Aspekten sei oft wenig strukturiert und die Information des Managements in Bezug auf Technologiefragen nicht klar definiert.

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