Tech-Konzern pumpt mehr in Rechenzentren

Alphabet schraubt KI-Ausgaben in neue Höhen

Alphabet will im laufenden Jahr deutlich mehr als bisher erwartet in den Bau von Rechenzentren stecken. Auch als abgehängt geltende Technologiegrößen profitieren nun vom KI-Boom.

Alphabet schraubt KI-Ausgaben in neue Höhen

Alphabet schraubt KI-Ausgaben in neue Höhen

Reuters San Francisco/Frankfurt

Angetrieben von neuen Funktionen künstlicher Intelligenz (KI) und robusten Werbeeinnahmen hat Alphabet die Markterwartungen im vergangenen Quartal übertroffen. Die Google-Mutter kündigte am Mittwoch außerdem höhere Ausgaben für den Bau von Rechenzentren an, um die wachsende Nachfrage nach Cloud-Dienstleistungen zu befriedigen. Im laufenden Jahr werde sein Unternehmen hierfür 85 statt 75 Mrd. Dollar investieren, sagte Konzernchef Sundar Pichai.

Diese Ankündigung komme überraschend, sagte Dave Wagner, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Aptus. Allerdings habe der Konzern mit seinem Quartalsergebnis die Analystenprognosen mit Leichtigkeit übertroffen. Dies wiege die steigenden Kosten mehr als auf. Alphabet-Aktien stiegen daher im nachbörslichen New Yorker Handel um knapp 3%.

Anleger zweifeln an Kalkulation

Die milliardenschweren Investitionen in Rechenzentren für KI hatten in den vergangenen Quartalen bei Anlegern wiederholt Zweifel genährt, ob sich die Ausgaben rechnen. Alphabet und Rivalen wie Microsoft oder Amazon haben ihre Strategie aber stets verteidigt. Nur so könne man beim Wettlauf um die Führung bei dieser zukunftsträchtigen Technologie vorne mitmischen. Gemessen am Umsatz ist die Alphabet-Tochter Google hinter Amazon Web Services (AWS) und Microsoft der kleinste der drei großen US-Cloudanbieter. Mit zahlreichen KI-Funktionen und selbst entwickelten KI-Prozessoren will der Konzern zu den Rivalen aufschließen.

Alphabet-CEO Sundar Pichai bei der Entwicklerkonferenz seines Konzerns in Mountain View.
Alphabet-CEO Sundar Pichai bei der Entwicklerkonferenz seines Konzerns in Mountain View.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Jeff Chiu

Der Konzernumsatz von Alphabet stieg im zweiten Quartal währungsbereinigt um 13% auf 96,43 Mrd. Dollar und der Reingewinn um gut 19% auf 28,2 Mrd. Dollar. Diese Kennziffern lagen ebenso über den Analystenprognosen wie die Werbeeinnahmen, die um mehr als 10% auf 71,34 Mrd. Dollar zulegten. Die Cloud-Erlöse wuchsen sogar um 32% auf 13,6 Mrd. Dollar. „KI wirkt sich positiv auf alle Bereiche des Unternehmens aus und sorgt für eine starke Dynamik“, erläuterte Pichai. So verdanke die Internetsuche ihr zweistelliges prozentuales Wachstum unter anderem den KI-Zusammenfassungen in den Ergebnislisten.

Harter Wettbewerb in der Internetsuche

Allerdings droht Google bei der Internetsuche harte Konkurrenz. Dieses Geschäftsfeld steuert bislang den Löwenanteil der Werbeeinnahmen bei. So plant der wichtige Geschäftspartner Apple den Einbau KI-getriebener Suchfunktionen in seinen Internet-Browser „Safari“. Dort war bislang die Google-Suche als Standard installiert. Gleichzeitig halten sich Gerüchte, dass OpenAI eine eigene Suchmaschine auf den Markt bringen will. Der ChatGPT-Entwickler hatte zudem Interesse am Google-Browser Chrome signalisiert, sollte Alphabet im Rahmen des laufenden US-Kartellprozesses gezwungen sein, dieses Geschäftsfeld zu verkaufen. 

Auch zwischenzeitlich als überholt geltenden Technologieanbietern verhilft KI zu neuer Relevanz. So profitiert IBM vom Siegeszug der Technologie, die nach leistungsstarken Computern verlangt und bei Kunden erhöhten Beratungsbedarf für den Einsatz hervorruft. Der Konzern aus Armonk, New York steigerte seinen Umsatz im abgelaufenen Quartal daher um 8% auf 16,98 Mrd. Dollar, der Reingewinn legte um 20% auf 2,2 Mrd. Dollar zu. Der Barmittel-Zufluss erreichte 4,8 Mrd. Dollar. Auf dieser Basis rechnet der Konzern für 2025 nun mit einem Free Cash Flow von 13,5 Mrd. Dollar.

Software-Erlöse von IBM enttäuschen

Auch eine anziehende Nachfrage nach Großrechnern verlieh IBM Rückenwind. „Wir haben die Erwartungen für Umsatz, Gewinn und Barmittelzufluss erneut übertroffen“, sagte Konzernchef Arvind Krishna am Mittwoch. Daher hebe er die Gesamtjahresziele teilweise an. Ein enttäuschendes Software-Geschäft drängte dies jedoch in den Hintergrund. Die Aktien des IT-Konzerns fielen im nachbörslichen Geschäft der Wall Street um 5%.

IBM-Chef Arvind Krishna beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos.
IBM-Chef Arvind Krishna beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos.
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Die Software-Erlöse stiegen den Angaben zufolge währungsbereinigt um 8% auf 7,39 Mrd. Dollar. Dieser Geschäftsbereich ist üblicherweise eine Stütze der Bilanz. Daher sei das Enttäuschungspotenzial groß, erläuterte Portfoliomanager Dan Morgan vom Vermögensverwalter Synovus.

Auftragsbestand wächst schneller

Wegen der unsicheren Konjunkturaussichten und der Handelsstreitigkeiten fokussierten sich viele Kunden auf Investitionen in zukunftsträchtige Bereiche wie KI, erläuterte IBM-Finanzchef Jim Kavanaugh in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Firmenchef Krishna wies darauf hin, dass sich das Wachstum des Auftragsbestands rund um KI beschleunige und nun bei 7,5 Mrd. Dollar liege.

Auf einen Ausblick für das laufende Quartal verzichtete IBM wieder. Bei der Vorlage der Zahlen im April hatte der US-Konzern mit dieser Tradition gebrochen. Als Grund nannte Kavanaugh die damaligen Turbulenzen an den Devisenmärkten. Diese waren eine Folge der angekündigten US-Einfuhrzölle. „Die Wechselkurse haben sich inzwischen stabilisiert, daher kehren wir zu unserem Standardverfahren zurück“, ergänzte der Manager.