Wirtschaftsprüfung und Beratung

BDO nähert sich Schwelle von 500 Mill. Euro Umsatz

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft BDO zeigt hohe Wachstumsdynamik in allen Geschäftsbereichen. Die ESG-Teams sind trotz Omnibus-Initiative der EU weiterhin ausgelastet.

BDO nähert sich Schwelle von 500 Mill. Euro Umsatz

BDO nähert sich Schwelle
von 500 Mill. Euro Umsatz

swa Frankfurt

BDO kommt in Deutschland mit hoher Dynamik voran. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft hat den Umsatz im Geschäftsjahr 2023/24 (zum 30.9.) erneut zweistellig um 14,2% auf 461 Mill. Euro ausgebaut. Der Zuwachs sei ohne Zukäufe gelungen und verteile sich auf alle Geschäftsbereiche, unterstreicht Co-CEO Parwäz Rafiqpoor am Dienstag im Pressegespräch.

Das vergangenen Geschäftsjahr sei von hoher Volatilität geprägt gewesen. BDO sei in allen Segmenten von Kunden stark frequentiert gewesen. „Der Markt sucht einen weiteren globalen Player mit internationalen Netzwerk“, sagt Rafiqpoor mit Blick auf die Positionierung von BDO hinter den vier Marktführern PwC, KPMG, Deloitte und EY.

BDO investiert in Personal und Technologie

Die langfristigen Investitionen in Personal und Technologie zahlen sich aus, erklärt Co-CEO Andrea Bruckner den Erfolg. Die Zahl der Mitarbeitenden in Deutschland sei im abgelaufenen Turnus um 6,5% auf 3.250 erhöht worden. Global investiere BDO einen dreistelligen Millionenbetrag in Technologien, um die KI- und Digitalisierungsstrategie voranzutreiben.

Kerngeschäft bleibt den CEOs zufolge der umsatzstärkste Bereich Audit & Assurance, wo sich im vergangenen Geschäftsjahr erstmals das Mandat als Abschlussprüfer von SAP niedergeschlagen habe. Das Prüfungshonorar von EnBW werde dagegen erst im laufenden Turnus in größerem Umfang zum Umsatz beitragen. Namhafte neue Mandate im laufenden Jahr seien Bauhaus und die deutsche Einheit der chinesischen Bank ICBC. BDO ist im chinesischen Markt nach eigenen Angaben die zweitgrößte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Als Sparringspartner gesucht

BDO zeigt Zuversicht auch für den laufenden Turnus. Das Geschäft läuft nach den Worten von Bruckner bislang „sehr, sehr zufriedenstellend“. Das Wachstum soll zum Stichtag prozentual hoch einstellig bis zweistellig ausfallen, so dass die Marke von 500 Mill. Euro Umsatz geknackt werden sollte.

Gesucht sei BDO nach wie vor in der Begleitung von Transformationsprojekten, in Nachfolgeprozessen sowie in Cybersecurity und Nachhaltigkeit. „Die Unternehmenssteuerung in volatilen Zeiten ist ein Riesenthema. Wir sind Sparringspartner für die Kunden in dem Prozess“, sagt Bruckner.

ESG-Teams weiterhin ausgelastet

Aus der Omnibus-Initiative zur Reduzierung und zeitlichen Verlagerung von ESG-Berichtspflichten sieht sich BDO nicht nennenswert beeinträchtigt. Viele Unternehmen seien zwar auf die Bremse getreten, die ESG-Teams der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft seien dennoch ausgelastet, sagt Bruckner. Nachhaltigkeitsprojekte würden weiter vorangetrieben, es gehe in dem Thema ja auch nicht nur um „Formalismen und Reporting“. „Viele Unternehmen sehen ESG als Wettbewerbsvorteil, deshalb machen sie weiter“, ergänzt Rafiqpoor.

In der Diskussion über die womöglich zu starre Regulierung des Berufsstands in Deutschland mit Blick auf das Fremdbesitzverbot sehen die Co-CEOs keine Veranlassung für grundlegende Veränderungen. Für ihr Haus sähe man keinen Vorteil darin, eine Private-Equity-Gesellschaft als Finanzinvestor aufzunehmen, sagt Rafiqpoor. Ein freier Beruf, der nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sei, vertrage sich nicht zwingend mit einer Optimierung der Honorare, gibt er zu bedenken.

Kein Interesse an Finanzinvestoren

Die deutsche BDO hat mit dem ehemaligen Vorstandschef Holger Otte einen Ankeraktionär. Das Selbstverständnis, dass eine Beteiligung von Private Equity „derzeit nicht passt“ werde aber im gesamten internationalen Netzwerk geteilt. Weltweit hat das BDO Netzwerk 120.000 Mitarbeitende und zuletzt 15 Mrd. Dollar Umsatz. Mitspracherechte eines externen Investors in der Unternehmensstrategie und ein Fokus auf kurzfristigen Geschäftserfolg und entsprechende Anreizstrukturen, halte man für nicht vereinbar mit der BDO-Unternehmenskultur, so Bruckner.

Für andere Praxen könne die Hereinnahme eines externen Investors natürlich durchaus sinnvoll sein. Rafiqpoor rechnet mit weiteren Engagements von Private Equity speziell im Segment der Steuerberatung, das weniger einer Aufgabe im öffentlichen Interesse verpflichtet sei als die Abschlussprüfung.

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