Biotechnologie

Biotech will Investoren dauerhaft überzeugen

Mit den Impfstofferfolgen gegen Corona hat sich die deutsche Biotechindustrie ins Rampenlicht gesetzt. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Branche als Assetklasse nicht mehr in Frage gestellt wird.

Biotech will Investoren dauerhaft überzeugen

swa Frankfurt

 Die Covid-Krise markiert einen Wendepunkt für die deutsche Biotechindustrie – auch für Firmen, die in ihrer Forschung keinen direkten Bezug zur Pandemie haben. Die Branche hat wie schon im ersten Coronajahr größere Finanzierungsrunden gesehen mit breiter Streuung in alle Therapiegebiete, sagt Alexander Nuyken, Partner der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Der Impfstofferfolg der Mainzer Biotechfirma Biontech sowie des US-Wettbewerbers Moderna hat die Branche insgesamt öffentlich in Szene gesetzt und auch die Wahrnehmung bei Investoren positiv verändert.

Trotz der Erfolge im Kampf gegen Covid-19 seien die Herausforderungen unverändert, ergänzt Nuyken. Es gebe lange Entwicklungszyklen und -risiken für Medikamente aus der Biotech – trotz des von Biontech im Rekordtempo auf den Markt gebrachten Corona-Impfstoffs. Aus Sicht des EY-Branchenexperten hat die Impfstoffeuphorie teilweise „überzogene Erwartungen“ im Kapitalmarkt entfacht. Es habe Enttäuschungen gegeben. Als Assetklasse werde die Biotech aber nicht mehr in Frage gestellt, auch wenn es temporär eine Abkühlung gebe. Die Pipeline sei so stark wie nie zuvor, unterstreicht Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender von Bio Deutschland.

In der Finanzierung kommt der gesamten Branche das verstärkte Investoreninteresse zugute. Das ge­samte Finanzierungsvolumen belief sich 2021 immer noch auf 2,43 Mrd. Euro. Im Ausnahmejahr 2020 hatten die Firmen 3,05 Mrd. Euro eingesammelt – mehr als die Hälfte der Kapitalaufnahme entfiel dabei auf die Covid-19-Impfstoffentwick­ler Biontech und Curevac. Im Jahr 2021 betrafen die beiden Firmen nur noch 18% der Summe.

Von Risikokapitalgebern haben die deutschen Biotechfirmen im vergangenen Jahr 752 Mill. Euro erhalten; das sei der höchste Wert seit über 30 Jahren, wenn die Impfstoff-Sondereffekte unberücksichtigt bleiben. Die Venture-Capital-Runden seien im Durchschnitt mit 29 Mill. Euro größer geworden. Es habe fünf bedeutende Runden mit Tickets zwischen 64 Mill. und 132 Mill. Euro gegeben. Den höchsten Betrag sammelte Atai Life Science ein, die im vergangenen Jahr auch ihr IPO an der Nasdaq absolvierte.

Die Biotechfirmen seien mit den verbesserten Finanzierungsbedingungen deutlich besser ausgestattet als in der Vergangenheit, resümiert Nuyken. Die Unternehmen müssten nicht mehr im ständigen Fundraising-Modus agieren. Auch Anzahl und Volumen an M&A-Deals waren 2021 auf neuem Höchststand.