Beteiligungsholding

Eigenkapital bei Porsche SE steigt

Der fremdfinanzierte Erwerb einer Sperrminorität am Börsendebütanten Porsche AG sorgt bei der familiendominierten Beteiligungsholding Porsche SE kurzfristig für Umbrüche in der Bilanzstruktur.

Eigenkapital bei Porsche SE steigt

Von Stefan Kroneck, München

Für den Kapitalmarkt mag das eine Randnotiz sein, für das betroffene Unternehmen gleicht das einer Zäsur. Es geht um die Struktur der Passivseite der Bilanz der börsennotierten Beteiligungsholding Porsche SE, hinter der die beiden Familienzweige Porsche und Piëch stehen.

Dem Zwischenbericht des Volkswagen-Mehrheitsaktionärs (53,3% der Stimmrechte) zufolge wuchs zwar das Eigenkapital per 30. September deutlich, dessen Anteil an der Bilanzsumme schrumpfte allerdings spürbar. Demnach stieg das Eigenkapital in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 27% oder 11 Mrd. auf nahezu 52 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalquote schrumpfte aber bei der auf 62 Mrd. Euro aufgeblähten Bilanzsumme um fast 16 Prozentpunkte auf „nur“ noch 83,3%.

Der Grund dieser Verschiebungen in der Bilanzstruktur ist der fremdfinanzierte Erwerb der Sperrminorität von 25% plus eine Aktie am Börsenneuling Porsche AG. Der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern, zu dem auch weiterhin der Sportwagenbauer gehört, und die ebenfalls in Stuttgart residierende Beteiligungsgesellschaft einigten sich zum Porsche-IPO am 29. September auf den Kaufpreis zum Erwerb des Pakets.

Die kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten sprangen dadurch auf 10,1 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Ende 2021 waren es nur 3 Mill. Euro. Bis dahin war die Aktivseite der Bilanz des schwäbischen Dax-Mitglieds nahezu komplett mit Eigenmitteln gedeckt. Unter den Blue Chips ist die Porsche SE auf diesem Feld eine Ausnahmeerscheinung.

Die aktuelle Eigenkapitalquote dürfte aber nur vorübergehend sein. Diese wird wieder steigen. Denn Anfang 2023 wird die Porsche SE die ihr zustehende Ausschüttung aus der Sonderdividende von VW auf Basis des Emissionserlöses aus dem Börsen-Comeback der Porsche AG verbuchen. Der Anteil der Porsche SE daran beträgt 3,1 Mrd. Euro. Hinzu kommen die gemäß ihrer Kapitalanteile zu verbuchenden Gewinne und Bewertungseffekte aus den beiden Kernbeteiligungen – neben VW ist dies nun die Edelmarke aus Stuttgart-Zuffenhausen. Von einem Bankenkonsortium nahm die Porsche SE insgesamt 8,9 Mrd. Euro auf.

Die dynastisch auftretende Unternehmerfamilie hat ein recht ambivalentes Verhältnis zu Kreditinstituten. Politik des Clans ist es, Banken möglichst herauszuhalten. Das hat mit der Geschichte zu tun. Firmengründer Ferdinand Porsche galt in den Anfangsjahren als „nicht kreditwürdig“. Das war in der Zeit der „großen Depression“ nach dem Börsencrash 1929. So etwas prägt. Als 2007 die Porsche AG versucht hatte, mit Hilfe von Finanzderivaten über Banken den Dax-Riesen VW zu schlucken und in der seinerzeit aufkommenden Finanzmarktkrise daran scheiterte, war das für den Familiensprecher Wolfgang Porsche ein Einschnitt. Das gelungene Börsen-Comeback der Porsche AG ist für ihn daher eine Genugtuung nach seiner damaligen Niederlage im Machtkampf.

Porsche SE
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20222021
Beteiligungsergebnis37283348
Finanzergebnis−4−8
Ergebnis vor Steuern38743302
Nettoergebnis*40293299
Sonstiges Ergebnis46152130
Gesamtergebnis86445428
Cashflow841736
Eigenkapital5162440635
in % der Bilanzsumme83,399,2
*) darunter 96 (−5) Mill. Euro aus nicht fortgeführten AktivitätenBörsen-Zeitung
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